Syrer stellt klar

Sind für Integration verantwortlich!

15.12.2017

Aras Bacho: Flüchtlinge sind selbst für ihre Integration verantwortlich!

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© APA/HERBERT NEUBAUER/Symbolbild
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Aras Bacho ist ein syrischer Flüchtling, der in Deutschland lebt. Er schreibt in seinen Offenen Briefen über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland und Europa

Öfters lese, dass die Menschen schreiben, dass Deutschland für die Integration der Flüchtlinge verantwortlich ist. Aber stimmt das wirklich - ist Deutschland wirklich für unsere Integration verantwortlich? Ich werde aus Sicht eines Flüchtlings, der seit vielen Jahren in Deutschland ist, über meine Erfahrungen erzählen und das Gegenteil zeigen.

Als ich vor sieben Jahren nach Deutschland geflüchtet bin, hat mich Deutschland mit offenen Armen aufgenommen und mir ein Dach über den Kopf gegeben und dazu noch Nahrung, plus Kleidung und alles was man normalerweise fürs Leben und die Schule braucht.

Ich war damals jung und jedes Kind in Deutschland hat die Pflicht, die Schule zu besuchen, bis es volljährig ist. Ich nutzte all diese Möglichkeiten. Anfangs war es ziemlich schwierig, die deutschen Sprache zu lernen und ich hatte Schwierigkeiten.

In der Schule war es nicht leicht, aber es gab Kinder, die mit mir Deutsch sprachen und nach und nach haben ich verstanden, worüber sie sprachen.

Mein erstes Jahr in Deutschland habe ich versucht, Bücher zu lesen, um den Satzbau zu erlernen und aus Wörtern ganzen Sätzen zu bilden. Ich schaute deutsches Fernsehen, am meisten den WDR und die Sendung Kölner Treff von Bettina Böttinger.

Sie Interviewte ihre Gäste und ich lernte aus ihrer Sendung viele neue Wörter und Sätze. Auch Nachrichten haben ich im Fernsehen angeschaut, sowie Filme auf Deutsch. Sie alle halfen mir dabei, meine gebrochene Sprache zu erneuern.

Ich sprach damals mit gebrochenem schlechtem Deutsch, aber Probleme deswegen hatte ich nie. Wenn ich etwas haben wollte, fragte ich meistens mit Begriffen für einzelnen Sachen. In der Schule gab mir damals meine Lehrerin ein Heft, darin musste ich meinen Tagesablauf reinschreiben.

Ich fing dann an mit: "Ich habe heute in der Schule Deutsch gelernt."

In dem ganzen Heft schrieb ich nur fast mit "Ich habe".

Die Rechtschreibung und Grammatik, sowie die Schrift selbst war höllisch schwer zu lernen. Die Schrift zu lesen viel mir schwer, aber das ist normal, wenn man in Deutschland neu ist. Aber die Sprache zu lernen und sich zu integrieren ist wichtig, sonst wird man später Schwierigkeiten in seinem Leben haben.

In den nächsten Jahren ist die Deutsche Sprache für mich einfacher geworden. Ich konnte lesen, schreiben und mich mit Fremden unterhalten. Ich holte mir damals ein Radio und hörte bis 20 Uhr abends Musik und Nachrichten aus Deutschland und der ganzen Welt. Ein Handy wollte ich nie haben, stattdessen lieber ein Wörterbuch Deutsch-Arabisch. Ich suchte immer nach einzelnen Wörtern, die mir fremd schienen und versuchte sie dann auf arabisch zu verstehen.

Auf diese Art haben ich viel gelernt. Dass ich heute so gut schreibe, verdanke ich mir selbst und auch Deutschland.

Deutschland hat mir die Schule und das Recht aufs Lernen gegeben. Die Lehrer haben uns viele Dinge beigebracht, die man nur in der Schule lernen konnte. Das Einzige, was Deutschland für mich nicht gemacht hat, ist, mich zum lernen zu zwingen.

In Deutschland wird niemand gegen seinen Willen zu etwas gezwungen. Ich habe mich hingesetzt, holte meine Bücher und das Heft raus und machte meine Hausaufgaben selbstständig. Und ging in die Bücherei. Unter 18 Jahren war ich gezwungen, die Schule zu besuchen, aber zum Lernen können sie einen nicht zwingen. Jeder kann für sich bestimmen, was später aus seinem Leben werden soll.

Wir Flüchtlinge müssen einen Beitrag in Deutschland leisten. Dass heißt, wir müssen lernen und die Chancen in Deutschland nutzen. In der Schule aufpassen und auch verdammt nochmal sich zuhause hinsetzen, die Hausaufgaben rausholen und lernen. Sonst ist es beschämend.

Auch wenn wir nicht gezwungen werden, müssen wir allen Deutschen zeigen, dass wir was schaffen können und nicht nur rumsitzen und uns über die Gesetze und das Land beschweren. Einen Beitrag zu leisten ist nicht schwierig, aber wenn wir Flüchtlinge nicht alle mitmachen, sehe ich schwarz für die Zukunft.

Wenn wir jetzt sagen, wir brauchen keine Schulen, denn wir werden doch eh nach Syrien zurückkehren, dann liegen wir ganz falsch.

Deutschland bietet tolle Ausbildungsplätze, sowie die Chance, hier gute Abschlüsse zu machen. Deutschland muss nur darauf achten, dass die Flüchtlinge an den Schulen angemeldet werden, sie die Schulen täglich besuchen und dass ihnen ihr Geld überwiesen wird, sie einen Ausbildungsplatz finden und für ihre Sicherheit sorgen.

Für den Rest ist Deutschland nicht verantwortlich, sondern wir müssen uns selbst auf die Schule und Integration fokussieren. Solange wir diese Schritte tun, können wir hier gut leben und uns beteiligen.

Wir Flüchtlinge sind selbst für uns und unsere Zukunft verantwortlich und sollten deswegen auch die Angebote nutzen, die es gibt.

Das ist meine Meinung, andere mögen es anders sehen. Aber auch die vielen anderen Flüchtlinge, mit denen ich befreundet bin, sehen es wie ich.

Autor: Aras Bacho

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