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Kritik aus eigener Partei: Außenminister vor dem Aus

05.11.2025

Nur ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt steckt Außenminister Johann Wadephul (CDU) in einer schweren Krise.

  

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Mit seinen umstrittenen Äußerungen zu Syrien-Abschiebungen und einer emotionalen Rede vor der Unionsfraktion hat sich Deutschlands Chefdiplomat den Unmut seiner eigenen Partei, der Fraktionsführung – und sogar von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zugezogen.

Zwar betonte der Regierungssprecher, der Kanzler stehe weiterhin hinter Wadephul, doch intern mehren sich Zweifel an seiner Eignung. Mehrere Unionsabgeordnete sprachen gegenüber BILD von einem „Minister auf Bewährung“.

Debatte um Syrien-Abschiebungen eskaliert

Auslöser der Krise war Wadephuls Einschätzung, Abschiebungen nach Syrien seien derzeit nicht vertretbar. Syrien sehe schlimmer aus als Deutschland im Jahr 1945, erklärte der Minister in einer Fraktionssitzung – und verwies auf das „christliche Menschenbild“ der Union. Mit dieser Wortmeldung unterlief er nach Darstellung aus Parteikreisen den Versuch des Kanzlers, die Debatte zu beenden.

„Er hätte einfach nichts sagen sollen“, sagte ein ranghoher Abgeordneter. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann soll Wadephul sogar ausdrücklich davon abgeraten haben, das Wort zu ergreifen. Statt Beifall gab es demnach betretenes Schweigen.

Kanzler Merz widerspricht öffentlich

Kanzler Merz zeigte sich verärgert – auch, weil Wadephul mit seinen Aussagen den Koalitionsvertrag und die geplante Migrationswende infrage stellte. Gemeinsam mit Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) und Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) bekräftigte Merz, dass die Bundesregierung syrische Staatsbürger zurückführen wolle, „damit sie ihr Land wieder aufbauen“.

In Regierungskreisen heißt es, Merz habe Wadephul nie als Wunschkandidaten gesehen. Ursprünglich habe er David McAllister für den Posten favorisiert, der jedoch abgesagt habe.

Wie lange sich Wadephul im Amt halten kann, ist offen. Innerhalb der Union wird bereits über einen möglichen Austausch spekuliert – ein Schritt, der allerdings auch für den Kanzler politisch heikel wäre. Sicher ist nur: Der Außenminister hat sich in seiner ersten großen Bewährungsprobe selbst schwer angeschlagen. 

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