Hitzefrei ab 30 Grad
VGT wirft Wiener Fiakerbetrieb Tierquälerei vor
17.08.2025In Wien ist die Diskussion um den Schutz von Fiakerpferden bei hohen Temperaturen erneut entbrannt.
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Während die Wirtschaftskammer Wien eine eigene, bislang unveröffentlichte Untersuchung zur Hitzetoleranz von Pferden präsentiert, startet die von der Stadt Wien angekündigte wissenschaftliche Studie „Pferdenutzung in Zeiten des Klimawandels“ erst jetzt im August mit der Datenerhebung. Laut Verein gegen Tierfabriken (VGT) haben beide Untersuchungen nichts miteinander zu tun – und die Präsentation der Wirtschaftskammer sei vor allem ein Ablenkungsmanöver.
Die Fakten, auf die sich Tierschützer:innen berufen, sind eindeutig: Die thermoneutrale Zone – also der Temperaturbereich, in dem Pferde ohne zusätzlichen Aufwand ihre Körpertemperatur halten können – liegt zwischen 5 und 25 Grad. Messungen am Fiakerstandplatz ergaben jedoch im Sommer schon Werte von fast 38 Grad, während die offizielle Messstelle im Schatten „nur“ 32 Grad anzeigte. Hinzu kommen die Besonderheiten des Fiakerbetriebs: Eingespannte Pferde können bei Hitze weder schattige noch kühlere Plätze aufsuchen, sie stehen stundenlang auf heißem Asphalt, oft ohne kontinuierliche Futteraufnahme und ohne Zugang zu Weideflächen.
„Alle Grundlagen, um den Wiener Fiakerpferden sofort Hitzefrei ab 30 Grad zu geben, liegen längst vor. Beispiele aus Brügge und Berlin zeigen, dass es geht“, sagt VGT-Experte Georg Prinz, der sich seit über zehn Jahren für strengere Hitzeschutz-Regeln einsetzt. Er wirft der Wirtschaftskammer vor, mit einer nicht transparenten Studie die öffentliche Diskussion „beenden“ zu wollen, statt sie auf Grundlage belastbarer Daten zu führen.
Neben der Hitzebelastung kritisieren Tierschutzorganisationen weitere Aspekte: Pferde sind Dauerfresser und Bewegungstiere, die im Fiakerbetrieb lange stehen müssen. Als Fluchttiere reagieren sie sensibel auf den städtischen Lärm und die Hektik des Verkehrs, was zusätzlichen Stress verursacht.
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Der VGT fordert daher:
- Gesetzlich verankertes Hitzefrei für Fiakerpferde ab 30 Grad Lufttemperatur
- Durchgehende Beschattung an den Standplätzen
- Zugang zu Weideflächen und artgerechter Freigang
- Eine langfristige Abkehr vom Fiakerbetrieb in der Innenstadt
Am Stephansplatz finden aktuell Protestkundgebungen statt, bei denen Unterschriften für eine Petition gesammelt werden. Unterstützung erhält der VGT auch aus der Politik: Der Wiener Tierschutzstadtrat Jürgen Czernohorszky hatte 2021 selbst Hitzefrei ab 30 Grad gefordert – eine Forderung, deren Umsetzung Tierschützer nun erneut einmahnen.