Europa in Terror-Angst

Kopenhagen: So tickte der Killer

15.02.2015

Attentäter saß nach Messer-Attacke in Haft - er war wütend auf Israel.

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Der Attentäter von Kopenhagen, Omar El-Hussein (22), ist erst kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden. Der gebürtige Däne wurde laut einem Bericht der Tageszeitung "Ekstra Bladet" im Dezember verurteilt, weil er ein Jahr zuvor in einem Kopenhagener Bahnhof einen 19-Jährigen ohne erkennbaren Grund niedergestochen hatte. Den Großteil der Strafe verbüßte er demnach durch die Untersuchungshaft.

Noch im Gefängnis äußerte der 22-Jährige den Wunsch, für die Terrormiliz Islamischer Staat (ISIS) in Syrien zu kämpfen. Die Gefängnisbehörden hätten seinen Namen deshalb auf eine Liste radikalisierter Häftlinge in dänischen Gefängnissen gesetzt, will die Zeitung "Berlingske" am Montag erfahren haben. Die Behörden bestätigten den Bericht nicht.

Mitglied einer Gang
El-Hussein soll einer Gang namens Brothas im Stadtteil Nörrebro angehört haben. Dort war er nach den Angriffen vom Wochenende von Polizisten erschossen worden. Die Polizei erklärte, El-Hussein habe mehrere Gewalttaten auf dem Register und gegen Waffengesetze verstoßen. Er habe zudem Kontakte zu kriminellen Banden gehabt.

Guter Schüler
In der ehemaligen Schule des Attentäters, einem Zentrum für Erwachsenenbildung im Vorort Hvidovre, herrscht Bestürzung. "Er war ein sehr fleißiger und begabter Schüler, der sich rein fachlich gut geschlagen hat", sagte Rektor Peter Zinkernagel. Nach der Messer-Attacke vom November 2013 war der 22-Jährige aus der Schule geworfen worden. In der Schule habe sich der junge Mann meist an seine muslimischen Klassenkameraden gehalten, erzählte ein ehemaliger Mitschüler.

Wut auf Israel
Der Sohn palästinensischer Eltern habe Palästina als zweite Heimat betrachtet und sich sehr für die Palästinenser engagiert. Auch im Gefängnis sei El-Hussein durch   extremistische Einstellungen aufgefallen, meldete die Nachrichtenagentur Ritzau.

Täter täuschte Trunkenheit vor
Beim Angriff selbst hat der mutmaßliche Attentäter einem Medienbericht zufolge Trunkenheit vorgetäuscht. Taumelnd wie ein Betrunkener habe er sich in der Nacht auf Sonntag der Synagoge in der Innenstadt genähert und einen 37 Jahre alten Wachmann getötet, berichtete die Tageszeitung "Politiken" am Montag unter Berufung auf "mehrere Quellen".

Mit weiteren Schüssen hatte der 22-Jährige zwei Polizisten verletzt, die versuchten, ihn aufzuhalten. Der junge Mann entkam, Ermittler töteten ihn am Sonntag nach einem Schusswechsel vor seiner Wohnung. Zuvor soll er am Samstagnachmittag einen Mann an einem Kulturcafé erschossen haben.

Zwei Festnahmen
Die Polizei nahm am Sonntag zwei mutmaßliche Komplizen des Killers fest. Die Männer werden beschuldigt, dem Attentäter "mit Rat und Tat" geholfen zu haben und zurzeit verhört. "Wir wollen gern Kontakt mit mehr Zeugen aufnehmen, die den Täter gesehen haben", erklärten die Ermittler. Besonders wichtig seien Zeugen, denen der Mann auf dem Weg zum ersten Tatort aufgefallen sei.

Die Polizei hatte den 22-Jährigen am Sonntagmorgen erschossen. Nach Angaben der Ermittler handelte es sich um den Mann, der am Samstag in Kopenhagen zunächst ein Kulturzentrum und anschließend eine Synagoge angegriffen hatte. Er tötete insgesamt zwei Menschen und verletzte fünf weitere.

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