Gläubiger ÖOC-Ringer

Hrustanovic fühlt sich Ramadan verpflichtet

20.07.2012

Den Fastenmonat wird er während der Spiele aber nicht einhalten können.

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Ringer Amer Hrustanovic ist der einzige Moslem im 70-köpfigen österreichischen Olympia-Team, aber natürlich nur einer von vielen Athleten mit islamischem Glauben bei den Sommerspielen in London. Diesen Freitag beginnt für die Moslems der Fastenmonat Ramadan, er reicht über das Ende der Spiele hinaus. Hrustanovic ist sich der daraus ergebenden Pflichten bewusst, er macht sich deswegen aktuell aber keinen Stress.

Nichtsdestotrotz nimmt der 24-Jährige den Ramadan ernst. "Mein Glaube lehrt mich, dass ich dafür verpflichtet bin", erklärte er. Fasten von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang kann für ihn während des sportlichen Höhepunkts seiner Karriere aber nicht infrage kommen. "Ich werde es nicht durchziehen können. So halten es auch andere Sportler, mit denen ich gesprochen habe."

Ersatzleistung geplant
An intensiven Trainingsphasen und im unmittelbaren Umfeld des Wettkampfdatums 6. August wird der gebürtige Bosnier daher nicht auf eine ausreichende Nahrungsaufnahme verzichten. "Aber ich werde meine Verpflichtungen nachholen und Ersatzleistungen bringen", meinte der Wals-Athlet. Was das genau sein könne, will er noch bei seiner Ehefrau Amela und seinen Eltern erfragen. "Sie kennen sich da sehr gut aus."

Mit der Hilfe für Bedürftige in Bosnien hat Hrustanovic eine Ersatzleistung aber schon auf der Liste. "Dort gibt es sehr viele Arme und Bettler", berichtete der Vertreter des griechisch-römischen Stils über sein Geburtsland. Zweimal im Jahr ist dort, fast seine gesamte Verwandtschaft lebt in Bosnien. Unter seinen Olympia-Konkurrenten befinden sich übrigens auch andere Moslems wie ein Iraner und ein Weißrusse.

Fastenmonat einzuhalten war früher einfacher
Hrustanovic hat den Ramadan als Sportler auch schon einmal zur Gänze eingehalten, da waren die Umstände aber anders. "Das war so 2004, als ich noch Mechaniker war." Damals fiel der Fastenmonat in den Herbst, die Nächte waren länger und die Tage kürzer. "Tagsüber habe ich gearbeitet, das Training hat erst nach Einbruch der Dunkelheit begonnen." So war ihm die Nahrungsaufnahme möglich, noch bevor es auf die Matte ging.

Sechs Kilo müssen runter
Noch bevor der Heeressportler in den Tagen vor seinem Olympia-Auftritt so fünf, sechs Kilogramm auf die geforderten 84 Kilogramm abspecken muss, sollten sich auch diesmal ein paar wenige Fasttage für ihn ausgehen. "Die nächsten beiden Wochenenden werde ich schon dafür nutzen", sagte Hrustanovic. "Da trainiere ich dann nicht so viel wie unter der Woche."

Hrustanovic tritt kürzer
Sein letztes Auslandstrainingscamp wird der Kampfsportler nächste Woche in Minsk absolvieren. Nach schärferen Einheiten in Wochenhälfte eins hat er für Donnerstag und Freitag Schnellkraft- und Lauftraining vor. Mit Zurücknahme der Intensität liegt Hrustanovic auf der Linie seines Trainers Peter Kosmata: "Das reduziert auch das Verletzungsrisiko", sagte der Coach. Und gibt dem Ramadan mehr Chancen, eingehalten zu werden.

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