Allrounder-Angriff
Marco Schwarz: Sein Speed-Geheimplan für Olympia
18.08.2025In den letzten heißen Sommertagen holte sich Ski-Allrounder Marco Schwarz (30) an den Seen seiner Kärntner Heimat Abkühlung. Ende der Woche übersiedelt er zu Starcoach Andreas Evers und dessen Speedgruppe in den Chile-Winter. Der Countdown für Olympia 2026 läuft.
Die Comeback-Saison nach Kreuzbandriss (Dezember 2023) und Bandscheibenvorfall (August 2024) erwies sich für Schwarz schwieriger als erwartet. Doch nach Urlaub im Baskenland und den ersten Kondi-Blöcken ist der Optimismus zurück, "Ich bin sehr happy, weil mein Körper wieder mitspielt", so der seit Samstag 30-Jährige vor dem Abflug nach Santiago de Chile. Das erste Einschwingen auf dem Gletscher im Schweizer Saas Fee letzte Woche hat Blacky "noch hungriger auf Schnee" gemacht.
Beim Speed-Camp mit RTL-Weltmeister Raphael Haaser, Downhill-Routinier Vincent Kriechmayr & Co. kann sich Schwarz richtig austoben. Zehn Tage will er auf den Winterpisten in Portillo, La Parva oder El Colorado an seinem Speed-Können arbeiten und damit quasi die Comeback-Stufe 2 zünden. In der vergangenen Saison hatte sich der Allrounder auf seine ursprünglichen Kerndisziplinen Slalom und Riesentorlauf konzentriert. Dass dabei im RTL nicht mehr als 5. Plätze (WM in Saalbach, Weltcup in Kranjska Gora) bzw. ein 6. Platz im Kitzbühel-Slalom herausschauten war angesichts der hohen Ansprüche, die der Kombi-Weltmeister von 2021 an sich stellt, doch enttäuschend.
In der Olympia-Saison 2025/26 will "Blacky" wieder durchstarten - inklusive Speed-Disziplinen. Dabei gibt's allerdings ein Problem: Während Schwarz in der Super-G-Startliste (WCSL) als Nr. 22 innerhalb der Top 30 losfahren darf, droht ihm in der Abfahrt eine hohe Startnummer. Deshalb sagt er: "Bevor ich nicht 500 Punkte hab, werd ich keine Abfahrt fahren." Das ist - vorausgesetzt Schwarz bleibt verletzungsfrei - nur eine Frage der Zeit.
Schwarz war, als er sich am 28. Dezember 2023 bei der Abfahrt in Bormio das Kreuzband gerissen hatte, Gesamtweltcup-Führender. Zuvor hatte er in Gröden die Plätze 5 (Super-G) und 9 (Abfahrt) belegt, beim RTL in Alta Badia war er Zweiter gewesen und hatte den Slalom in Madonna gewonnen - als letzter Allrounder mit Podest-Potenzial in allen Disziplinen.
Speedchef Evers: "Schwarz konzentriert sich auf die Disziplinen, die er gewinnen kann"
Genau da liegt das Problem: Schafft Schwarz noch einmal den Spagat zwischen Slalom und Abfahrt? Evers: "Unglaublich, was Marco bis zu seiner Verletzung abgeliefert hat. In diesem Umfang wird er das wahrscheinlich nicht mehr schaffen, weil ihm der Körper doch Signale schickt. Nichtsdestotrotz kann er in der Abfahrt wieder richtig gut werden." Der neue ÖSV-Speedchef zeigt Verständnis dafür, dass Schwarz den Slalom (noch) nicht fallen lassen will ("Schließlich hat er da die kleine Kugel gewonnen"): "Er muss sich für die Disziplinen entscheiden, in denen er gewinnen kann."
Zur Erinnerung: Bei der WM 2023 in Courchevel rettete Schwarz in seiner erst zweiten Abfahrt (nach Platz 6 in Wengen) als Vierter unsere Downhill-Ehre, im Super-G war er 17 Hundertstel hinter dem Top-Österreicher Haaser (5.) Sechster. Zeit, dass Blacky diese offene Speed-Medaillenrechnung bei Großereignissen begleicht. Am besten bei der Olympia-Abfahrt und Super-G in Bormio 2026.