Abfahrts-Weltmeister der große Gejagte

Feller, Schwarz & Co. wollen Goldjunge Odermatt die Show stehlen

17.02.2023

Drei Chancen haben die ÖSV-Stars noch den Goldfluch bei der WM in Courchevel/Meribel zu beenden. Am Freitag könnte aber Abfahrtsweltmeister zum großen Spielverderber werden.

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© GEPA/Getty
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Marco Odermatt greift am Freitag (ab 10 und 13.30 Uhr im Sport24-Liveticker) nach seiner zweiten WM-Goldmedaille. Im Riesentorlauf hat der Schweizer in dieser Saison bis auf ein Rennen immer gewonnen, wenn er am Start stand. Ein Herausforderer ist Henrik Kristoffersen, der 2019 bereits Riesentorlauf-Weltmeister war. Für die österreichische Mannschaft wollen in Courchevel Manuel Feller, Marco Schwarz, Stefan Brennsteiner und Raphael Haaser eine ÖSV-Serie am Leben erhalten.

 

In der ersten Kitzbühel-Abfahrt im Jänner hatte sich Odermatt eine Meniskusquetschung im linken Knie zugezogen. Er ließ daraufhin den Nacht-Riesentorlauf in Schladming aus, wo in seiner Abwesenheit Landsmann Loic Meillard seinen ersten Sieg in der Disziplin feierte. Davor hatte Odermatt vier von fünf Riesentorläufen gewonnen, nur in Alta Badia hatte er sich dem Norweger-Duo Lucas Braathen und Kristoffersen geschlagen geben müssen. In keiner Disziplin ist die Dominanz des Schweizers so offensichtlich und eklatant.

Bei der WM in Courchevel hat Odermatt nach dem enttäuschenden vierten Platz im Super-G mit einer überwältigenden Fahrt bereits Abfahrts-Gold gewonnen, obwohl in seinem Heimatland schon leises Misstrauen ob der Nervenstärke des Ausnahmekönners aufgekommen war. Doch Odermatt widerlegte die Zweifler, zu denen auch Ski-Legende Bernhard Russi gehört hatte, und schmiss sich nach ausgiebigem Feiern wieder ins Riesentorlauf-Training.

Kristoffersen heiß auf Hirscher-Gold

"Meine letzten Riesenslalom-Läufe sind (Anfang Jänner/Anm.) in Adelboden gewesen", sagte der 25-Jährige, der ohne großen Druck in sein letztes WM-Rennen gehen kann. Die Bedeutung einer Medaille im Riesentorlauf spielte er herunter. "Ich glaube, das spielt keine Rolle, in welcher Disziplin die Medaille ist", meinte Odermatt, der zum ersten Riesentorlauf-Weltmeister aus der Schweiz seit Carlo Janka 2009 avancieren könnte.

Für Kristoffersen liegt der bisher letzte Riesentorlauf-Sieg elf Monate zurück. Im Weltcup hatte er im März 2022 in Kranjska Gora gewonnen. "Hoffentlich kämpfen wir um den Sieg in beiden Rennen", sagte der 28-Jährige und zeigte sich zuversichtlich-gelassen: "Wir haben genug Rennen gewonnen, dass man weiß, wenn man wirklich gut fährt und alles mit dem Set-up stimmt, ist man dabei." Kristoffersen überlegte auch, im Rennen einen brandneuen Ski einzusetzen.

Feller stand in diesem Winter in Val d'Isere als RTL-Zweiter auf dem Podest. "Im Allgemeinen gehe ich mit Selbstvertrauen hinein. Die Form passt, mein Set-up habe ich auch beieinander. Es liegt schlussendlich an mir", tönte der Tiroler, der bei Großereignissen im Riesentorlauf allerdings noch nie Glück gehabt hatte: bei drei Weltmeisterschaften und zwei Olympia-Teilnahmen schaffte er es nur einmal als 15. in die Wertung. Das war 2019 bei der WM im schwedischen Aare. Zwei Ausfälle, eine Disqualifikation und ein Nicht-Antreten durchziehen seine sportliche Vita.

Brennsteiner nach Parallel-Bewerb mit Handicap

"Der 'Odi' ist halt einen Schritt voraus, die anderen sind alle etwa gleich", schätzte Feller die Ausgangslage ein. Im Riesentorlauf sei es derzeit aber prinzipiell leichter, eine Medaille zu erreichen als im Slalom, wo das Niveau extrem hoch sei. "In Schladming bin ich ohne Training einfach runtergefahren und war Vierter und habe theoretisch die Chance auf ein Podium gehabt. Das wäre im Slalom unmöglich."

Für Brennsteiner fühlte sich das Riesentorlauf-Training in Kranjska Gora zuletzt gut an. Nach seinem Sturz in der Parallel-Qualifikation haben die Knie des Salzburgers nichts Gröberes abbekommen. "Ich habe gut trainiert, fühle mich wieder sehr wohl auf den Ski. Ergebnisziele sind da relativ schwierig", erklärte Brennsteiner. "Aber es wäre cool, wenn mir zwei gute Läufe gelingen am Freitag. Ich glaube, wenn das gelingt, kann etwas relativ Cooles rauskommen."

Nächster Schwarz-Angriff

Seit 2009 in Vail/Beaver Creek hat immer ein ÖSV-Läufer im Riesentorlauf eine Medaille abgeräumt, wobei für den Löwenanteil mit einmal Gold und dreimal Silber Marcel Hirscher verantwortlich zeichnete. Zuletzt erkämpfte sich vor zwei Jahren in Cortina d'Ampezzo Schwarz die Bronzemedaille. Der Kärntner war auch im Weltcup der bisher letzte ÖSV-Mann auf dem Riesentorlauf-Stockerl, als er beim Meillard-Sieg in Schladming den dritten Platz zierte.

"Es wird sehr anspruchsvoll, es sollte sehr eisig sein. Ich will da wieder gescheit Gas geben", sagte der Kombi-Vizeweltmeister, der einen Riesentorlauf- und einen Slalom-Tag nach seinem bitteren vierten Platz in der Abfahrt am Sonntag eingelegt hatte. Seine zurückliegenden WM-Einsätze seien auf der Strecke kein Vorteil. "Der Odermatt und der Kilde sind da genau so oft runtergefahren wie ich." Haaser meinte, er wolle erneut "meine Leistung abrufen". Nach Kombi-Bronze wisse er, "dass ich dabei sein kann, wenn ich es auf den Punkt bringe".

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