Start für Abschiebungen

EU-Türkei-Deal: Start mit Chaos

03.04.2016

Die Türkei hat sich kaum auf die Aufnahme der Flüchtlinge aus Griechenland vorbereitet.

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Es ist die Nagelprobe, ob das Abkommen zwischen der EU und der Türkei hält: Heute um zehn Uhr soll von der griechischen Insel Lesbos das erste „Rückführungs­boot“ starten. Mit dem Touristenkatamaran „Nazli Jale“ sollen Flüchtlinge in den türkischen Hafen Dikili gebracht werden.

Das Problem: Mustafa Tosun, der Bürgermeister von Dikili, weiß von nichts: „Selbst ich habe bezüglich der Flüchtlinge keinerlei Informationen von den Verantwortlichen in Ankara erhalten.“ Niemand von der Zen­tralregierung in Ankara habe ihn über ihre Pläne informiert, klagt der Stadtchef.

Eigentlich sieht der Deal zwischen EU und Türkei vor, alle Flüchtlinge zu sammlen, die seit dem 20. März auf den griechischen Inseln landeten. Ab heute sollen jene in die Türkei zurückgeschickt werden, die keinen Anspruch auf Asyl haben. Im Gegenzug lässt die EU für jeden rückgeschobenen Flüchtling einen Syrer legal aus der Türkei nach Europa reisen – allerdings maximal 72.000. In der Türkei leben derzeit zweieinhalb Millionen syrische Flüchtlinge.

Anstelle eines Lagers gibt es nur eine grüne Wiese
Doch die türkische Regierung begann er erst kurz vor dem Beginn der geplanten Rückführungen, diese zu planen. Der Standort für das Registrierungscamp in Dikili war am Wochenende noch ein mit Gras bewachsenes Feld. In Çeşme, direkt gegenüber der griechischen Chaos­insel Chios, begannen Arbeiter am Freitag zumindest damit, Wasserleitungen für ein Camp zu verlegen, allerdings nur auf 500 Quadratmetern.

Jeder Flüchtling wird von einem Polizisten begleitet
Ungewiss ist auch, ob der Abtransport der Flüchtlinge von den griechischen Inseln überhaupt klappt. Auf der Insel Lesbos waren kaum Vorbereitungen getroffen, damit die Rückführung beginnen kann. Heute soll eine Gruppe von 200 Personen mit Bussen zum Hafen der Insel gebracht werden – jeder Flüchtling wird von einem Polizisten begleitet. Von dort sollen sie sofort ins 28 Kilometer entfernte Dikili gebracht werden. Ein Offizier der griechischen Küstenwache: „Die Planung ist schön, aber wenn ich an die Realität denke, kriege ich Schweißausbrüche.“(baa)

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