"Aber kein Grund zur Besorgnis"

Deutsche Experten: Einschleppung von China-Virus "wahrscheinlich"

23.01.2020

In Deutschland würden sich Kliniken vorbereiten, um auf diese Fälle schnell reagieren zu können.

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© AFP
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Berlin/Wuhan. Eingeschleppte Einzelfälle der neuen Lungenkrankheit sind deutschen Infektionsspezialisten zufolge auch in Mitteleuropa "wahrscheinlich". Grund zur Besorgnis gebe es aber nicht, teilte die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie am Donnerstag mit. In Deutschland würden sich Kliniken vorbereiten, um auf diese Fälle schnell reagieren zu können.
 
Wichtig sei jetzt vor allem, Ärzte und medizinisches Personal in Kliniken und Praxen zu sensibilisieren, um Verdachtsfälle schnell zu finden, hieß es. Mit der richtigen Behandlung könne sichergestellt werden, dass Mitpatienten und Klinikpersonal nicht gefährdet werden und die Infektion nicht weiterverbreitet wird.
 
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) gibt im Internet an, dass mit "einem Import einzelner Fälle nach Deutschland" gerechnet werden müsse. Das Risiko für die Bevölkerung hierzulande werde "zurzeit als gering eingeschätzt" (Stand 23. Jänner). Das neuartige Coronavirus, das die Lungenkrankheit auslöst, wurde bis Donnerstag in China bei deutlich über 600 Menschen nachgewiesen. Nachweisliche Todesursache war es bisher bei 17 Menschen. In Europa ist bisher kein Fall bekannt.
 
 

Hongkong wandelte Ferienanlagen in Quarantänelager um

Aus Furcht vor der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus wandelt Hongkong zwei Ferienanlagen in Quarantänelager um. Die Einrichtungen, darunter eine ehemalige Militärkaserne, dienten der Isolation von Menschen, die möglicherweise mit dem Krankheitserreger in Kontakt gekommen seien, teilten die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone am Donnerstag mit.
 
Die Finanzmetropole ist in höchster Alarmbereitschaft wegen des Virus, an dem bisher 17 Menschen gestorben sind. "Wir werden ein gesamtes Team an Mitarbeitern haben, um die Quarantänelager zu betreiben", sagte der Direktor des Zentrums für Gesundheitsschutz, Wong Ka Hing, vor Journalisten. Seinen Angaben zufolge sollen zunächst drei Menschen, die in engen Kontakt mit den beiden bestätigten Fällen in Hongkong gekommen waren, in ein Lager im ländlichen Bezirk Sai Kung gebracht werden. Ein weiteres Ferienlager, eine ehemalige britische Kaserne auf der Insel Hongkong, wird demnach noch als Quarantäneeinrichtung vorbereitet.
 
Die zwei Standorte wurden bereits während des tödlichen SARS-Ausbruchs vor 17 Jahren als Quarantäneeinrichtungen genutzt. Damals starben in Hongkong knapp 300 Menschen. Die Einrichtungen sollen eine Verbreitung des Virus verhindern, während in Verdachtsfällen auf die Testergebnisse gewartet wird.
 
Bisher wurden zwei Menschen in der Stadt positiv auf das neuartige Coronavirus getestet, das dem SARS-Erreger ähnlich ist. Die beiden Erkrankten hatten in den vergangenen Tagen die zentralchinesische Stadt Wuhan besucht, in der das Virus zuerst aufgetreten war, und werden auf Isolierstationen im Krankenhaus behandelt.
 
Laut dem örtlichen Nachrichtensender RTHK ist ein Australier einer der ersten, der zur Quarantänestation in Sai Kung gebracht wurde. Er habe im gleichen Hotel übernachtet wie ein Mann, der positiv auf das Virus getestet wurde.
 
Am Donnerstag sagten die Behörden in Hongkong zudem ein fünftägiges Neujahrsfest in einem öffentlichen Park ab, das am Samstag eröffnet werden sollte. Die Angst vor einer Ausbreitung des Virus wird durch den intensiven Reiseverkehr rund um das Neujahrsfest gesteigert. Jedes Jahr sind zum Neujahrsfest hunderte Millionen von Chinesen per Zug, Bus oder Flugzeug im gesamten Land unterwegs.
 
Als Ausgangspunkt des neuen Virus gilt ein Tiermarkt in Wuhan. Forscher gehen davon aus, dass die Infektion ursprünglich von Tieren ausging und sich der Erreger anschließend von Mensch zu Mensch weiterverbreitete. Die Regierung in Peking warnte am Mittwoch davor, dass das Virus mutieren und sich dann noch schneller ausbreiten könnte.
 
 
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