Bereits 300 Festnahmen

Berlin-Demo: Demonstranten versuchten Reichstag zu stürmen

29.08.2020

Laut Schätzung der Polizei sind bereits rund 30.000 Teilnehmer bei der Kundgebung in der Friedrichstraße ++++ Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann vor russischer Botschaft abgeführt.

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Berlin.  In Berlin hat es bei den Protesten von Gegnern der Corona-Beschränkungen nach Angaben des Berliner Innensenators Andreas Geisel bisher etwa 300 Festnahmen gegeben. Allein 200 Personen seien nahe der russischen Botschaft festgenommen worden, wo bis zu 3.000 "Reichsbürger und Extremisten" demonstrieren würden, sagte der SPD-Politiker am frühen Samstagabend vor Journalisten.

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Dort habe sich die Situation ab dem Nachmittag zugespitzt, Einsatzkräfte seien mit Flaschen und Steinen beworfen worden. Auch aktuell gebe dort "heftige gewalttätige Auseinandersetzungen". Bisher gebe es an der Stelle sieben verletzte Polizisten.
 
Insgesamt hätten in Berlin am Samstag bis zu 38.000 Menschen demonstriert. Der Großteil habe sich an der Abschlusskundgebung beteiligt. Diese Veranstaltung laufe derzeit auch noch und werde wohl erst gegen 21.00 beendet werden. Die Veranstalter dort würden sich bemühen, die Abstandsregeln einzuhalten. Die Großdemonstration in Berlin war zuvor von der Polizei aufgelöst worden. Grund dafür war nach Angaben der Behörden "insbesondere die Nichteinhaltung der Abstandsregelungen".
 

Demonstranten versuchten den Reichstag zu stürmen

Im Zuge der Berliner Kundgebungen gegen die Corona-Politik der Bundesregierung hat es auch am Reichstag Auseinandersetzungen zwischen zum Teil rechtsextremen Demonstranten und der Polizei gegeben.
 
Mehrere hundert Teilnehmer einer Versammlung seien am Samstagabend auf die Treppe des Reichstagsgebäudes gestürmt, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei. Die Beamten vor Ort hätten die Demonstranten abgedrängt und dabei auch Pfefferspray eingesetzt. Es gab mehrere Festnahmen, die genaue Zahl konnte die Polizei am späten Abend aber noch nicht nennen.
 
Mittlerweile sei vor dem Sitz des Bundestags Ruhe eingekehrt, sagte die Polizeisprecherin. Demonstranten seien nicht mehr zu sehen.
 
Außenminister Heiko Maas übte Kritik an rechtsextremen Teilnehmern an den Protesten vor dem Parlamentssitz. "Reichsflaggen vorm Parlament sind beschämend", schrieb Maas am Abend im Onlinedienst Twitter. Zwar habe jeder das Recht, über den Umgang mit der Coronavirus-Pandemie zu streiten und für seine Meinung zu demonstrieren. Allerdings solle dafür niemand "Rechtsextremen hinterherlaufen, PolizistInnen gefährden und viele einem Infektionsrisiko aussetzen", schrieb der Minister.
 
 
 
 
 

Video: Verschwörungstheoretiker Hildmann festgenommen

Laut Informationen der deutschen "BILD" wurde der umstrittene deutsche Vegan-Koch und Verschwörungstheoretiker Attila Hildemann vor der russischen Botschaft von der Polizei abgeführt. Eine Polizeisprecherin erklärte, dass sich Attila Hildmann den Aufforderungen der Beamten widersetzt habe. Er folgte einer Aufforderung, den Ort zu verlassen, nicht auf und versuchte stattdessen seine Kundgebung abzuhalten. Hildmann wurde daraufhin festgenommen. "Nun wird ermittelt. Herr Hildmann wird nach Abschluss der Maßnahmen wieder auf freien Fuß gesetzt werden.", hieß es von der Polizeisprecherin.
 
 

 

 

Schon am Vormittag kam es zu Menschenansammlungen im Berliner Zentrum. Die Polizei hatte nach eigenen Angaben die Demonstrationsteilnehmer wiederholt aufgefordert, die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten. Da diese Aufforderung nicht befolgt worden sei, habe der Einsatzleiter das Tragen von Mund-Nasen-Schutz zur Auflage gemacht.

Bei der Auflösung der Kundgebung setzte die Polizei auch einen Hubschrauber ein, um sich ein Bild über die Lage zu machen. Zu den Festnahmen kam es auf der Straße Unter den Linden. "Es wurde Zwang in Form einfacher körperlicher Gewalt und Pfefferspray eingesetzt", twitterte die Polizei.
 
Auch in London und Paris gab es Demonstrationen gegen Corona-Auflagen, allerdings deutlich kleinere. In der britischen Hauptstadt kamen mehrere hundert Menschen am Trafalgar Square zusammen. Sie stellten Informationen über das Virus infrage, viele trugen Transparente mit der Aufschrift "Fake News". In Paris versammelten sich rund 200 Aktivisten, die vor allem gegen die Maskenpflicht auf die Straße gingen. "Nein zur Gesundheitsdiktatur" und "Lasst unsere Kinder atmen" war hier auf Plakaten zu lesen.
 

Erste Festnahme am Brandenburger Tor

Am Samstagvormittag gab es offenbar bereits die erste Festnahme am Brandenburger Tor. Auf Twitter postet der Journalist Felix Huesmann Aufnahmen der Szene:
 
 
Eine Person wurde am Pariser Platz von der Polizei in Gewahrsam genommen. Der Vorwurf: das Tragen und Zeigen verfassungsfeindlicher Kennzeichen.
 
Tausende strömen zu den Demonstrationen. Der Zugang Friedrichstraße zur Demo ist bereits wegen Überfüllung gesperrt. Es wird so eng, dass die Menschen dicht an dicht sich drängen. Die Abstandsregeln können nicht eingehalten werden. Daher verordnet die Polizei jetzt den Demonstranten eine Maskenpflicht.
 
 
Die Stimmung war zu dem Zeitpunkt bereits aufgeheizt. Die Demonstranten schreien in Richtung der Polizisten, die Absperrungen zur Straße am 17. Juni zu öffnen.

Zahlreiche Deutschland-Flaggen

In der Menge waren zahlreiche Deutschland-Flaggen zu sehen, zeitweise skandierten die Demonstranten "Merkel weg". Bereits seit dem frühen Vormittag hatten sich Gegner der Corona-Politik in den Straßen rund um das Brandenburger Tor versammelt. Für den Demonstrationszug waren 17.000 Menschen angemeldet. Am Nachmittag soll dann auf der Straße des 17. Juni eine Großkundgebung mit 22.500 Teilnehmern stattfinden.
 
© Getty Images
 
Anmelder ist die Stuttgarter Initiative Querdenken 711, die bereits die Demonstration am 1. August organisiert hatte. Vor vier Wochen hatten mehr als 20.000 Menschen gegen die Corona-Eindämmungsmaßnahmen demonstriert. Dabei wurden Hygieneauflagen bewusst missachtet.
 

 

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