Nordkorea-Konflikt

Kerry wirbt um Unterstützung Chinas

13.04.2013

Zeitpunkt ist "kritisch", so Kerry. Die Philippinen bieten USA Stützpunkte.

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Im Konflikt mit Nordkorea hat US-Außenminister John Kerry am Samstag in Peking um die Unterstützung Chinas geworben. Kerry bezeichnete die Lage bei einem Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping als "kritisch". China gilt als einziger echter Verbündeter der kommunistischen Führung in Pjöngjang, die Südkorea und den USA zuletzt mehrfach mit einem Angriff drohte.

Sein Besuch erfolge in einer "kritischen Zeit", in der "einige große Herausforderungen" zu meistern seien, sagte Kerry zu Xi in der Großen Halle des Volkes in Peking. Neben der Krise auf der koreanischen Halbinsel nannte der US-Chefdiplomat dabei den Atomkonflikt mit dem Iran, den Bürgerkrieg in Syrien sowie die Lage im Nahen Osten und die angespannte weltweite Wirtschaftlage.

Xi hatte in der vergangene Woche mit Blick auf Nordkorea erklärt, niemand dürfe eine Region oder die Welt aus selbstsüchtigen Gründen ins Chaos stürzen. Die Beziehungen zwischen seinem Land und den USA würdigte Xi im Beisein Kerrys als gut: Sie stünden nach einem "guten Start" an einer "neuen historischen Schwelle". Zuvor hatte bereits der chinesische Außenminister Wang Yi von einer "kritischen Zeit" gesprochen, in der Kerrys Besuch stattfinde. Wang rief bei seinem Treffen mit Kerry zur nuklearen Abrüstung auf der koreanischen Halbinsel auf. Yi forderte Denuklearisierung, Frieden und Dialog, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Chinesische Staatsmedien kritisierten die USA unterdessen scharf für ihre Position bei den Spannungen auf der koreanischen Halbinsel. "Während die USA Nordkorea eine rücksichtlose Provokation und das Ignorieren internationaler Wünsche vorwerfen, facht Washington selbst die Flammen an", schrieb Xinhua in einem Kommentar.

Nordkorea hängt wirtschaftlich am Tropf Chinas, das den Nordteil der koreanischen Halbinsel seit dem Ende des Korea-Kriegs (1950-1953) unterstützt. Mehr als 90 Prozent der Energieimporte bezieht Pjöngjang vom großen Nachbarn, außerdem kommen 80 Prozent der Verbrauchsgüter und 45 Prozent der Lebensmitteleinfuhren aus China.

Experten rechnen jedoch nicht damit, dass Peking Pjöngjang stark unter Druck setzen wird, weil es eine Destabilisierung des kleinen Nachbarn fürchtet. Ein Zusammenbruch der Führung könnte zu einem Massenexodus von Hungerflüchtlingen aus dem heruntergewirtschafteten Land und zu einer Wiedervereinigung mit Südkorea führen. Strategisch würden damit die USA an Einfluss in der Region gewinnen.

Kerry reiste aus Südkorea nach Peking. Kein anderes Land habe einen so großen Einfluss auf Nordkorea wie China, erklärte er vor seiner Abreise in Seoul. China habe diesbezüglich ein "enormes Potenzial", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung Kerrys und der südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye.

Nordkorea hatte nach einem neuerlichen Atomtest in Februar in den vergangenen Wochen wiederholt Angriffsdrohungen gegen Südkorea und die USA ausgesprochen. Obwohl Pjöngjang bisher einen Abschuss nicht offiziell angekündigt hat, rechnen viele Beobachter mit einem Raketenstart in den Tagen rund um den Geburtstag von Nordkoreas Staatsgründer Kim Il-sung am kommenden Montag.

Die Philippinen boten den USA offiziell die Nutzung ihrer Armeestützpunkte an, sollte es zu einem Krieg auf der koreanischen Halbinsel kommen. Das gegenseitige Verteidigungsabkommen beider Länder gebiete ein gemeinsames Vorgehen in dem Fall eines Angriffs auf die USA oder die Philippinen, hieß es in einer Erklärung des philippinischen Außenministers Albert del Rosario. Der Verteidigungspakt beider Länder existiert seit 1951. Derzeit halten beide Länder gemeinsame Manöver ab.

Die südkoreanische Polizei unterband eine Flugblattaktion südkoreanischer Aktivisten gegen Nordkorea. Die fünf Aktivisten und ihr mit rund 100.000 Flugblättern beladenes Fahrzeug wurden bei der nordwestlichen Stadt Gimpo nahe der innerkoreanischen Grenze gestoppt. Der Norden fühlt sich durch die regelmäßigen Ballon-Sendungen provoziert und drohte schon mehrfach mit Beschuss.

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