Wegen Kriegsverbrechen verurteilt

Gefängnis für ISIS-Braut

17.12.2019

Im Prozess um die ISIS-Braut Derya Ö. ist heute Vormittag das Urteil verkündet worden: Zwei Jahre und neun Monate Haft.

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© Anne Pauly
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Das Oberlandesgericht Düsseldurf sprach die 27-Jährige außerdem wegen Kriegsverbrechen und Besitz von Kriegswaffen schuldig. Grundlage des Urteils ist ihr umfassendes und glaubhaftes Geständnis. Die Bundesanwaltschaft hatte drei Jahre Haft beantragt, die Verteidiger zwei Jahre und drei Monate.
Anklage und Verteidigung hoben hervor, dass sich die Bochumerin während des gesamten Prozesses kooperativ gezeigt hatte und sowohl sich selbst wie auch andere Jihadisten belastete.

Generalbundesanwalt bezweifelte aufrichtige Reue

Der Vertreter des Generalbundesanwalts bezweifelte in seinem Plädoyer allerdings die aufrichtige Reue der Angeklagten: Derya Ö. habe selbstbestimmt gehandelt und durch das Tragen einer Waffe den Machtanspruch der Terrormiliz ISIS gefestigt. Zudem hätte sie in einer Doku der Bild Zeitung erzählt, dass sie auch schöne Momente im Kalifat erlebt habe und etwa von ihren Tieren dort geschwärmt. Schließlich plädierte ihr Verteidiger auf zwei Jahre und drei Monate Haft unter Anrechnung der mehr als einjährigen U-Haft in Deutschland.

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Verurteilte möchte in der Haft an ihrer Zukunft arbeiten

Gegen Prozessende ergreift die Angeklagte selbst das Wort: "Ich empfand mich während des Prozesses von allen Beteiligten immer fair und gerecht behandelt. Die Haftzeit war hilfreich für mich, ich möchte an meiner Zukunft arbeiten." Sie suche bereits nach einem Therapieplatz für die Zeit nach der Haft, erklärt Derya Ö. unter Tränen. "Ich brauche meine Familie, ich habe Fehler gemacht, die ich zutiefst bereue. Bitte entlassen Sie mich aus der Haft."

Gewalt in der Kindheit und zur Prostitution gezwungen

„Sie sehnte sich nach Liebe“, erklärte ihr Verteidiger im Laufe des Prozesses, und schilderte die gewalttätigen Verhältnisse, in denen Derya aufwachsen musste „Seit dem 12. Lebensjahr wurde sie von ihrem alkoholkranken Vater verprügelt.“ Mit 16 wurde sie dann in die Prostitution gezwungen. Ihr Zuhälter misshandelte sie und sperrte sie zu Hause ein.

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Auf Facebook lernte sie schließlich den Leverkusener Mario S. kennen, der sich bereits dem "Islamischen Staat" angeschlossen hatte.

Nach ihrer Flucht aus dem "Kalifat" saß Derya dann drei Monate in türkischer Haft, bevor sie nach Deutschland ausgeliefert und heute verurteilt wurde.

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