Sieg und WM-Führung
Totaler Triumph für Kubica in Montreal
08.06.2008
Ein Jahr nach seinem lebensgefährlichen Unfall hat Robert Kubica am Sonntag den Formel-1-GP von Kanada gewonnen und führt damit in der Weltmeisterschaft.
Der Pole profitierte am Sonntag von einem kuriosen Boxengassen-Crash zwischen Lewis Hamilton und Kimi Räikkönen und gewann 16,4 Sekunden vor seinem deutschen Teamkollegen Nick Heidfeld den GP von Kanada.
Damit wurde auch der erste Sieg für BMW-Sauber zum totalen Triumph. Das chaotische Sensationsrennen komplettierte David Coulthard, der als Dritter vor dem Deutschen Timo Glock (Toyota) den zweiten Podiumplatz für Red-Bull-Racing herausfuhr.
Planmäßiger Start
Der für seine chaotischen Szenen
berüchtigte Kanada-GP mit seinem mehrfach nur notdürftig reparierten und
äußerst rutschigen Asphaltband begann zunächst programmgemäß. Pole-Mann
Hamilton kam im McLaren gut vor Kubica weg und war dem Polen um bereits
sieben Sekunden enteilt, als der deutsche Monaco-Pechvogel Adrian Sutil mit
Defekt ausrollte. Er parkte seinen kurz sogar brennenden Force India an so
ungünstiger Stelle, dass das Safety Car raus musste. Dadurch wurde Hamiltons
Vorsprung von fast sieben Sekunden wieder auf null reduziert.
Es war letztlich der Vorfall, der das ganze Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve auf den Kopf stellte. Denn nachdem die Boxenstraße geöffnet worden war, kamen die meisten Frontrunner sofort zum Tanken an die Box.
Crash als Aufreger
Die Szene des Tages passierte dann bei der
Boxenausfahrt. Während Räikkönen und Kubica ordnungsgemäß nebeneinander an
der roten Ampel stehen blieben, übersah der ungestüme Hamilton das
Stopp-Zeichen und krachte in das Heck des Ferrari von Räikkönen. Für beide
bedeutet dies das Aus, für Hamilton auch den Verlust der WM-Führung. "Ich
habe zu spät gemerkt, dass die Ampel rot war. So etwas passiert eben, sorry
Kimi", gab sich der Engländer nicht im geringsten peinlich berührt.
Er hätte beim Crash auch Kubica treffen können, aber Hamilton wich nach links aus und traf den Ferrari, während der BMW des Polen unbehelligt blieb. Zunächst profitierte aber Heidfeld, der draußen geblieben war und dadurch von Platz acht plötzlich an die erste Stelle gespült wurde. Weil Kubica dann auch noch im Stau steckte, fuhr der Deutsche soviel Vorsprung heraus, dass er kurz sogar an der Spitze blieb, obwohl bei seinem einzigen Stopp das Auto randvoll getankt hatte.
Hamilton muss in Frankreich-GP zehn Startplätze zurück
Lewis
Hamilton ist für den von ihm verschuldeten Unfall mit dem finnischen
Weltmeister Kimi Räikkönen (Ferrari) bei der Boxenausfahrt hart bestraft
worden. Der McLaren-Fahrer wird in der Startaufstellung beim Grand Prix von
Frankreich am 22. Juni in Magny Cours um zehn Positionen zurückgereiht
werden. Dieses Urteil haben am Sonntag die Stewards gefällt.
Kubica unschlagbar
Aber der Deutsche wurde im schwereren BMW
bald von Kubica überholt und ab da hieß wie kurz darauf im Fußball auch in
Kanada das Duell Polen gegen Deutschland. Mit am Ende einem klaren Sieg für
Polen. Denn als der 23-Jährige aus Krakau freie Fahrt hatte, fuhr er
seinerseits so viel Vorsprung heraus, dass er auch trotz seiner zwei Stopps
problemlos in Führung blieb. Praktisch mit dem Anpfiff in Klagenfurt fuhr
Kubica erstmals in seinem Leben als GP-Sieger über die Ziellinie. Nach 7 von
18 Läufen führt der Pole mit 42 Punkten in der WM vor Hamilton und Felipe
Massa (je 38), der im Ferrari Fünfter geworden war.
"Unglaublich. Vor allem der Doppelsieg ist sensationell für BMW-Sauber. Wir waren heute zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle", gab sich Kubica trotz des historischen Momentes gelassen. An die rennentscheidende Szene an der Boxenausfahrt erinnerte er sich so: "Ich dachte nur noch, schau, dass du hier wegkommst."
Podiums-Überraschunggast Coulthard
Die dritte große
Überraschung war der 62. Podiumsplatz für Coulthard, der ebenfalls auf eine
Einstopp-Strategie gesetzt hatte. Damit bewies der 37-jährige Routinier, der
zur Hälfte des Rennens für eine Runde sogar geführt hatte, dass er doch noch
nicht zum alten Eisen zählt. Damit nimmt Red Bull Racing in der
Konstrukteurs-Wertung Rang vier ein.
"Mit der Strategie haben wir fast alle abgehängt, so etwas hätte ich nie erwartet", gestand der Schotte. Als Achter holte Sebastian Vettel nach heroischem Kampf gegen den McLaren von Heikki Kovalainen Platz acht und einen WM-Punkt für Toro Rosso. Der junge Deutsche soll 2009 Coulthard bei Red Bull ersetzen.