Neue Technologie

DIESES Land filtert jetzt CO2 aus dem Ozean

22.04.2025

Neben der Reduktion neuer Emissionen gewinnen auch Technologien an Bedeutung, die bereits freigesetztes Kohlendioxid wieder aus der Umwelt entfernen. 

Zur Vollversion des Artikels
© getty
Zur Vollversion des Artikels

Im Süden Englands testet ein Forschungsteam derzeit ein neues Verfahren, das CO₂ direkt aus dem Meerwasser holt – günstiger und möglicherweise effizienter als vergleichbare Methoden.

CO₂ aus dem Meer statt aus der Luft

In der Stadt Weymouth an der Südküste Englands (Großbritannien) läuft derzeit ein Versuch, der internationale Beachtung findet. Das Projekt trägt den Namen SeaCURE und wurde unter anderem von der University of Exeter sowie dem Plymouth Marine Laboratory entwickelt. Die Finanzierung erfolgt durch öffentliche Mittel der britischen Regierung. Ziel ist es, CO₂ aus Meerwasser zu entziehen – und zwar zu geringeren Kosten als bei bisherigen Technologien, bei denen das Gas direkt aus der Luft geholt wird.

 

 

 

 

Die Wissenschaftler nutzen dabei eine besondere Eigenschaft der Meere: Meerwasser enthält etwa 150-mal so viel CO₂ wie Luft. Diese hohe Konzentration macht es attraktiver für technische Prozesse, bei denen CO₂ herausgefiltert und anschließend gespeichert werden kann.

Funktionsweise der Anlage

Im Versuchsbetrieb werden derzeit rund 3.000 Liter Meerwasser pro Minute aus dem Ärmelkanal in einen großen Tank geleitet. Dort verändert ein elektrischer Prozess den pH-Wert des Wassers. Die Lösung wird dabei saurer, wodurch das CO₂ in Gasform aufsteigt – vergleichbar mit dem Sprudeln einer kohlensäurehaltigen Limonade. Das entstehende Gas wird dann abgesaugt und auf einen Reinheitsgrad von bis zu 99 Prozent gebracht.

© getty

Das übrig gebliebene Meerwasser wird anschließend mit einer Lauge neutralisiert. Danach fließt es über eine Flussmündung wieder zurück in den Ozean. Dabei kann es erneut CO₂ aus der Luft aufnehmen – und der Kreislauf beginnt von vorn.

Noch geringe Mengen – aber viel Potenzial

Aktuell ist die Kapazität der Anlage begrenzt. Sie kann pro Jahr höchstens 100 Tonnen CO₂ aus dem Wasser holen. Zum Vergleich: Ein einzelnes Flugzeug auf einem Flug von Europa in die USA verursacht in etwa dieselbe Menge an CO₂-Emissionen. Für eine großflächige Nutzung ist daher noch viel Entwicklungsarbeit nötig. Tom Bell vom Plymouth Marine Laboratory beschreibt die Funktion des Meeres in diesem Zusammenhang so: „Man kann sich das wie einen Schwamm vorstellen, der Kohlendioxid aufsaugt. Wir drücken ihn aus, um das CO₂ zu entfernen.“

Auswirkungen auf die Meereswelt

Ein wichtiger Punkt in der laufenden Forschung ist die Frage, wie sich dieser Prozess auf das Leben im Meer auswirkt. Denn wenn dem Wasser dauerhaft CO₂ entzogen wird, könnte das Auswirkungen auf Organismen haben, die diesen Kohlenstoff benötigen. Phytoplankton etwa verwendet CO₂ für die Photosynthese. Muscheln wiederum benötigen es für den Aufbau ihrer Kalkschalen. Laut Guy Hooper von der University of Exeter sind die Mengen im derzeitigen Versuchsbetrieb jedoch so gering, dass keine negativen Folgen zu erwarten sind. Für eine spätere Nutzung im großen Maßstab schlägt er vor, das CO₂-reduzierte Wasser mit unbehandeltem Meerwasser zu verdünnen, bevor es zurückgeleitet wird. So könnten mögliche Belastungen reduziert werden.

Nächste Schritte: Einsatz auf dem Meer

Noch befindet sich das Projekt in einem frühen Stadium. Dennoch denken die Beteiligten bereits weiter. Für eine spätere Umsetzung auf hoher See könnten schwimmende Anlagen entwickelt werden. Diese würden dann ihre Energie aus erneuerbaren Quellen wie Solarzellen beziehen – ebenfalls auf dem Wasser installiert. Schon jetzt nutzt die aktuelle Anlage Strom aus erneuerbaren Energien. Die Hoffnung ist, dass solche Methoden langfristig einen Beitrag zum Klimaschutz leisten – nicht als alleinige Lösung, aber als wichtige Ergänzung zu anderen Maßnahmen. 

Zur Vollversion des Artikels