Seltsames Phänomen

ESA entdeckt wachsendes Loch im Magnetfeld der Erde

20.10.2025

Seit vielen Jahren beobachten Forscherinnen und Forscher eine ungewöhnliche Schwäche im Magnetfeld der Erde – genauer gesagt über dem Südatlantik. 

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© getty (Symbolbild)
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Dieses Gebiet wird „Südatlantische Anomalie“ genannt und gibt der Wissenschaft seit mehr als hundert Jahren Rätsel auf.

Zone des Magnetfeldes wird schwächer

Aktuelle Messungen zeigen, dass sich dieses schwache Gebiet in den letzten elf Jahren deutlich ausgeweitet hat. Laut Daten von Satelliten der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ist die Fläche inzwischen etwa so groß wie die Hälfte von Europa. Die Ergebnisse stammen aus einer internationalen Studie, die im Fachmagazin Physics of the Earth and Planetary Interiors veröffentlicht wurde. Dafür wurden Daten der sogenannten Swarm-Mission ausgewertet – drei baugleiche Satelliten, die das Magnetfeld der Erde genau vermessen.

Warum diese Beobachtung wichtig ist

Das Magnetfeld schützt unseren Planeten unter anderem vor geladenen Teilchen aus dem Weltall. Es ist also entscheidend für vieles, was auf der Erde passiert – etwa für Funkverbindungen, Satellitentechnik oder die Orientierung mit Kompass und GPS. Durch die neuen Daten können Forschende ihre Modelle verbessern und besser verstehen, wie sich die inneren Schichten der Erde gegenseitig beeinflussen.

Bewegungen tief im Erdinneren

Die Hauptursache für die Schwächung liegt vermutlich tief unter der Erdoberfläche – etwa 2.900 Kilometer im Inneren. Dort bewegt sich flüssiges Eisen im äußeren Erdkern. Diese Strömungen erzeugen elektrische Ströme, die das Magnetfeld entstehen lassen. Laut dem dänischen Geomagnetismus-Experten Chris Finlay von der Technischen Universität Dänemark verändern sich diese Strömungen derzeit stark: „Die süd­atlantische Anomalie verhält sich nicht gleichmäßig. Über Afrika verändert sie sich anders als über Südamerika“, so Finlay. „In dieser Region passiert etwas, das das Magnetfeld stärker abschwächt als anderswo.“

Unerwartete Messungen

Normalerweise verlaufen die magnetischen Feldlinien von innen nach außen durch die Erdkruste. Doch unter der süd­atlantischen Anomalie haben Forschende Bereiche entdeckt, in denen sich die Richtung umkehrt – also das Magnetfeld wieder zurück in den Erdkern fließt. Gleichzeitig zeigen Messungen, dass das Magnetfeld über Sibirien (Russland) stärker wird, während es über Kanada schwächer wird. Offenbar hängt das mit der Bewegung des magnetischen Nordpols zusammen, der sich in den letzten Jahren deutlich in Richtung Sibirien verschoben hat.

 

Die ESA will ihre Swarm-Mission bis über das Jahr 2030 hinaus fortsetzen. Dadurch können Forschende die Entwicklung des Magnetfelds weiter beobachten und hoffentlich besser verstehen, warum es in manchen Regionen schwächer und in anderen stärker wird. 

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