Dutzende Missbrauchsfälle am Campingplatz

Jugendamt teilte Kinderschänder trotz Hinweisen Pflegekind zu

19.03.2019

Jugendamtsmitarbeiterin hatte kurz vor Beschlagnahmung der Akten durch die Staatsanwaltschaft einen Eintrag gelöscht. Die Ermittler rekonstruierten diesen.

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© APA/dpa/Friso Gentsch
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Trotz mehrfacher Hinweise auf Pädophilie hat das Jugendamt von Hameln (Niedersachsen) einen heute 56-Jährigen als Pflegevater für ein kleines Mädchen eingesetzt. Der Mann gilt als Hauptverdächtiger im Fall von tausendfachem Kindesmissbrauch mit mindestens 34 Opfern in Lügde (Nordrhein-Westfalen).

Hamelns Landrat Tjark Bartels (SPD) räumte am Dienstag ein, dass schon 2016 eine Jobcenter-Mitarbeiterin, ein anderer Vater sowie eine Kindergarten-Psychologin den Verdacht auf sexuell übergriffiges Verhalten geäußert hätten. Diese Hinweise seien in den Akten vermerkt. In der Vergangenheit hatte der Landrat darauf verwiesen, dass sich die Akten noch bei der Staatsanwaltschaft befinden.

Der arbeitslose Dauercamper soll gemeinsam mit einem Komplizen über Jahre hinweg Kinder missbraucht und dabei gefilmt haben. Sein Pflegekind soll er eingesetzt haben, um andere Opfer anzulocken.

Der 56-Jährige sitzt seit Ende 2018 in Untersuchungshaft, kurz danach wurden ein 33-Jähriger aus Steinheim sowie ein 48-Jähriger aus Stade festgenommen. Der Stader soll den Kindesmissbrauch im Internet live verfolgt haben. Anfang 2017 hatte der Campingplatz-Bewohner auf Wunsch der im Kreis Hameln lebenden Mutter die Pflegschaft für die damals Sechsjährige erhalten, die schon länger bei ihm lebte.

Bartels entschuldigte sich am Dienstag erstmals bei den Opfern. Die Hinweise seien nicht in der Gesamtschau gewürdigt worden. Auch machte der Landrat öffentlich, dass eine Jugendamtsmitarbeiterin kurz vor Beschlagnahmung der Akten durch die Staatsanwaltschaft einen Eintrag gelöscht hatte, den die Ermittler rekonstruieren konnten. Darin wurde dargestellt, dass der Mann immer wieder Kontakt zu jüngeren Mädchen suche und sie in ein Abhängigkeitsverhältnis bringe.
 

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