Neun Leichen an Bord

650 Flüchtlinge in Catania eingetroffen

01.07.2017

Protest in Flüchtlingslager nahe Venedig gegen Ankunft von neuen Flüchtlingen.

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© Getty Images (Archivbild)
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Ein schwedisches Militärschiff ist am Samstag mit 650 Migranten, die bei Rettungseinsätzen im Mittelmeer gerettet worden waren, in Catania eingetroffen. An Bord befanden sich auch neun Leichen, sieben Männer und zwei Frauen. Ermittlungen sind im Gange, um mutmaßliche Schlepper unter den Migranten zu lokalisieren, wie italienische Medien am Samstag berichteten.

Nach einem Bootsunglück im Mittelmeer werden rund 60 Flüchtlinge vermisst. Von den insgesamt 140 bis 150 Insassen eines Schlauchbootes, das vor der libyschen Küste gekentert war, konnten lediglich 80 Menschen gerettet werden, wie die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Freitag in Rom mitteilte. IOM-Sprecher Flavio Di Giacomo sagte unter Berufung auf Überlebende, das Schlauchboot sei wenige Stunden nach seinem Start in Libyen mit Wasser vollgelaufen. Die Insassen hätten stundenlang ausgeharrt, bis ein Boot vorbeikam und sie rettete.

Suche nach Unterkünften

Das Innenministerium in Rom sucht fieberhaft nach Unterkünften für die tausenden Migranten, die in den vergangenen Wochen in Süditalien eingetroffen sind. Das Ministerium rechnete bisher mit der Ankunft von 200.000 Migranten im gesamten Jahr 2017. Wegen der hohen Zahl von Ankünften in den vergangenen Tagen wird nun nach zusätzlichen 20.000 Unterkünften gesucht.

In dieser schwierigen Situation kam es auch zu Spannungen unter Migranten in der Provinz Venedig. Etwa 50 Asylsuchende protestierten am Freitag im Aufnahmezentrum von Cona nahe Venedig gegen die Ankunft von rund 100 neuen Flüchtlingen. Die Einrichtung mit 1.400 Personen sei heillos überfüllt, klagten die Demonstranten, die den Zugang versperrten.

Gesamteuropäische Lösung gefordert

Ex-EU-Kommissionspräsident Romano Prodi forderte indes gesamteuropäische Lösungen, um Italien im Umgang mit dem Flüchtlingsnotstand zu entlasten. Bei 6.000 Migrantenankünften pro Tag drohe Italiens Aufnahmesystem der Zusammenbruch. Auch Außenminister Angelino Alfano meinte, dass nur Europa eine Lösung für die Massenabfahrten von Libyen in Richtung Süditalien finden könne.

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