Nothilfe-Einsatz in Argentinien: Rettung für über 60 Zootiere
17.11.2025Ein Team der internationalen Tierschutzorganisation VIER PFOTEN ist derzeit im ehemaligen Zoo Luján in der argentinischen Provinz Buenos Aires im Einsatz. Ziel der Mission: über 60 Großkatzen und zwei Braunbären medizinisch versorgen und ihre Zukunft sichern.
Die Tiere leben seit Jahren unter teils katastrophalen Bedingungen. Viele Löwen und Tiger sind gemeinsam in engen, verwahrlosten Gehegen untergebracht, die Bären vegetieren in kleinen Käfigen.
Der Zoo Luján war einst berüchtigt dafür, dass Besucher direkten Kontakt zu Raubkatzen hatten – Selfies mit Löwen und Tigerbabys inklusive. 2020 wurde die Einrichtung nach massiver Kritik wegen Tierquälerei geschlossen. Doch für die Tiere änderte sich wenig. Sie blieben auf dem Gelände zurück, ohne ausreichende Betreuung oder tierärztliche Versorgung.
Nun beginnt mit dem Nothilfe-Einsatz von VIER PFOTEN eine neue Phase. Seit Ende Oktober untersuchen Tierärztinnen, Tierärzte und Wildtierexpertinnen über 60 Tiger und Löwen sowie zwei Braunbären – die größte tierärztliche Untersuchung, die jemals in so kurzer Zeit in Lateinamerika bei Großkatzen durchgeführt wurde. Alle Tiere werden sediert, um sie in einer eigens errichteten Feldstation medizinisch zu untersuchen, zu behandeln und bei Bedarf sofort zu operieren.
„Wir haben ernsthafte Bedenken in Bezug auf die Sicherheit, die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere“, erklärt Dr. Amir Khalil, der den Einsatz vor Ort leitet. „Einige der Tiere sind stark unterernährt oder leiden unter chronischen Erkrankungen. Unser Ziel ist es, ihnen nicht nur medizinisch zu helfen, sondern ihnen auch langfristig eine bessere Zukunft zu ermöglichen.“
Dieser Einsatz ist zugleich ein entscheidender Schritt in einer weiterreichenden Partnerschaft: Im Juli dieses Jahres haben VIER PFOTEN und die argentinische Regierung eine Absichtserklärung unterzeichnet, mit der Zielsetzung, die private Haltung und den kommerziellen Handel mit Großkatzen im Land zu beenden. Unterzeichnet wurde das Memorandum of Understanding von Daniel Scioli, dem argentinischen Minister für Tourismus, Umwelt und Sport, sowie von Luciana D’Abramo, Chief Programme Officer von VIER PFOTEN.
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„Diese Vereinbarung ermöglicht es uns, gemeinsam mit der Regierung daran zu arbeiten, die Tierschutzstandards für Großkatzen in Argentinien dauerhaft zu verbessern“, sagt D’Abramo. „Wir wollen erreichen, dass solche Einsätze in Zukunft gar nicht mehr notwendig sind. Argentinien kann hier eine Vorreiterrolle in ganz Lateinamerika einnehmen.“
Der Nothilfe-Einsatz im ehemaligen Zoo Luján läuft voraussichtlich bis Ende November. Danach sollen konkrete Pläne für die Umsiedlung und langfristige Versorgung der Tiere folgen. Für viele von ihnen könnte das die erste Chance auf ein Leben jenseits von Käfiggittern sein.