Chaotische Zustände

Internationale Reisewarnung für Bangkok

23.04.2010

Die Proteste in der thailändischen Hauptstadt eskalieren.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Die Unruhen in Thailand wirken sich nun auch deutlich auf den für das Land so wichtigen Tourismus aus: Nach den Granatenexplosionen mit mindestens einer Toten und etwa 80 Verletzten rieten mehrere europäische Länder am Freitag von nicht notwendigen Reisen in die thailändische Hauptstadt ab. Während die UNO zum Gewaltverzicht aufrief, formierten sich im Zentrum Bangkoks zunehmend auch regierungstreue Gelbhemden. Die Regierungsgegner ließen indes ihre Forderung nach einem sofortigen Rücktritt von Premier Abhisit Vejjajiva fallen.

Das österreichische Außenministerium warnte in seinen bereits am Donnerstag aktualisierten Reisehinweisen vor einem "hohen Sicherheitsrisiko" im Großraum Bangkok und riet von "nicht unbedingt notwendigen Reisen" in die thailändische Hauptstadt ab. "Dringend empfohlen" werde Reisenden, das von Regierungsgegnern besetzte zentrale Einkaufsviertel zu meiden. Ähnlich fielen die Reisehinweise von Großbritannien, Frankreich und Deutschland aus. Im Sicherheitshinweis des US-Außenministeriums hieß es, "wegen der wachsenden Gewalt im Zentrum Bangkoks" sollten alle US-Bürger nicht unbedingt notwendige Reisen dorthin vermeiden.

80 Verletzte bei Granatenangriff
Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftszweig Thailands, der im Jahr 2007 15 Milliarden Euro Umsatz einbrachte. Die oppositionellen Rothemden halten seit Wochen ein auch bei Touristen beliebtes Geschäftsviertel besetzt, um den thailändischen Ministerpräsidenten Abhisit Vejjajiva zum Rücktritt zu zwingen.

Bei Granatenangriffen auf die Demonstranten, für die sich Regierungslager und Opposition gegenseitig verantwortlich machten, waren am Donnerstag nach offiziellen Angaben eine 26-jährige Thailänderin getötet und etwa 80 weitere Menschen verletzt worden. König Bhumibol Adulyadej sagte Geld für die medizinische Versorgung der Verletzten sowie für Bestattungen zu. Es war die schwerste Eskalation von Gewalt in Bangkok seit dem 10. April, als bei dem Versuch der Sicherheitskräfte, die Proteste aufzulösen, 25 Menschen getötet und mehr als 800 weitere verletzt worden waren.

Polizei rückt vor - und zieht dann ab
Regierung und Demonstranten standen einander weiterhin unversöhnlich gegenüber. Allerdings ließen die Regierungsgegner am Freitag ihre bisherige Forderung nach einem sofortigen Rücktritt von Premier Abhisit fallen. Dies könne auch in einem Monat geschehen, sagte Demonstranten-Anführer Veera Musikapong, der jedoch im Gegenzug einen Abzug der Soldaten forderte.

Die Polizei war am Freitagvormittag bis auf wenige Meter an die Front der Demonstranten herangerückt. Sie forderte den Abbau der Barrikaden aus Autoreifen und Zäunen mit spitzen Bambusstangen. Die Demonstranten verweigerten dies. Die Polizei zog sich schließlich zurück, während hinter den Kulissen hektische Vermittlungssuche liefen. Ein Ergebnis war bis zum Abend nicht in Sicht. "Wir stehen an der Schwelle der Anarchie und einem möglichen Regimewechsel", schrieb die Zeitung "Nation".

Friedliche Lösung gefordert
Aus Protest gegen die anhaltenden Blockaden der Rothemden in Bangkok zogen am Freitag rund 5000 Regierungstreue in gelbe T-Shirts gekleidet vor den Königspalast. "Wir lieben dieses Land, wir lieben den König, und wir wollen, dass wieder Frieden herrscht", sagte einer der Organisatoren des Aufmarsches, Tut Sittisomwong. Hunderte mit Schlagstöcken bewaffnete Polizisten rückten zu den Barrikaden der Rothemden vor.

Die Vereinten Nationen appellierten "an die Demonstranten wie an die thailändischen Behörden, Gewalt und Todesopfer zu vermeiden und friedlich daran zu arbeiten, die Lage im Dialog zu lösen". Auch Thailands Armeechef Anupong Paojindra warnte, "dass die Anwendung von Gewalt die derzeitigen Probleme nicht beenden" werde.

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel