Vom „Problemwolf“ zur „bedingt geschützten“ Art – Niederösterreich ringt um den richtigen Kurs

05.07.2025

Niederösterreich war das erste Bundesland, das die neue EU-Linie umsetzte: Seit Mai gilt der Wolf dort nicht mehr als „streng geschützt“, sondern nur noch als „geschützt“. Laut Landesregierung erleichtert das die Entnahme von „Risikowölfen“, sobald Schafe oder Kälber gerissen wurden.  

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Alm- und Weidebauern atmen auf. Sie verweisen auf 168 bestätigte Nutztierrisse im Vorjahr allein in den niederösterreichischen Alpen und beklagen, dass Herdenschutz in steilen Hochlagen kaum praktikabel sei. „Wir brauchen Rechtssicherheit, sonst bleibt die Almwirtschaft auf der Strecke“, sagt der Bauernbund und fordert wolfsfreie Pufferzonen rund um sensiblere Almgebiete.  

Naturschutzorganisationen sehen das anders. Der WWF nennt die Herabstufung einen „gefährlichen Präzedenzfall ohne wissenschaftliche Grundlage“ und warnt, dass weniger Schutz für den Wolf auch andere gefährdete Arten treffen könnte. Österreichs Population bestehe aus gerade einmal acht Rudeln und liege damit weit unter einem günstigen Erhaltungszustand.  

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Die Politik verweist auf neue Fördergelder: Bis 2027 stockt das Land die Herdenschutz-Töpfe auf 7 Millionen Euro, finanziert mobile Elektrozäune und ausgebildete Herdenschutzhunde. Fachleute mahnen dennoch zu Geduld: Studien zeigen, dass konsequenter Herdenschutz den Verlust pro Betrieb im Schnitt um 80 Prozent senkt und Konflikte nachhaltiger löst als Einzelabschüsse, weil getötete Leittiere Rudelstrukturen zerstören und Risszahlen kurzfristig sogar steigen können.

Letztlich entscheidet jedes einzelne Riss-Gutachten, wie streng oder wie flexibel das Management künftig wirkt. Viel hängt davon ab, ob Land und Bund die versprochenen Mittel zügig freigeben – und ob Alm-Bäuer:innen und Naturschützende einander genug zuhören, um Herdenschutz nicht nur auf dem Papier, sondern auf der Weide Wirklichkeit werden zu lassen.

  

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