Waffenhändler Bout

25 Jahre Haft für "Händler des Todes"

06.04.2012

Zudem muss der Russe Bout 15 Millionen Dollar (11,48 Mio. Euro) zahlen.

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Der russische Waffenhändler Viktor Bout muss 25 Jahre lang in Haft. Ein US-Bundesgericht in New York verurteilte den als "Händler des Todes" bekannten früheren Sowjetoffizier am Donnerstag (Ortszeit) wegen Verschwörung zum Verkauf eines umfangreichen Waffenarsenals an US-feindliche Guerillas in Kolumbien zur Mindeststrafe von 25 Jahren Haft.

Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft gefordert. Zudem muss der 45-Jährige 15 Millionen Dollar (11,48 Mio. Euro) zahlen. Er galt als einer der meistgesuchten Waffenhändler der Welt, der zahlreiche Rebellengruppen und autoritäre Regierungen auf der ganzen Welt illegal mit Waffen beliefert haben soll.

Russland reagierte verstimmt auf das Urteil. Es sei "unbegründet und parteiisch", erklärte das Außenministerium in Moskau am Freitag. Die US-Justiz habe einen klaren politischen Auftrag gehabt und sei voreingenommen gegen Bout gewesen. Russland werde mit allen legalen Mitteln versuchen, Bout in die Heimat zu holen. Das Urteil könne sich negativ auf die Beziehungen zwischen Russland und den USA auswirken, warnte auch der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Staatsduma in Moskau, Alexej Puschkow.

Schuldspruch schon im November
Bout war schon im November schuldig gesprochen worden. Der wichtigste Vorwurf war, dass er Rebellen Boden-Luft-Raketen verkaufen wollte, mit denen amerikanische Flugzeuge abgeschossen werden können. US-Agenten hatten ihn in Bangkok in ein fiktives Waffengeschäft verwickelt. In den aufgezeichneten Verhandlungen sagte Bout, er könne die Waffen beschaffen. Dafür sieht das Gesetz mindestens 25 Jahre Haft vor. Für drei andere Delikte, darunter die Verschwörung zur Tötung von Amerikanern, bekam er jeweils 15 Jahre. Die Strafen addieren sich allerdings nicht, sie werden gleichzeitig verbüßt.

"25 Jahre sind genug", sagte Richterin Shira Scheindlin bei der Verkündung des Strafmaßes. Sie begründete das geringere Strafmaß damit, dass die Bout zur Last gelegten Straftaten nur durch eine verdeckte Operation der US-Behörden ausgelöst worden seien. Bei dem Verfahren in New York ging es nur um die Vorwürfe im Zusammenhang mit den Ermittlungen der US-Agenten, nicht um seine Geschäfte insgesamt.

   Bout nahm die Strafe mit einem trotzigen Blick auf, obwohl er nun die niedrigstmögliche Strafe für seine Vergehen bekommen hat. Bevor er abgeführt wurde, drehte er sich noch einmal zu seiner Familie um und rief: "Ich liebe Euch. Auch wenn wir untergehen - ein Krieger gibt nicht auf" - ein Spruch der russischen Marine aus dem Krieg gegen Japan 1905. Als ihm vor der Verkündung des Strafmaßes das letzte Wort erteilt wurde, sagte er: "Ich bin nicht schuldig. Ich hatte nie vor, jemanden zu töten oder Waffen zu verkaufen." Als der Staatsanwalt sein Schlussplädoyer vortrug, brüllte Bout: "Das ist eine Lüge!" Sein Anwalt kündigte an, das Urteil anfechten zu wollen.

Schwere Vorwürfe gegen die USA
In einem am Freitag veröffentlichten Radiointerview erhob der 45-Jährige zudem schwere Vorwürfe gegen die USA. "Es ist wie eine Trophäe für sie, ich bin wie ein gejagtes Reh, das sie getötet haben und von dem sie nun ein Foto machen wollen", sagte Bout dem russischen Auslandshörfunk Voice of Russia einer Mitschrift zufolge vor wenigen Tagen. Die Ehefrau des russischen Waffenhändlers bezeichnete das Urteil als Sieg für ihren Mann. Es sei eine Bankrotterklärung der Anklage, dass er lediglich zur Mindeststrafe verurteilt worden sei, sagte Alla Bout nach Angaben russischer Medien.

Der als "Händler des Todes" bekannte Bout war 2008 in Thailand festgenommen und zwei Jahre später an die USA ausgeliefert worden. Er hatte sich eigentlich schon zur Ruhe gesetzt. Ein Multimillionendeal lockte ihn aber noch einmal aus seiner Villa in der Nähe von Moskau. Seine Kunden, angebliche FARC-Rebellen, waren allerdings US-Agenten.

Vorbild für Hollywood-Streifen "Lord of War"
Er beherrscht angeblich sechs Fremdsprachen und verfügte in der Vergangenheit über verschiedene Tarnidentitäten. Sein schillerndes Leben diente als Vorlage für den Hollywood-Film "Lord of War - Händler des Todes" (2005) mit Nicolas Cage in der Hauptrolle. Bout soll eine ganze Flotte von Frachtflugzeugen unterhalten und Waffen in Krisengebiete in Afrika, Lateinamerika, den Nahen Osten und nach Asien geliefert haben. Auch in Afghanistan soll er über Jahre hinweg verschiedene Kriegsparteien mit Waffen versorgt haben - darunter islamistische Extremisten.

Allerdings war der Fall Bout laut der Richterin anders als sonst Terrorprozesse. "Es ging Herrn Bout ja nicht primär darum, Menschen zu töten. Es ging ihm ums Geld. Die Menschen waren ihm einfach egal. Er war skrupellos."

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