Der "Joker" im Finale

Djokovic stoppt Thiem im Madrid-Halbfinale

11.05.2019

Siegesserie des Niederösterreichers gerissen.

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Madrid. Nach acht Siegen en suite hat die Nummer 1 der Tennis-Herren am Samstag den Lauf von Dominic Thiem gestoppt. Der Barcelona-Champion verpasste den Final-Hattrick beim Masters-1000-Event in Madrid und musste sich Topstar Novak Djokovic nach 2:22 Stunden Kampf mit 6:7(2),6:7(4) beugen. Damit wird es vorerst nichts mit dem ersten 1000er-Titel für Thiem auf Sand, der nun in Rom die nächste Chance hat.

Thiem, der am Vortag den Grand-Slam-Rekordgewinner Roger Federer in drei Sätzen bezwungen hat, musste sich einem ausgerasteten Djokovic im achten Duell zum sechsten Mal beugen. Djokovic hatte das Viertelfinale ja kampflos gewonnen, weil Marin Cilic (CRO) eine Lebensmittelvergiftung erlitten hatte. Der 15-fache Major-Sieger zeigte aber, dass man auch bei den French Open mit ihm rechnen kann. Djokovic trifft am Sonntag auf den Spanier Rafael Nadal oder den Griechen Stefanos Tsitsipas.

Thiem spielte am Samstag an der Seite von Diego Schwartzman (ARG) auch noch im Doppel-Halbfinale. Seine Pressekonferenz wollte er erst danach geben. Sein nächster Einzel-Einsatz ist kommende Woche beim nächsten 1000er-Turnier in Rom. Die French Open beginnen übrigens am Sonntag in zwei Wochen.
 

"Dominic derzeit bester Spieler auf diesem Belag"

"Dominic ist derzeit der beste Spieler der Welt auf diesem Belag. Er hat in dieser Saison Siege gegen Rafa und Roger, er hat Barcelona gewonnen und spielt auf wirklich hohem Level. Er hat auch in Indian Wells gewonnen", lobte Djokovic, der Thiem bei dessen Abgang vom Platz auch applaudierte, den Niederösterreicher. Der Serbe war mit seiner Performance sehr zufrieden. "Ich habe in beiden Tiebreaks wirklich gut gespielt. Das war mein bestes Sandmatch in dieser Saison." Zudem war er zufrieden, dass er die Nerven bewahrt hat "Ich dachte, ich hätte das Match bei 6:5 im zweiten Satz ausservieren sollen, aber Respekt für ihn, dass er es ins Tiebreak geschafft hat."
 
Das Match war wie erwartet völlig anders als das Viertelfinale gegen Federer. Während der Schweizer die schnelle Entscheidung gesucht hatte, auch um Thiem keinerlei Rhythmus zu geben, ist die Spielweise von Djokovic auf lange Grundlinien-Duelle, Zermürben des Gegners und auch Konter ausgelegt.
 
Im Gegensatz zum Vortag nutzte Thiem diesmal seine erste Breakchance. Der 13-fache Turniersieger nahm dem Serben, der die vergangenen drei Grand-Slam-Turniere gewonnen hat, zum 2:1 den Aufschlag ab. Thiem zog auf 3:1 davon, musste dann aber nach zwei großartigen Rallyes zugunsten des Weltranglisten-Ersten im sechsten Game das Rebreak zur Kenntnis nehmen. Heikel wurde es für den "Djoker", der die Bälle vor dem Service wie so oft rund 15 Mal aufspringen ließ, im neunten Game. Nach einer Verwarnung wegen Zeitüberschreitung musste er nach der zweiten Verwarnung bei 15:40 gar den ersten Aufschlag auslassen. Dennoch gelang es dem noch 31-Jährigen, das Break zu verhindern.
 

Satz nach 56 Minuten ins Tiebreak 

Der Satz ging dann nach 56 Minuten ins Tiebreak, auch weil Thiem in Sachen Aufschlag nicht ganz so überzeugend war. Djokovic erwischte dann das bessere Tiebreak, während Thiem doch einige Fehler unterliefen. Nach starker Defensivarbeit gelang Djokovic die 4:1-Führung und nach 64 Minuten letztlich verdient die 1:0-Satzführung.
 
Sowohl im zweiten als auch im vierten Game musste Djokovic im zweiten Durchgang jeweils einen Breakball abwehren, bei 1:2 nach einer neuerlichen "time violation" bei Einstand zeigte er seine Abgebrühtheit mit seinem erst zweiten Ass (mit dem zweiten Service) und glich in der Folge zum 2:2 aus. Im sechsten Spiel nutzte Thiem aber aus seiner Sicht endlich den dritten Breakball zur 4:2-Führung, Djokovic gelang jedoch das sofortige Rebreak und dann das 4:4. Ein zu fehlerhafter Thiem musste dann sein Service zum 5:6 abgeben, doch er schaffte seinerseits das vorerst rettende Rebreak zum zweiten Tiebreak.
 
In diesem verwandelte Thiem einen 0:2-Rückstand noch zum 3:2, doch ein Doppelfehler zum 3:5 stellte die Weichen zum Sieg von Djokovic. Nach 2:22 Stunden nutzte der Weltranglisten-Erste den ersten Matchball.
 
Thiem hat nun wieder 360 ATP-Zähler sowie 312.215 Euro brutto Preisgeld geholt. In Rom könnte er mit gutem Abschneiden wieder viele Punkte sammeln, denn im Vorjahr war er nach einem Freilos gleich im ersten Match gescheitert.
 

Reaktion Bresnik

Thiem-Manager Günter Bresnik hat den Auftritt von Dominic Thiem gegen Novak Djokovic trotz der Niederlage gelobt. "Auch wenn er das Match verloren hat, das war vom Niveau her eines der besten Spiele in der heurigen Sandplatz-Saison. Man kann nicht sagen, dass er es unglücklich verloren hat, aber im Endeffekt hat er wesentlich mehr Chancen gehabt", konstatierte Bresnik gegenüber der APA.
 
Jene Chancen habe Djokovic "teilweise unglaublich" abgewehrt und "die Tiebreaks hat der heute außergewöhnlich gut gespielt, da hat Dominic ein, zwei Schnitzer gemacht." Zudem, so Bresnik, habe Thiem, wenn dieser von der Grundlinie aggressiv gespielt habe, Djokovic "komplett dominiert".
 
Zum ersten Doppel-Halbfinale Thiems auf 1000er-Niveau meinte Bresnik: "Das ist für mich natürlich eine Überraschung, weil einen (Oliver) Marach muss man erst einmal schlagen, aber der ist einfach ein guter Tennisspieler." Wenn Thiem gut serviert und retourniert sei er besser als der Rest. "Mir hat (Julian) Knowle schon einmal gesagt, dass Domi ein Riesen-Doppelspieler wäre."

Thiem vs. Djokovic: 6:7, 6:7

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