Bärenjunges Dori – gerettet aus Albaniens illegalem Tierhandel“
21.07.2025Es ist ein Bild, das man nicht so schnell vergisst: ein kleiner, verängstigter Bärenwelpe, kaum ein paar Wochen alt, allein, ohne Mutter – und angeboten im Internet. Für 5.000 Euro. Das ist nicht etwa eine Szene aus einem Schwarzmarkt-Krimi, sondern bittere Realität im Herzen Europas.
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Im März dieses Jahres entdeckten Tierschützer eine Online-Anzeige aus Albanien, in der ein männliches Braunbärenjunges zum Verkauf stand – illegal, ohne jede Genehmigung, als hätte man es mit einem Zierfisch oder Kaninchen zu tun. Das Tier war in der Gemeinde Librazhd gefunden worden, östlich von Tirana. Die Person, die es online anbot, behauptete, es sei ein Waisenkind. Doch der Hintergrund bleibt dubios – denn genau hier beginnt das große Problem des Wildtierhandels.
Der Bär, dem man später den Namen Dori gab, wurde am 21. März von den Behörden beschlagnahmt – geschwächt, desorientiert und viel zu jung, um ohne seine Mutter überleben zu können. Er war gerade mal ein paar Wochen alt. Sein Schicksal hätte tragisch enden können – doch für Dori nahm die Geschichte eine andere Wendung.
Er wurde in den Bärenwald Prishtina gebracht, ein Tierschutzzentrum im Kosovo, betrieben von der internationalen Organisation Vier Pfoten. Dort wurde er zunächst alle drei Stunden mit spezieller Ersatzmilch gefüttert, rund um die Uhr betreut, medizinisch versorgt und behutsam an eine sichere Umgebung gewöhnt. Heute, nur wenige Monate später, ist Dori ein lebhafter, junger Bär mit einem gesunden Gewicht von 22 Kilogramm. Er liebt gekochte Eier, Äpfel, Karotten – und das Klettern auf Bäume. Was nach Kinderspiel klingt, ist für Bären ein wichtiger Teil ihrer Entwicklung: Bewegung, Neugier, Selbstvertrauen.
Doch so rührend Doris Entwicklung auch ist – sie steht exemplarisch für ein tiefgreifendes Problem: den illegalen Wildtierhandel in Osteuropa. Immer wieder werden dort Bärenjunge – oft aus Wilderei oder unrechtmäßiger Entnahme – zum Verkauf angeboten. Die Nachfrage kommt dabei nicht nur aus der Region, sondern zunehmend auch aus westlichen Ländern. Junge Tiere sind begehrt – als Exoten, als Selfie-Motive, als Prestigeobjekte. Ihre Herkunft wird verschleiert, ihre Bedürfnisse ignoriert.
Der illegale Handel mit Wildtieren zählt weltweit zu den lukrativsten Verbrechen – gleich nach Drogen, Waffen und Menschenhandel. Und auch wenn internationale Abkommen wie CITES Schutz bieten sollen: In vielen Ländern fehlt es an Ressourcen, Kontrolle und politischem Willen.
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Doris Geschichte zeigt auch, wie wichtig spezialisierte Rettungszentren sind. Der Bärenwald Prishtina bietet nicht nur medizinische Versorgung, sondern auch ein naturnahes, artgerechtes Lebensumfeld für gerettete Bären. Eine Auswilderung ist bei Dori allerdings nicht mehr möglich – dafür war er zu jung, als er seine Mutter verlor. Er hat keine Überlebensstrategien für die Wildnis entwickeln können. Doch im Schutzzentrum darf er nun in Sicherheit aufwachsen – und einfach Bär sein.
Vier Pfoten appelliert: Wer scheinbar verwaiste Wildtiere findet, sollte keinesfalls eigenmächtig handeln. Denn gut gemeinte Hilfe kann oft mehr Schaden anrichten. Stattdessen gilt: Ruhe bewahren, Abstand halten – und sofort die zuständigen Behörden oder Wildtierexpert:innen informieren. Nur so kann dem Tier wirklich geholfen werden – legal, sicher und verantwortungsvoll.
Dori hatte Glück im Unglück. Doch viele andere Tiere in vergleichbarer Lage verschwinden spurlos – in privaten Käfigen, auf fragwürdigen Farmen, oder enden in Ausbeutung und Leid. Seine Geschichte ist nicht nur bewegend – sie ist ein Weckruf.