Neue Modellrechnungen

Experten befürchten Anstieg tödlicher Infektionskrankheiten

14.07.2020

Studie: Malaria, HIV und Tuberkulose könnten mehr Menschen töten als Coronavirus.

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© Symbolbild (Getty Images)
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Paris. Die Corona-Pandemie könnte in ärmeren Ländern nach Einschätzung von Experten zu einem drastischen Anstieg der Todesfälle auch durch Malaria, HIV und Tuberkulose führen. In Gebieten, in denen die Infektionskrankheiten häufig vorkommen, könnten Gesundheitssysteme und Medikamentenversorgung ernsthaft gestört werden, warnten Forscher vom Imperial College London am Dienstag.
 
Laut Modellberechnungen könnten so in den nächsten fünf Jahren mehr Menschen an diesen drei Krankheiten sterben als durch das neuartige Coronavirus. Sowohl gegen HIV als auch gegen Tuberkulose und Malaria gibt es mittlerweile kostengünstige und wirksame Behandlungs- und Präventionsmittel. Dennoch sterben weltweit jedes Jahr fast drei Millionen Menschen an diesen Krankheiten, die überwiegende Mehrheit davon in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.
 
Bereits jetzt meiden den Forschern zufolge Menschen in dutzenden Ländern aus Angst vor einer Corona-Infektion Arztpraxen und Krankenhäuser. Auch die Versorgungslage mit Medikamenten sowie antiretroviralen Behandlungen gegen HIV ist demnach angespannt.
 
Für die Studie, die in der medizinischen Fachzeitschrift "Lancet Global Health" veröffentlicht wurde, untersuchte das Team vier verschiedene Szenarien für den Verlauf der Corona-Pandemie. Am folgenreichsten wären demnach Unterbrechungen der antiretroviralen Behandlung für HIV-Infizierte: In Teilen des südlichen Afrika könnten dann bis zu zehn Prozent mehr Menschen an HIV sterben als ohne die vom Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19.
 
Im schlimmsten berechneten Fall könnte die Todesfälle durch Tuberkulose im südlichen Afrika um 20 Prozent zunehmen. Nach wie vor ist Tuberkulose die weltweit tödlichste Infektionskrankheit. Die Todesfälle durch Malaria könnten laut der Studie allein durch die Unterbrechung von Kampagnen zur Verteilung von Moskitonetzen um 36 Prozent ansteigen.
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