Warum so viele die "tödlichste" Route wählen

Das ist der neue Flüchtlings-Hotspot Europas

21.11.2020

Dieses Jahr trafen bereits mehr als 18.000 Migranten in offenen Holzbooten dort ein. Das bedeutet eine Steigerung von 1000 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

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Die spanische Regierung setzt ihre diplomatische Offensive zur Lösung der Migrationskrise auf den Kanarischen Inseln fort. Außenministerin Arancha González Laya wollte dazu am Samstag nach Senegal fliegen. Mit der Regierung des westafrikanischen Staates, neben Marokko eines der wichtigsten Herkunftsländer, wird sie nach Medienberichten über Maßnahmen zur schnelleren Rückführung von Migranten sowie zur Erschwerung der illegalen Ausreisen verhandeln.

Seit Wochen wagen immer mehr Afrikaner die gefährliche Überfahrt auf die Kanaren. Dieses Jahr trafen bereits mehr als 18.000 Migranten in offenen Holzbooten dort ein. Das bedeutet eine Steigerung von 1000 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Allein 9000 kamen in den vergangenen Wochen an.

Doch bei weitem nicht alle, die sich auf den Weg machen, kommen auch an. Die Überquerung des Atlantiks birgt Gefahren, die sich die meisten gar nicht vorstellen können.Die meisten der Neuankömmlinge auf den rund 110 Kilometer entfernten Kanaren sind amtlichen Angaben zufolge in Marokko in See gestochen, aber viele auch aus dem Senegal, aus Mauretanien oder auch aus Gambia. Die gefährliche Überfahrt wagen sie in kleinen Holzbooten, auch Pateras genannt. Schutz vor Sturm, Wellen oder jeglicher Witterung bieten diese Boote nicht. EU-Innenkommissarin Ylva Johannsson beschreibt diese Farce auch als die "tödlichste" Flüchtlingsroute Europas. Und die Zahlen zeichnen ebenfalls ein trauriges Bild. Offiziell kamen allein dieses Jahr 493 Menschen bei dem Versuch die Kanaren zu erreichen ums Leben. Die Dunkelziffer dürfte laut Organisation für Migration (IOM) allerdings wesentlich höher sein, berichtet "FOCUS Online".

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Wie spanische Medien berichten, ist vor allem der Mangel an Trinkwasser auf den Booten ein großes Problem. Ein 17-Jähriger, der die Flucht überlebt hat, erzählt laut Bericht, dass allein in seinem Boot mehr als die Hälfte der Migranten verdurstet sei. Sie mussten die Menschen einfach über Bord werfen. Sieben der Toten seien seine Cousins gewesen, erzählt der Jugendliche vom Horror.

Doch bei all diesen Schreckensberichten bleibt die Frage offen: Warum wählen so viele Menschen dennoch diese Todes-Route? Zum einen wird die wirtschaftliche Krise in vielen afrikanischen Ländern aufgrund des Coronavirus noch einmal verschärft. Laut Prognose vom Juli könnten allein im Jahr 2020 bis zu 25 Millionen Afrikaner arbeitslos werden. Zudem sind die Fluchtmöglichkeiten ebenfalls sehr begrenzt. Es ist kaum möglich auf das europäische Festland zu gelangen. Die Länder schotteten sich nicht zuletzt wegen Corona extrem ab und schlossen auch die Grenzen. Zudem ist mittlerweile auch die angespannte Lage auf den griechischen Inseln hinlänglich bekannt.

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Zur Linderung der unmittelbaren Not will Spanien nun Notlager für 7000 Migranten errichten. Diese Zentren würden auf Gran Canaria, Fuerteventura und Teneriffa schon in den nächsten Wochen zur Verfügung stehen, sagte Migrationsminister José Luis Escrivá am Freitag beim Besuch in Las Palmas de Gran Canaria.

Außenministerin Laya traf sich am Freitag in Genf mit dem Generaldirektor der IOM, Antonio Vitorino, und dem Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi, um über die Krise auf den Kanaren zu sprechen. Innenminister Fernando Grande-Marlaska war gleichzeitig in Marokko. Dort traf er sich mit seinem Amtskollegen Abdelouafi Laftit. Nach Medienberichten wurde über schnellere Rückführungen verhandelt. Vielleicht sollte dies aber auch als Anstoß für eine lang überfällige EU-weite Asyl-Reform gesehen werden, die nicht nur Rückführungen ins Auge fasst, sondern auch das Recht auf Asyl weiter wahrt...

 

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