Skandal bei Jury-Entscheidung

Stefan Kraft nimmt kein Blatt vor den Mund

26.02.2021

Auch am Tag nach der fragwürdigen Jury-Entscheidung im WM-Skisprungbewerb der Frauen am Donnerstagabend gibt es noch Diskussionsbedarf. 

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© Gepa
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Die Jury hatte unmittelbar vor der Halbzeitführenden Österreicherin Marita "Sara" Kramer den Anlauf verkürzt. Die Slowenin Ema Klinec war bei 100,5 Metern gelandet, wegen angeblich aus Athletensicht besser werdender Bedingungen wurde Kramer dann weniger Anlauf gegeben.
 

Unverständnis über Jury-Entscheidung

Der Technische Delegierte Saso Komovec, dessen Landsfrau von seiner Entscheidung letztlich profitierte und Gold holte, sprach gegenüber dem ORF von einer "schwierigen Entscheidung". "Sicherheit geht immer vor. Marita ist im ersten Durchgang weit gesprungen und konnte den Sprung kaum stehen. Da können Verletzungen passieren. Im zweiten Durchgang wurde der Wind plötzlich viel besser, wir sind ein Gate runtergegangen, damit sie sicher landen kann", erklärte der Slowene. Für ihn sei dies die einzige logische Entscheidung gewesen. Es tue ihm leid, aber man habe wirklich im Sinne der Athletin handeln wollen.
 
Mario Stecher sah die Entscheidung als falsch an. Der Sportliche Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV hat Protest eingelegt - nicht gegen die Wertung des Bewerbs, sondern gegen die handelnden Personen. Dieser werde erst in den FIS-Gremien diskutiert werden, ein baldige Rückmeldung wird vom ÖSV derzeit nicht erwartet, hieß es am Freitag aus dem ÖSV.
 
"Es besagt eine ganz klare Regel - bei 95 Prozent der Hillsize muss die Jury zusammentreten und dann können sie entscheiden, ob sie den Anlauf verkürzen. 95 Prozent sind in diesem Durchgang absolut noch nicht gesprungen worden, das waren genau 100,5 m also ist es unter dieser 95-Prozent-Regel." Exakt wäre diese Marke bei 100,7 Metern erreicht gewesen.
 
Stecher störte sich vor allem an den zuständigen Herren, Komovec und auch Renndirektor-Assistent Miran Tepes (SLO). "Man sollte eventuell schauen, dass die nicht mehr bei solchen Großveranstaltungen an der Ampel bzw. als TD-Assistent dabei sind. Solche Leute sollten an der Ausübung ihres Jobs gehindert werden", meinte der Ex-Sportler gegenüber dem ORF erzürnt.
 
Rückendeckung bekamen die Österreicher auch vom deutschen Ex-Weltklassemann Sven Hannawald, der als Experte für das deutsche Fernsehen vor Ort ist. "Man hat ja Erfahrungswerte. Um die Uhrzeit ist gefühlt 365 Tage immer Rückenwind. Da muss man kurz warten und da erledigt sich das Thema von selber, wenn man dann eingreift, runtergeht und dann der Rückenwind mehr wird, hat man weniger Anlauf und auch noch schlechtere Bedingungen. Dann zerpflückst du den kompletten Anlauf. Auch mir steht die Überraschung im Gesicht, warum man das gemacht hat - speziell bei der letzten Springerin."
 
Auch Stefan Kraft äußerte Unverständnis. "Ich verstehe es nicht. Im ersten lässt man alle runterdonnern, da wird nicht verkürzt. Im zweiten, wo du 102 m hupfst, wo es am besten zum Hinspringen ist auf der Schanze, wird dann verkürzt. Also, ab und zu übertreiben sie es mit der Luken-Hin- und Her-Schieberei."
 
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