WM 2010 - Ein Vierkampf und das große Comeback

03.03.2010

Großes steht bevor. Die Formel-1-WM könnte zu einer der am meisten beachteten der vergangenen Jahre werden. Und das ist nicht nur dem Sensations-Comeback von Rekordweltmeister Michael Schumacher zu verdanken. Selten zuvor hatten so viele Fahrer ernsthafte Titelchancen, zumindest acht sind es an der Zahl - jene aus den vier Topteams Ferrari, McLaren, Red Bull und dem Brawn-Nachfolger Mercedes GP.

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Kaum ein Stein ist im Establishment der Formel 1 auf dem anderen geblieben - vor allem, was die Fahrer betrifft. Während Mercedes mit seinem neuen Werksteam auf Superstar Schumacher und dessen deutschen Landsmann Nico Rosberg setzt, wird McLaren zur gänzlich britischen Affäre - mit den beiden vergangenen Weltmeistern Lewis Hamilton und Jenson Button. Von den "Big Four" setzte lediglich Red Bull auf dem Pilotensektor auf Kontinuität.

Der große Coup könnte aber Ferrari gelungen sein. Die Italiener haben nicht nur beim Auto mächtig aufgeholt, sondern mit dem Spanier Fernando Alonso einen Ausnahmekönner an Bord geholt. Grund genug für viele Konkurrenten, der Scuderia vor Saisonstart die Favoritenrolle in die Schuhe zu schieben. "Ferrari ist das Team, das es zu schlagen gilt", meinte etwa Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der auf Sebastian Vettel und Mark Webber hofft.

Ferrari hat ein Seuchenjahr hinter sich. Kimi Räikkönen verabschiedete sich mit einem einzigen Sieg in Spa in die Rallye-WM, Felipe Massa verpasste nach einem schweren Unfall in Ungarn die zweite Saisonhälfte. Platz vier in der Konstrukteurs-WM war die katastrophale Ausbeute, doch mit Alonso ist wieder Selbstvertrauen eingekehrt in Maranello. "Wir sind den hohen Erwartungen gewachsen", versprach der Doppel-Weltmeister.

Alonso hat selbst eine zweijährige Durststrecke bei Renault hinter sich, Ferrari hatte schon lange als seine Traumdestination gegolten. "Das ist das beste Auto, das ich jemals gefahren bin", kam der 28-Jährige nach den Tests in Barcelona nicht umhin zu schwärmen. Alonso will Jagd auf Schumacher machen, der mit Ferrari bis 2004 fünf WM-Titel in Serie geholt hatte - und die Rückkehr des Deutschen gibt ihm sogar die Chance auf ein direktes Duell.

Es ist das Comeback des Jahres, vielleicht sogar das Jahrzehnts. 2006 hatte Schumacher bei Ferrari seinen Rücktritt vom Rennsport erklärt. Bei Mercedes unterzeichnete der 41-Jährige nun sogar einen Drei-Jahres-Vertrag, er dürfte es ohne Adrenalinschub nicht ausgehalten haben. "Unser Ziel ist es natürlich, um den Titel zu fahren", erklärte Schumacher. Wenngleich er zuletzt in Barcelona einen kleinen Rückstand eingestanden hatte.

"Wir sind nicht in der Position, in der wir gerne sein würden", sagte Schumacher. Die Favoriten sind daher zum Auftakt andere - neben Ferrari auch McLaren. Zwei Weltmeister sind kein Novum im britischen Traditionsteam. Die Persönlichkeiten von Hamilton und vor allem Button lassen Hahnenkämpfe aber absurd erscheinen. "Man kann gar keinen besseren Teamkollegen haben als den amtierenden Weltmeister", streute Hamilton seinem Landsmann Rosen.

Beim Saisonstart am 14. März in Bahrain werden nicht nur die Auswirkungen des neuen Punktesystems (25 Zähler für den Sieger), sondern auch jene des Tankverbots interessant zu beobachten sein. Die Autos reagieren mit bis zu 170 kg Sprit an Bord deutlich träger, das Fahrverhalten ändert sich. So könnten einzelne Teams im Qualifying, einzelne im Rennen schnell sein. Schumacher etwa gab sich "erstaunt, wie gut sich das Auto mit vollen Tanks anfühlt".

Hinter den "Big Four", die eng beisammen scheinen, drängt sich ein dichtes Mittelfeld. Davon hatten Williams, Force India, Sauber und Toro Rosso einen guten Eindruck gemacht, Renault war nicht wirklich in die Gänge gekommen. Den Neulingen dürfte noch einiges fehlen - teils mehr als drei Sekunden pro Runde. Am Standfestesten hatte sich Lotus präsentiert, für die Traditionsmarke fahren mit Jarno Trulli und Heikki Kovalainen auch arrivierte Piloten.

Ein großes Fragezeichen steht unterdessen noch hinter dem Antreten von Campos und US F1. Der spanische und der US-amerikanische Rennstall haben eineinhalb Wochen vor dem ersten Rennen noch immer kein Auto und keinen zweiten Fahrer präsentiert, stecken in schweren finanziellen Nöten. Als möglicher Ersatz steht Stefan GP bereit. Das serbische Team, das im Vorsommer keine Lizenz erhalten hatte, hat bereits Material nach Bahrain gebracht.

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