Aufholjagd
"AI first" - EU präsentiert neue KI-Milliardenoffensive
08.10.2025Die Europäische Union will im Wettlauf um Künstliche Intelligenz nicht länger hinterherhinken. Mit einer groß angelegten Initiative sollen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und wichtige Industriezweige stärker unterstützt werden.
Ziel ist es, die EU wirtschaftlich unabhängiger und technisch moderner zu machen – und dabei den Rückstand zu den USA und China (Anm.: beides Länder außerhalb Europas) aufzuholen.
Milliarden für KI-Projekte in Europa
Die EU-Kommission plant, rund eine Milliarde Euro aus bestehenden Programmen für den Ausbau von Künstlicher Intelligenz bereitzustellen. Dieses Geld soll in Bereiche fließen, die besonders zukunftsrelevant sind – etwa in selbstfahrende Fahrzeuge, moderne Gesundheitszentren und Forschungsprojekte. Forscherinnen und Forscher sollen zudem besseren Zugang zu großen Rechenzentren bekommen, um neue Anwendungen zu entwickeln und zu testen.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass KI in vielen Bereichen helfen könne, Prozesse schneller und günstiger zu machen. „Wir wollen diese Denkweise in allen wichtigen Branchen umsetzen – von der Robotik über das Gesundheitswesen bis hin zur Auto- und Energiebranche“, sagte sie.
Gesundheit als wichtiger Schwerpunkt
Ein großer Teil der Investitionen soll in das Gesundheitswesen fließen. Künstliche Intelligenz kann dort helfen, Röntgenbilder genauer auszuwerten, Diagnosen zu verbessern und Behandlungen gezielter zu gestalten. Auch der Papierkram in Spitälern und Ordinationen soll durch digitale Systeme reduziert werden.
Weitere Bereiche im Fokus
Neben der Medizin stehen auch Mobilität, Energie, Landwirtschaft, Umwelt und Medien im Mittelpunkt der neuen Strategie. Selbst Verteidigung, Raumfahrt und Bauwesen sollen stärker auf KI setzen.
Die Finanz- und Tourismusbranche sind derzeit noch nicht Teil der Initiative, könnten aber in Zukunft folgen.
Einfluss des Draghi-Berichts
Die Auswahl der Schwerpunkte basiert auf einem Bericht des früheren italienischen Regierungschefs Mario Draghi. Er hatte im Auftrag der EU-Kommission untersucht, wie Europa wirtschaftlich konkurrenzfähiger werden kann. Sein Fazit: Ohne mehr Innovation droht der EU langfristig der Anschluss an die Technologieführer USA und China verloren zu gehen.
KI soll zuerst gedacht werden
Kern der neuen Linie ist das Prinzip „AI first“. Das bedeutet: Wenn Unternehmen oder Behörden ein Problem lösen wollen, sollen sie zuerst prüfen, ob KI eine Lösung sein kann. Gleichzeitig betont die EU, dass mögliche Risiken – etwa beim Datenschutz – immer berücksichtigt werden müssen.
Kritik am bestehenden KI-Gesetz
Die EU hat bereits ein Gesetz für Künstliche Intelligenz auf den Weg gebracht – den sogenannten AI Act. Doch dieser sorgt seit längerem für Diskussionen. Vertreter der Technologiebranche werfen Brüssel vor, zu viele Auflagen zu machen und Innovationen zu bremsen. Mit der neuen Strategie will die Kommission nun zeigen, dass sie auch Wachstum und Fortschritt fördern kann.