Umstellungen in der Pause

Messi diktierte Teamchef Erfolgsformel

16.06.2014

Superstar verfügte in der Pause Umstellungen - dann schlug er eiskalt zu.

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Es könnte vielleicht doch die Fußball-Weltmeisterschaft des Lionel Messi werden. Der Kapitän der Argentinier zeigte am Sonntag beim 2:1 im Maracana von Rio de Janeiro gegen Bosnien-Herzegowina in der zweiten Hälfte einige Kostproben seines Könnens, so etwa bei seinem sehenswerten Tor. In den ersten 45 Minuten aber war der Superstar nur durch Fehlpässe und Lauffaulheit aufgefallen.

Messi begründete den missglückten Auftritt vor der Pause mit Lampenfieber. "Es war mein erstes Spiel bei dieser WM, ich war angespannt und nervös", gab der vierfache Weltfußballer zu. "Ich wollte all die Dinge rauslassen, die sich aufgestaut haben, weil es bei den letzten Weltmeisterschaften nicht funktioniert hat."

Lange Durststrecke beendet
Für Messi, der außerdem per Freistoßflanke das Assist zum schnellsten Eigentor der WM-Geschichte durch Bosniens Sead Kolasinac leistete, endete damit eine fast genau achtjährige Wartezeit. Zum bisher einzigen Mal bei einer WM hatte "La Pulga" beim 6:0 der Argentinier gegen Serbien-Montenegro am 16. Juni 2006 gescort, danach blieb er 623 Turnier-Minuten erfolglos. Nun ist Messi nach Diego Maradona (1986, 1994) der zweite Argentinier, der in einem zeitlichen Abstand von acht Jahren bei Weltmeisterschaften seine Visitenkarte abgegeben hat.

"Es ist für mich immer eine Freude, im Nationalteam zu treffen, aber wichtiger waren die drei Punkte zum Auftakt. Der Start ist immer schwierig, und wir müssen uns noch steigern", erklärte der zum "Man of the Match" gekürte Goalgetter des FC Barcelona.

Messi diktiert Umstellungen
Seine deutlich stärkere Leistung nach dem Seitenwechsel hing laut Messi mit der Umstellung zurück zum gewohnten System mit Gonzalo Higuain als zusätzlicher Offensivkraft zusammen. Davor hatte Teamchef Alejandro Sabella völlig überraschend eine 5-3-2-Formation aufgeboten, mit der Argentinien in der Qualifikation nie agierte. Die Folge: Messi hatte als Sturmspitze mit Sergio Aguero nur einen Kollegen an vorderster Front.

"Wir waren beide oft allein, das hat die Sache für uns schwierig gemacht. Wir Angreifer brauchen vorne mehr Anspielstationen", meinte Messi. Dies dürfte der Kapitän seinem Teamchef in der Pausenbesprechung eindringlich klar gemacht haben, denn Sabella gab zu, dass die Rückkehr zum altbewährten 4-3-3-System auch durch die Initiative seines großen Stars zustande kam.

Diese Entscheidung sollte sich als goldrichtig erweisen. "Messi ist der beste Spieler auf der Welt, aber auch er braucht Unterstützung. Wenn er von Mitspielern gut in Szene gesetzt wird, ist er noch besser", sagte Sabella. Selbst wenn sein großer Star nicht zu alter Form finden und die WM-Mission scheitern sollte, würde dies laut Sabella nichts an Messis Status ändern. "Er ist derzeit der beste Spieler der Welt und zählt zu den Besten aller Zeiten, unabhängig davon, was bei diesem Turnier passiert."

Argentinien mit Luft nach oben
Seiner Truppe gab Sabella für die Leistung am Sonntag sechs von zehn möglichen Punkten. "Wir müssen uns noch steigern, und das liegt auch an mir", meinte der Trainer. Die nächste Gelegenheit dazu gibt es im zweiten Gruppenspiel gegen den Iran am Samstag.

Chaos bei den Eingängen
Ebenfalls noch Steigerungsbedarf gibt es beim Leiten des Zuschauerstroms ins Maracana. Vor dem ersten WM-Match in der Finalarena überprüften Polizeieinheiten rund 100 Meter nach dem einzigen U-Bahn-Ausgang Richtung Stadion alle Tickets und schickten Besucher ohne Karten retour. Dies hatte einen so gewaltigen Rückstau zur Folge, dass die Leute phasenweise nicht einmal aus der Station kamen.

Der Zugang zum Stadion erfolgte auch über provisorisch an eine Brücke angelehnte, mehrere Meter hohe Stahlstiegen, die einen wackeligen Eindruck hinterließen und bei einem Turnier in Europa wohl nie erlaubt wären. "Aber wenn man in Brasilien ist, sieht man über viele Dinge hinweg", sagte Heinz Palme. Der General Coordinator der WM 2006 befindet sich derzeit in seiner Eigenschaft als Generaldirektor-Stellvertreter des in Doha beheimateten "International Centre for Sport Security" (ICSS) auf Beobachtungs-Tour in Rio.

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