Berger

"Vettel kann heuer Titel holen"

22.04.2009

Gerhard Berber und die F1. Hier verrät der Tiroler, warum er Vettel schon heuer den Titel zutraut und erklärt die Stärken von Button.

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Er war 25 Jahre im Vollgas-Business erfolgreich unterwegs. Heuer lässt Gerhard Berger aber die Formel 1 links liegen, was aber nicht heißt, dass er die Rennen nicht vor dem Fernseher verfolgt. Vor allem über die Siege von Red Bull Racing und Sebastian Vettel und davor von Jenson Button und Brawn GP haben den Tiroler sehr gefreut.

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Aus gutem Grund: Sowohl Vettel als auch Button haben Berger einiges zu verdanken – beide hatte er unter seinen Fittichen. Auf Vettel hatte er schon sehr früh ein Auge geworfen. „Auf ihn aufmerksam gemacht hat mich Michael Schumacher vor etwa elf Jahren bei einem Mauritius-Urlaub“, erzählt Berger. Unvergessen die Fotos von Vettel und Berger bei der Siegerehrung in Monza 2008. Der Deutsche hatte für Toro Rosso (Berger war bis letzte Saison Hälfteeigentümer) den ersten Sieg eingefahren. Button hingegen wurde von Berger überhaupt in die Formel 1 geholt. Keiner kennt die derzeit schnellsten Piloten besser als der Tiroler.

ÖSTERREICH: Herr Berger, trauen Sie Sebastian Vettel den WM-Titel zu?
Gerhard Berger: Ich traue ihm alles zu. Sebastian kann sogar schon heuer Weltmeister werden, denn gerade in dieser Saison ist die Konstellation für Red Bull Racing hervorragend. Vettel und dieses Auto, das ist einfach die ideale Kombination.

ÖSTERREICH: Bernie Ecclestone sagt, Vettel sei besser als Lewis Hamilton ...
Berger: Von diesem Vergleich halte ich überhaupt nichts. Natürlich ist Sebastian sehr gut. Er ist ein ganz normaler Mensch, der sehr talentiert ist. Er ist fleißig, sehr bodenständig und macht einen guten Job. Ich habe einmal gesagt, dass er ausschaut wie 15, aber 21 ist und wie ein 30-Jähriger denkt. Dieser Satz gilt noch immer.

ÖSTERREICH: Der nächste Grand Prix steigt in der Gluthölle von Bahrain. Gibt’s wieder einen Sieg von Red Bull?
Berger: Die Leistung von Vettel und Red Bull wird die ganze Saison anhalten, weil die Basis mit dem guten Auto stimmt. Sicher ist ihnen in Shanghai der Regen zugutegekommen, aber sie werden auch im Trockenen sehr bald ganz vorne mitmischen.

ÖSTERREICH: Vettels Vertrag läuft bis Ende 2010. Deutsche Medien würden ihn gerne in einem deutschen Auto sehen. Wie schwer wird es für Red Bull werden, Sebastian Vettel zu halten?
Berger: Bis dahin ist es noch so lange und es wird noch sehr viel passieren. Da kann man überhaupt noch nichts sagen. Momentan sitzt er im besten Auto und es gibt für ihn überhaupt keinen Grund, woanders hinzugehen.

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zur bisherigen Performance von Jenson Button?
Berger: Er hat endlich einmal ein gutes Auto. Button war immer schnell, hat einen sehr weichen Fahrstil. Wir haben ihn damals in die Formel 1 geholt. Allerdings hat ihm im Zweikampf ein bisschen der Killerinstinkt gefehlt. Aber bis jetzt hat er alles richtig gemacht.

ÖSTERREICH: Wie beurteilen Sie das neue Kräfteverhältnis in der Formel 1?
Berger: Es ist doch gut, wenn momentan alles durcheinandergewirbelt wird. Die großen Teams sind auf Aufholjagd und werden irgendwann Mitte der Saison aufschließen. Die Frage wird sein, ob es dann noch reicht, in den Punkterängen etwas zu bewirken. Denn eines ist sicher: Red Bull hat noch Reserven. Und im Grunde haben sie das beste Auto.

ÖSTERREICH: Und was ist mit Ferrari los?
Berger: Das sind ganz normale Zyklen. Ferrari hat in den letzten zwei Jahren die stärksten Leute verloren. Von Michael Schumacher über Ross Brawn bis Jean Todt. Das hinterlässt natürlich Spuren. An der Spitze rechne ich mit Ferrari heuer nicht mehr. Die Probleme sind zu unterschiedlich.

ÖSTERREICH: Schumi hat als Ferrari-Berater empfohlen, die Saison gleich abzuhaken und fürs nächste Jahr zu planen. Was sagen Sie dazu?
Berger: Das ist kein gutes Zeichen, auch wenn es nicht die richtige Taktik ist. Da Michael aber die Situation sicher besser kennt als ich, gehe ich davon aus, dass er für Ferrari schwarz sieht.

Interview: Walter Unterweger/ÖSTERREICH

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