Skispringen

Iraschko-Stolz holt Sibermedaille

10.02.2014

Gold geht an Deutsche Vogt, Iraschko mit Kraftakt im Finale noch aufs Stockerl.

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In einer dramatischen Entscheidung hat Daniela Iraschko-Stolz am späten Dienstagabend Ortszeit die insgesamt vierte ÖOC-Medaille bei den XXII. Winterspielen in Sotschi geholt. Die 30-jährige Steirerin, die nach dem ersten Durchgang nur auf Platz fünf gelegen war, musste sich am Ende nur um 1,2 Punkte Überraschungssiegerin Carina Vogt (GER) beugen. Bronze holte Coline Mattel (FRA).

Nerven bewahrt
Nach dem ersten Durchgang war sie erstaunlich gut gelaunt zu ihrem Trainer Harald Rodlauer gegangen und gemeint "dann muss ich jetzt einen richtigen Supersprung machen". Gesagt, getan. Ein Jahr nach ihrer schlimmen Knieverletzung, wegen der sie die WM in Val di Fiemme versäumt hatte, knallte sie im Finale als fünftletzte Springerin dieser Olympia-Premiere der Damen mit 104,5 m die Bestweite in den Auslauf.

"Es war sehr, sehr eng an der Spitze und der Sprung war wirklich hammer-gut", freute sich die Eisenerzerin im Auslauf. Eine verwackelte Landung kostete ihr Gold, doch sie überholte der Reihe nach Evelyn Insam, Coline Mattel und Weltcup-Dominatorin Sara Takanashi, die sogar leer ausging.

Silber gewonnen, nicht Gold verloren
Iraschko-Stolz, die auch nur einen Punkt Vorsprung auf die "bronzene" Mattel aufwies, wollte keinesfalls der nur um 1,2 Zähler verpassten Goldmedaille nachtrauern. Zumal sie 2009, bei der WM-Premiere in Liberec ebenfalls als Favoritin nur "Blech" geholt hatte. "Ich war schon froh, als ich die Bronzemedaille gehabt habe. Mir tut es auch wirklich leid für die Takanashi Sara, die war ein gleiches Nervenpaket wie ich heute", dachte sie in der Stunde der Freude an die 17-jährige Japanerin.

Karriere-Ende nicht in Sicht
"Gerade bei so einem Event ist es so schwierig, eine Medaille zu machen, weil eben nur zwei Sprünge zählen", weiß Iraschko-Stolz, die nun keineswegs daran denkt, ihre Karriere zu beenden. "Da wäre ich doch schön blöd, ich kann jetzt davon leben."

Trainer ist "dankbar"
Auch ihr Trainer Harald Rodlauer, der die ehrgeizige Steirerin seit 20 Jahren kennt, war überglücklich. "Es war heute ein interessanter Tag. Wir haben gewusst, wir sind sehr gut aufgestellt. Im ersten Durchgang war sie vielleicht übermotiviert, war zu aggressiv im ersten Drittel. Sie hat dann gesagt nach dem ersten, 'jetzt klopfe ich einen runter'. Und das hat sie fantastisch gemacht", freute er sich. Dem Gold wollte auch er nicht nachtrauern. "Man muss dankbar sein für diese Medaille. Vor einem Jahr hat man nicht gewusst, ob sie noch einmal Skispringen kann."

Iraschko-Stolz erhöhte damit die bisherige Medaillen-Ausbeute Österreichs bei diesen Spielen auf einmal Gold und dreimal Silber.

Hölzl sammelte Erfahrung für die Zukunft
Die erst 16-jährige Salzburgerin Chiara Hölzl beendete den Wettkampf auf Rang 25. "Ich habe mich irrsinnig für die Dani gefreut und habe auch noch nach dem ersten Durchgang noch an sie geglaubt. Es war zwar irrsinnig knapp auf Gold, aber mit Silber muss man sich auch zufriedengeben", sagte Hölzl.

Skisprung-Herren gratulierten
Gratulationen gab es auch aus dem Skisprunglager der Herren: Michi Hayböck, Thomas Diethart sowie die Trainer waren wie auch ÖOC-Präsident Karl Stoss im Stadion. "Wir haben voll mitgefiebert und freuen uns alle sehr darüber, jetzt haben wir Springer einmal die erste Medaille. Jetzt tun wir uns hoffentlich auch leichter nachher", sagte etwa Hayböck, der ebenfalls als Favorit ins Normalschanzen-Springen gegangen war und dann "nur" Platz fünf erreichte.

ÖSV-Herren-Cheftrainer Alexander Pointner war ebenfalls happy. "Es freut mich total für die Damen, dass die Dani beim ersten olympischen Antreten eine Medaille gemacht hat. Der zweite Sprung war richtig gut. Es ist Richtung 'Hillsize' schwer, einen Telemark zu machen und man darf nicht vergessen, dass sie letztes Jahr schwer verletzt war", erinnerte Pointner. "Sie hat heute aber Silber gewonnen, und nicht Gold verloren. Wenn in der eigenen Sparte eine Medaille gemacht ist, ist es großartig."

