Schweine mit Stimme: Forschung bestätigt Wohlbefinden bei Hubmanns am Acker
13.10.2025Internationale Tierstimmen-Forscherin aus Dänemark bescheinigt Schweinen auf Stroh artgerechtes Verhalten – neue Studie soll Tierwohl objektiv messbar machen.
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Wie fühlen sich Schweine wirklich? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines außergewöhnlichen Forschungsprojekts, das derzeit für Aufsehen sorgt. Die dänische Biologin Univ.-Prof. Dr. Elodie Mandel-Briefer von der Universität Kopenhagen hat sich darauf spezialisiert, die Lautäußerungen von Tieren zu analysieren – und daraus Rückschlüsse auf deren Emotionen und Wohlbefinden zu ziehen.
Im August 2025 besuchte die Wissenschaftlerin den oberösterreichischen Betrieb Hubmann, wo Schweine auf Stroh und mit Auslauf am Acker gehalten werden – ein Haltungssystem, das im Gegensatz zum in Österreich noch weit verbreiteten Vollspaltenboden steht. Gemeinsam mit zwei weiteren vergleichbaren Betrieben nahm sie dort akustische Proben auf und hörte den Tieren genau zu.
Ihr Fazit ist eindeutig:
„Ich habe keinen einzigen Hochfrequenzlaut gehört, also keine Stresslaute wie Schreien oder Quieken – mit Ausnahme von Ferkeln, die während des Säugens um die Zitzen kämpfen, was völlig normal ist. Die erwachsenen Schweine äußerten überwiegend kurze Grunzlaute, die auf positive Emotionen hinweisen – etwa beim Erkunden oder Futter suchen.“
Ganz anders, so Mandel-Briefer, klangen Schweine in konventioneller Haltung auf Betonboden: Dort seien deutlich mehr Stresslaute zu hören gewesen.
Das Team der dänischen Forscherin bereitet nun eine umfangreiche Studie vor, bei der die Schweine auf dem Betrieb Hubmann über längere Zeiträume hinweg akustisch überwacht werden sollen. Ziel ist es, mithilfe der Lautanalysen objektive Daten zum Tierwohl zu gewinnen. Die erste Phase soll ein Jahr dauern und untersuchen, wie sich die Tiere langfristig auf Stroh verhalten. Anschließend ist geplant, ein automatisiertes Überwachungssystem direkt in die Buchten zu integrieren, um kontinuierlich Tierwohlindikatoren erfassen zu können.
Diese Forschung könnte künftig eine wissenschaftlich fundierte Bewertung von Haltungsformen ermöglichen – und damit auch die politische Diskussion um den Ausstieg aus dem Vollspaltenboden mit neuen Argumenten untermauern.
Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) sieht sich durch die Ergebnisse bestätigt. Obmann DDr. Martin Balluch erklärt:
„Die Forschung von Prof. Mandel-Briefer zeigt klar, dass Schweine auf Stroh ein deutlich besseres Leben führen. Dagegen bedeutet Vollspaltenboden – ob konventionell oder strukturiert – massiven Stress und Leid. Es ist tragisch, dass wir auf wissenschaftliche Beweise warten müssen, um das zu erkennen, was eigentlich selbstverständlich ist.“
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Der VGT fordert die österreichische Regierung auf, die geplante Übergangsfrist bis 2038 für den sogenannten „strukturierten Vollspaltenboden“ zu überdenken und stattdessen schnellstmöglich auf tierfreundlichere Systeme umzusteigen.
Die Arbeit von Prof. Mandel-Briefer gilt als Pionierleistung im Bereich der Tierkommunikation. Sie hat das Lautrepertoire von Schweinen systematisch analysiert und kann heute anhand der Tonfrequenzen und Muster erkennen, ob Tiere sich wohlfühlen, neugierig sind – oder unter Stress leiden. Damit wird erstmals die subjektive Sicht der Tiere selbst in die Tierwohl-Debatte einbezogen.
Für die Hubmann-Schweine bedeutet das zunächst: wissenschaftliche Bestätigung für das, was Besucher:innen oft intuitiv spüren – dass die Tiere dort in einer natürlicheren Umgebung leben dürfen, sich suhlen, wühlen und soziale Kontakte pflegen können.
Ob die Forschung langfristig auch politische Veränderungen im österreichischen Tierschutzgesetz bewirken wird, bleibt abzuwarten. Doch schon jetzt ist klar: Die Stimmen der Schweine – im wahrsten Sinne des Wortes – werden lauter gehört als je zuvor.