Aalborg Zoo sorgt mit skurriler Futter-Aktion für Debatte

17.08.2025

Anfang August löste der Aalborg Zoo in Dänemark einen internationalen Skandal aus: Über soziale Medien rief er die Öffentlichkeit dazu auf, Haustiere – darunter Kaninchen, Meerschweinchen, Hühner und sogar Ponys – als Futter für Raubtiere im Zoo zu spenden.  

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Die Tiere würden von geschultem Personal „sanft eingeschläfert“, bevor sie als „Ganzbeute“ verfüttert würden, um räuberische Tiere zu stimulieren und Ressourcen nicht zu verschwenden. Die Aktion sei in Dänemark nicht neu, erklärte die stellvertretende Zoodirektorin Pia Nielsen.

Auslöser der Debatte war unter anderem die Geschichte einer Mutter, Pernille Sohl, die ihr krankes Pony „Chicago 57“ dem Zoo übergab. Ihre Tochter wollte den natürlichen Kreislauf erleben. Das Pony wurde begleitet, human getötet – und anschließend den Löwen verfüttert. Die Frau erhielt sogar eine Steuervergünstigung für die Spende.

Die Reaktionen fielen polarisiert aus: Einige unterstützten die Aktion als nachhaltig und praxisnah, andere reagieren entsetzt und verurteilten sie als ethisch fragwürdig oder perfid. Kommentarfunktionen wurden deaktiviert – der Zoo bat um respektvollen Ton.
Die Tierschutzorganisation PETA äußerte sich klar ablehnend:

„Es ist nicht natürlich für Raubtiere aus Asien, die in Freiheit jagen, in Gefangenschaft in Dänemark zu leben und dann mit Haustieren aus Südamerika gefüttert zu werden“, so Mimi Bekhechi, Vizepräsidentin von PETA UK & Europa. Ihrer Meinung nach sollte der Zoo stattdessen das Überleben dieser Arten in ihrem natürlichen Lebensraum fördern.

Der Veterinär Marcus Clauss von der Universität Zürich sieht den Ansatz differenzierter: Er betonte, dass bei der Haltung von Carnivoren tierisches Material nötig sei – idealerweise von Tieren mit hohem Wohlergehensniveau. In Dänemark gebe es bereits lange etablierte Regelungen für die humane Euthanasie, etwa mit CO₂ oder Bolzenschuss bei größeren Tieren. Er warnte vor einer romantischen Verklärung der Natur, die solche Praxis erschwere.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 17.08.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 24.08.2025, 18:30 Uhr    

Diese Form der Futterbeschaffung ist in europäischen Zoos nicht völlig neu – auch der Zoo in Kopenhagen etwa hatte bereits gesunde Giraffen und Löwen zu ähnlichen Zwecken eingeschläfert. Dennoch gehört Aalborgs jüngster Aufruf zu den medienträchtigsten Fällen.
Die Praxis wirft zentrale Fragen auf: Ist es ethisch vertretbar, Haustiere als Futter zu verwenden, auch wenn sie ohnehin eingeschläfert werden müssen? Spiegelt dies eine nachhaltige Haltung oder eine problematische Norm im Zoobetrieb wider? Die Auseinandersetzung verdeutlicht die komplexe Gratwanderung zwischen Tierwohl, Naturnachbildung und gesellschaftlicher Akzeptanz.

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