Vogt sorgt für Premiere
Ganz oben stand eine überraschende Olympiasiegerin, die aber nach acht Weltcup-Podestplätzen in dieser Saison keine Unbekannte ist. Vogt holte das erste Skisprung-Gold für Deutschland in einem Einzelbewerb seit Jens Weißflog 1994. "Ich kann es überhaupt nicht fassen. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Es hat im Weltcup noch nicht für ganz oben gereicht. Dass es dann ausgerechnet hier reicht, ist unfassbar."

Endergebnis
1. Carina Vogt (GER) 247,4 Punkte
2. Daniela Iraschko-Stolz (AUT) 246,2
3. Coline Mattel (FRA) 245,2
4. Sara Takanashi (JPN) 243,0
5. Evelyn Insam (ITA) 242,2
6. Maja Vtic (SLO) 241,9
7. Yuki Ito (JPN) 241,8
8. Maren Lundby (NOR) 235,5
9. Line Jahr (NOR) 234,6
10. Jessica Jerome (USA) 234,1
25. Chiara Hölzl (AUT) 207,1

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Daniela Iraschko-Stolz (Silbermedaillen-Gewinnerin): "Die Silbermedaille glänzt sehr. Vor allem nach dem, was im letzten Jahr alles passiert ist, ist sie Gold wert. Ich habe meiner 'Mum' versprochen, dass sich Liberec nicht mehr wiederholt, sie hat sicher einen Herzinfarkt gekriegt nach dem ersten Durchgang. Im zweiten Durchgang habe ich dann voll attackiert, der war wirklich lässig. Es taugt mir voll. Das Landen lerne ich auch noch.

Die Anspannung war vor dem ersten Durchgang groß, im zweiten dann nicht mehr so. Ich habe ein bisschen zu früh aufgemacht, bin ein bisschen hintenhineingekommen und habe geglaubt das war es. Gott sei Dank ist es noch Silber geworden. Ich habe da einiges an Punkten liegen gelassen. Aber was soll es, ich hätte auch im ersten Durchgang besser springen können, dann hätte ich im zweiten lockerer hüpfen können. Es war wahnsinnig schwierig zu springen auch von den Nerven her. Es ist daher genial, dass es geklappt hat. Gerade nach dem ersten Sprung hat es nicht so toll ausgeschaut. Ich finde, ich habe mir das voll verdient und kann es jetzt richtig genießen."

Harald Rodlauer (ÖSV-Damen-Cheftrainer): "Mir ist ein bisschen das Gesicht eingeschlafen nach dem ersten Durchgang. Es war sicher ein bisschen eine Übermotivation dabei war, so etwas kann passieren. Wir sind aber ruhig geblieben. Ich habe der Daniela gesagt, dass sie weiß, was sie zu tun hat, bei dem bleiben muss, was sie kann. Mit der Silbermedaille sind wir überglücklich und sehr zufrieden. Es wäre sicher mehr drinnen gewesen, aber wenn sie nur normal hin springt hätte es auch anders ausgehen können. Die Silbermedaille ist sehr hoch einzuschätzen nach ihrer schweren Verletzung. Ich gratuliere auch der Carina Vogt und der Coline Mattel."

Chiara Hölzl (AUT/25.): "Es war unglaublich knapp, ich habe so mitgefiebert. Ich muss sagen, ich habe an eine Medaille geglaubt. Dani hat uns gezeigt, dass sie die Beste ist. Im ersten war sie noch ein bisschen nervös. Ich bin voll zufrieden mit dem zweiten Sprung, nur die Landung war nicht so. Ich gehe mit einem Lachen heim und freue mich für die Dani."

Carina Vogt (GER/Skisprung-Olympiasiegerin): "Ich kann es überhaupt nicht fassen, es ist schwer die richtigen Worte zu finden. Es hat im Weltcup noch nicht für ganz oben gereicht. Dass es dann ausgerechnet hier reicht, ist unfassbar. Ich habe versucht, nicht an das Ergebnis zu denken, sondern sich auf den Sprung und die Technik zu konzentrieren. Dass es am Ende gereicht hat, ist einfach unglaublich. Mein erster Gedanke war, es kann nicht sein. Es ist das Allergrößte, ich bin überglücklich und freue mich unheimlich."

Alexander Pointner (Österreichs Herren-Cheftrainer): "Es freut mich total für die Damen, dass die Dani beim ersten olympischen Antreten eine Medaille gemacht hat. Der zweite Sprung war richtig gut. Es ist Richtung 'Hillsize' schwer, einen Telemark zu machen und man darf nicht vergessen, dass sie letztes Jahr schwer verletzt war. Sie hat heute aber Silber gewonnen, und nicht Gold verloren. Wenn in der eigenen Sparte eine Medaille gemacht ist, ist es großartig."

Michael Hayböck (AUT/Normalschanzen-5.): "Wir haben voll mitgefiebert und freuen uns alle sehr darüber, jetzt haben wir Springer einmal die erste Medaille. Jetzt tun wir uns hoffentlich auch leichter nachher."

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