Spaniens Monarchie wankt:

Infantin und König am Pranger

07.01.2014

Königstochter könnte im Gefängnis landen.

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© APA/EFE/Andreu Dalmau
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2013 stand für die königliche Familie in Spanien unter keinem günstigen Stern. Im neuen Jahr gibt es weitere Hiobsbotschaften: Infantin Cristina drohen Jahre hinter Gittern. Immer mehr Spanier sehnen das Ende der einst beliebten Monarchie herbei.

Einen so schlechten Jahresstart hatte man im spanischen Königshaus nach dem Schreckensjahr 2013 wohl kaum für möglich gehalten. Als man im Palacio de la Zarzuela am nordwestlichen Stadtrand Madrids erfuhr, dass Infantin Cristina zur Beschuldigten im seit langem anhaltenden Korruptionsskandal erklärt wurde, dürften die Royals noch nicht einmal die Titelseiten der Dienstagsausgaben verdaut haben.

Peinlicher Auftritt von König Juan Carlos                 

Nach einem als peinlich empfundenen Auftritt bei einer Militärparade zum Dreikönigstag wurde König Juan Carlos von den Medien nämlich mit ungewöhnlicher Schärfe angegriffen - weil er in seiner Rede wichtige Themen wie das Unabhängigkeitsstreben Kataloniens unerwähnt gelassen hatte, vor allem aber, weil der 76-Jährige nach vielen Gesundheitsproblemen körperlich und geistig äußerst unsicher wirkte und immer wieder ins Stottern geriet.

Die Onlinezeitung "elpais.com" stellte schließlich fest: "Die Monarchie steht vor einem neuen Leidensjahr." Die Monarchie wanke gefährlich, meinte die Zeitung "El Mundo". Das alles andere als königsfeindliche, rechtsliberale Blatt hatte erst vor ein paar Tagen eine repräsentative Umfrage veröffentlicht, die beim angesehenen Meinungsforschungsinstitut "Sigma Dos" in Auftrag gegeben worden war und die dem König schon heftige Bauchschmerzen bereitet haben muss. Innerhalb nur eines Jahres sank demnach der Anteil der Spanier, die die monarchistische Staatsform unterstützen, um neun Punkte auf 41,3 Prozent.

Bis zu sechseinhalb Jahre hinter Gittern drohen                                                                                                                     

Nach spanischem Recht könnte die nun der Geldwäsche und des Steuerbetrugs bezichtigte Königstochter für bis zu sechseinhalb Jahre hinter Gitter wandern. Untersuchungsrichter José Castro ließ wissen, es gebe "genug Indizien" gegen die 48-Jährige. Gegen Cristinas Ehemann Iñaki Urdangarín ermittelt Castro bereits seit längerem.

Der frühere Handball-Star (45) steht im Verdacht, als Präsident der gemeinnützigen Stiftung Nóos staatliche Gelder in Höhe von mehr als sechs Millionen Euro unterschlagen zu haben. Cristina, so der Richter nun, könne "nur schwerlich" gar nichts von den Machenschaften ihres Ehemannes erfahren haben. Sie habe vielmehr den Erkenntnissen zufolge den Finanzbehörden Einkünfte eines gemeinsamen Consulting-Unternehmens verschwiegen, das als Strohfirma gedient habe.

Auf den Straßen des von Wirtschaftskrise und mehreren Korruptionsaffären erschütterten Landes wurde die Entscheidung, die jüngste der beiden Töchter von Juan Carlos und Königin Sofia (75) für den 8. März zu einer Vernehmung in Palma de Mallorca als Beschuldigte vorzuladen, vorwiegend positiv aufgenommen. "Gott sei Dank! Mensch, endlich, endlich! Ich glaube, dass das spanische Volk etwas Gerechtigkeit verdient. Die Beweise sind ja so klar", sagte etwa ein Mann in Salamanca dem TV-Sender des Portals "Salamanca24horas.com".

Noch nie hatte in der Geschichte der spanischen Monarchie die Justiz bisher in einem Korruptionsskandal gegen einen direkten Nachkommen des Königs ermittelt. Dass es tatsächlich zur Vernehmung Cristinas kommt, glauben aber nicht viele. Eine erste Vorladung von Richter Castro war bereits im vergangenen Mai vom Landgericht in Palma gekippt worden. Diesmal hatte sich sogar die Staatsanwaltschaft vor der Entscheidung des Richters gegen die Ermittlungen ausgesprochen.

Rufe nach Abdankung werden lauter                                                                                                                                           

Doch selbst, wenn Cristina nicht nach Palma kommen muss - die Monarchie dürfte in Spanien in den nächsten Monaten kaum zur Ruhe kommen. Nach der umstrittenen Elefantenjagd des Königs in Afrika im Frühjahr 2012 und seinen vielen Operationen werden die Rufe nach einem Rücktritt von König Juan Carlos - unter anderem von namhaften Politikern - immer lauter. In seiner Weihnachtsrede schloss der Monarch eine Abdankung erneut kategorisch aus. Er sei fest entschlossen, das Mandat zu erfüllen, das die spanische Verfassung ihm zuschreibe.

Niemand vergisst in Spanien, dass Juan Carlos 1981 die damals noch junge und zerbrechliche Demokratie gegen einen Putschversuch von Militärs entschlossen verteidigte und zur am meisten respektierten Figur des Landes aufstieg. Aber wie schrieb "El Mundo" am Dienstag in einem Leitartikel? Die Rede am Dreikönigstag "nährt die Zweifel, dass Juan Carlos tatsächlich in der Lage ist, das Amt des Staatsoberhaupts zu erfüllen." Cristina hilft ihrem Vater kaum.

 

 

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