ÖSV-Boss

"Alles hat super funktioniert"

17.02.2013

ÖSV-Boss Schröcksnadel zieht positive Bilanz der Heim-WM in Schladming.

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Frage: Herr Präsident, wie lautet ihre persönliche WM -Bilanz?
Peter Schröcksnadel: "Wir haben fünf Jahre dran gearbeitet, diese Weltmeisterschaft vorzubereiten. Wir hatten im Stadion für etwa 28.000 Personen Platz, konnten aber für weitere Personen Platz schaffen. Deshalb werden wir am Ende zwischen 270.000 und 300.000 Zuschauer haben. Neben dem Sport haben alle Konzepte von Sicherheit über Umwelt bis zum Verkehr gegriffen, alles hat klaglos funktioniert. Und unser Kulturprogramm reichte von Pop bis Klassik."

Frage: Was war ihr persönliches Highlight?
Schröcksnadel: "Die erste Bronzemedaille. Sie war nach den schwierigen Momenten vorher sehr wichtig."

Frage: Was sagen sie am Ende zur Kritik an der sehr patriotischen Eröffnungsfeier?
Schröcksnadel: "Auf Pseudointellektuelle horche ich nicht. Es regt sich keiner auf, wenn die Amerikaner Indianer und die Australier Aborigines herzeigen. Wir sind nun mal die Oper, die Lipizzaner, der Mozart, die Schuhplattler. Wenn ich das nicht mehr herzeigen darf und mich dafür schämen muss, dann sollten eher die Kritiker das Land verlassen."



Frage: Wie gut kam die Eröffnung ihrer Meinung insgesamt an?
Schröcksnadel: "Die Eröffnung hatte bei uns die höchste Einschaltquote seit dem Neujahreskonzert. Nur bei Olympia muss man Eröffnungsfeiern mit übertragen, so einen Vertrag hat die FIS nicht. Unsere Eröffnung haben trotzdem 28 TV-Station teilweise oder ganz übernommen. Wenn wir uns für einen Schwarzenegger oder eine weltbekannten Pianisten schämen müssen, dann hört es sich auf. 1,4 Mio. im ORF können nicht falsch liegen. Die würden abdrehen."

Frage: Was sagen sie den Kritikern, die schon zur WM-Halbzeit aufgetaucht sind?
Schröcksnadel: "Die werden schon wieder von selbst in ihre Löcher kriechen. Ratschläge nimmt man gerne und von jedem an, Zurufe von außen zu so einer Zeit halte ich aber für völlig verkehrt. Sie bringen nichts, außer dass man selbst auf sich aufmerksam machen will. Wir haben im ÖSV selbst Olympiasieger wie Hannes Trinkl und Patrick Ortlieb, die sich auch gut auskennen. Wir sind immer selbstkritisch. Aber Zurufe von außen, wenn es der Mannschaft gerade schlecht geht, sind kontraproduktiv, weil sie nicht helfen sondern schaden. Alle die hier reingehaut haben, werde ich mir merken."

Frage: Das geht jetzt auch in Richtung Hermann Maier?
Schröcksnadel: "Seine Ratschläge nehme ich an, wenn er sich persönlich mit mir in Verbindung setzt. Über seinen Berater sicher nicht. Aber Vorsicht. Viele signalisieren Bereitschaft und haben dann eh keine Zeit. Ortlieb und Trinkl kennen das. Plötzlich bist du nicht mehr der kritisierende Rennfahrer sondern der kritisierte Funktionär."

Frage: Wie gingen sie mit der Situation nach der erfolglosen Speed-Woche um?
Schröcksnadel: "Es gibt Leute, die lesen nichts und solche, die lesen alles. Jedes gesagte Wort geht in den Kopf. Wie soll da einer am nächsten Tag Leistung bringen? Es geht nicht ums Schönreden sondern darum, dass Athleten keine Maschinen sind. Sonst kannst du ja gleich direkt zur Preisverteilung gehen. Es sind Menschen. Der eine sensibler, der andere weniger. Wir haben die Mannschaft neu motiviert und gesagt, wir gehen da durch und machen unsere Medaillen."



Frage: Hatten Österreichs Athleten zu viel Heim-Druck?
Schröcksnadel: "Selbst ein Aksel Lund Svindal hat gesagt, dass er hier als Favorit viel Druck bekommt. Alle reden mit ihm und er kann sich nicht in Ruhe vorbereiten. Umso mehr ist das bei den Einheimischen."

Frage: Wie kann man sich dem entziehen?
Schröcksnadel: "Die Lehren daraus wären, am Tag vorher keine Interviews mehr zu machen. Die Läufer brauchen Ruhe. Im Fußball gibt es am Tag vor dem Match längst keine Interviews mehr. Besser wäre auch, keine Presse zu lesen, also Zeitungsverbot für Trainer und Athleten. Für Interviews am Vortag sind Trainer und Funktionäre da. Sie müssen ja auch den Kopf hinhalten, wenn die Läufer nicht gut fahren. Ich will die Athleten schützen. Unser Job ist es, die besten Voraussetzungen zu schaffen. Mit Interviews machen wir uns zwar beliebt, aber keinen guten Dienst für die Athleten."

Frage: Wann gibt es die nächste Alpin-WM in Österreich, es haben ja schon einige ehemalige Ausrichter wie Saalbach oder St. Anton Interesse für 2021 gezeigt?
Schröcksnadel: "Du kriegst nur alle zehn bis vierzehn Jahre Weltmeisterschaften. Das Interesse freut mich sehr. Sie wissen alle, was Weltmeisterschaften wert sind und wie wichtig sie für die Zukunft des Ortes sind. Die ganzen Diskussionen über angeblich hinausgeschmissenes Geld sind verwunderlich. Warum wollen Orte, die schon eine hatten, gleich wieder eine? Die Chancen, dass es sofort wieder in den gleichen Ort geht, sind aber klein. Schladming hat aber ohnehin das Nightrace."

Frage: War Schladming die beste WM aller Zeiten?
Schröcksnadel: "Wir wollten die beste WM bisher. Ob sie es war, beurteilen alle anderen, nicht wir. Da muss man Athleten und Zuschauer fragen, dort ist die Antwort. Wir kommentieren das nicht. Wir sind aber zufrieden. Alles hat super funktioniert. Und solche Sideevents wie bei uns mit Kevin Costner, Klaus Maria-Brandauer und Andreas Gabalier, das hat es ohnehin noch nie gegeben."

Frage: Bei wie vielen Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen wird man sie als Präsident noch sehen?
Schröcksnadel: "Ich bin im ÖOC und im ÖSV für vier Jahre gewählt."

Frage: Gibt es jetzt einen Urlaub für Sie?
Schröcksnadel: "Am liebsten würde ich jetzt auf einen Strand fahren. Aber das kann ich nicht, ich muss nach Val die Fiemme zur WM der Nordischen."
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