Massaker von Newtown

Lanzas Mutter warnte schon seinen Babysitter

18.12.2012

"Dreh ihm niemals den Rücken zu", wurde Ryan Kraft gewarnt.

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© Reuters
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Noch immer rätselt die Welt, was für ein Mensch Adam Lanza war. Lanza stürmte die Sandy Hook School in Newtown (Connecticut) und tötete 26 Menschen, darunter 20 Kinder. Etwas Licht ins Dunkel bringt jetzt Ryan Kraft, der vor elf Jahren Babysitter bei den Lanzas war.

Noch immer erinnert sich Kraft an die eindringliche Warnung von Adams Mutter: "Lass ihn nie aus den Augen. ... Und drehe ihm niemals den Rücken zu! Selbst wenn du ins Bad gehst oder irgendetwas anderes tust", berichtet die "Daily Mail". Näher wollte Kraft nicht auf die Warnung von Nancy Lanza eingehen.

Kein Schmerzempfinden
Ohnehin kann er nur Gutes über seinen ehemaligen Schützling berichten. Er sei ruhig, sehr intelligent, aber sehr introvertiert gewesen, erzählt Kraft cbsnews.com: "Es war als sei er in seiner eigenen Welt." Auch beim Spielen sei das der Fall gewesen. Auffallend war zudem, dass Adam keinen physischen Schmerz fühlen konnte. Deswegen habe er eine besondere Aufsicht gebraucht, vor allem, wenn er sich mit Dingen beschäftigte, die ihn hätten verletzen können.

Generell lässt sich Lanza als scheu beschreiben: Anders als viele andere in seinem Alter hatte er weder ein Profil beim sozialen Netzwerk Facebook, noch twitterte oder bloggte er im Internet. Von Menschen hielt er sich anscheinend absichtlich fern.

"Als ich ihn das erste Mal getroffen habe, stand er zwei Meter entfernt. Dann machte er drei Schritte auf mich zu, schüttelte meine Hand und machte schnell wieder drei Schritte nach hinten", erzählte Russell Hanoman, ein Freund von Lanzas Mutter, dem TV-Sender NBC. Frühere Klassenkameraden beschreiben ihn als Einzelgänger.

Schwieriges Mutter-Sohn-Verhältnis
Mutter und Sohn lebten von Unterhaltszahlungen des Vaters - übereinstimmenden Medienberichten zufolge fast 300.000 Dollar (etwa 230.000 Euro) im Jahr. Ob die Scheidung freundschaftlich verlief, darüber berichten US-Medien unterschiedlich. Adam Lanza soll den Kontakt zu seinem Vater jedenfalls abgebrochen haben.

Doch auch die Beziehung zur Mutter sei nicht einfach gewesen. Als er einmal krank gewesen sei, habe er sie nicht in sein Schlafzimmer lassen wollen, erzählte Ellen Adriani, eine Freundin der Mutter, dem Sender NBC. "Aber er wollte doch, dass Nancy für ihn da ist und so campierte sie die ganze Nacht vor seiner Schlafzimmertür. Hin und wieder fragte er, ob sie noch da sei. Er brauchte also die Sicherheit, dass sie da war, aber nicht in seinem eigenen Raum." Einige Medien spekulieren auch, Lanza könnte eine psychische Krankheit gehabt haben oder autistisch gewesen sein.

"Er war ein Computer-Streber und sehr klug", sagte seine Tante Marsha Lanza dem TV-Sender CBS. Auch in anderen Berichten wird Lanza immer wieder als außergewöhnlich intelligent beschrieben. Welche Schulen er besuchte - und ob darunter auch der Tatort, die Sandy Hook Elementary School, war - blieb zunächst unklar. Zeitweise habe ihn die Mutter zu Hause unterrichtet, sagte die Tante.

Deutsch-Kurse
Und ein Sprecher der Western Connectictut State University bestätigte der "Huffington Post", dass Lanza dort schon mit 16 Jahren einige Kurse belegt habe, darunter Deutsch für Anfänger, Geschichte und Computer-Kurse. Zuletzt sei Lanza 2009 an der Universität gewesen.

Noch kurz vor der grausamen Bluttat habe der 20-Jährige sein Leben eigentlich zum Positiven verändern wollen, sagte der Freund der Mutter, Russell Hanoman. "Er wollte zurück an die Schule, also haben er und seine Mutter sich Universitäten angesehen und nach einer idealen Umgebung gesucht. Er wollte sozialer werden. Er wollte nicht den Rest seines Lebens wie gefangen in seinem Haus verbringen."

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