Schießbefehl ausgesetzt

Kuh Yvonne wird nun auf Socken gesucht

17.08.2011

Fährtensucher und Wärmebildkamera sollen die ausgebüxte Yvonne aufspüren.

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© AP
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Im Morgengrauen setzt Michael Aufhauser seine Suche nach Yvonne fort: Im Hubschrauber ausgestattet mit einer Wärmebildkamera will der Tierschützer Yvonne im Wald orten. „Eine Stunde werden wir in der Luft sein und hoffen, dass die Yvonne ihren Kopf irgendwo auf einer Lichtung zeigt. Nur dann kann sie die Wärmebildkamera orten“, sagt Gut-Aiderbichl-Gründer Aufhauser zu ÖSTERREICH.

Seit zweieinhalb Wochen jagt der Tierretter mit allen möglichen Tricks die Problemkuh (6), die am 24. Mai vor dem Schlachter in den Wald flüchtete. Bis jetzt vergeblich. Er kaufte extra ihre Stallschwester Waltraud frei, um Yvonne anzulocken. Die clevere Kuh durchschaute das Lock-Manöver. Auch auf Stier Ernst fiel Yvonne nicht herein. Er wurde inzwischen abgezogen.

2.500 Euro Kosten

Michael Aufhauser rettete auch Yvonnes einzigen Sohn Friesi vor der Schlachtung. „Bis jetzt habe ich für den Kauf der Tiere 2.500 Euro ausgegeben“, erklärt Aufhauser.
Montagabend dann der erste Erfolg: Bei einem Hubschrauberflug über den bayerischen Landkreis Mühldorf am Inn gab es Sichtkontakt. „Sie ist auf eine Lichtung gekommen“, erzählte der Tierschützer. Den heutigen Hubschrauberflug lässt sich der Tierschützer vom Radiosender Antenne Bayern sponsern.

Kritiker meinen, dass in Zeiten einer Hungerkatastrophe, das Geld besser gespendet werden sollte. „Gegen die 25-Millionen-Förderung für Stierkämpfe der EU, sind die Kosten für die Yvonne vergleichsweise nichts“, kontert Aufhauser.

Sohn Friesi

Klappt der Rettungsversuch heute nicht, könnte Yvonnes Sohn Friesi als Lockvogel agieren. „Ich bin noch nicht sicher, ob ich diesen Schritt wagen soll. Yvonne wurde im Wald zur Nomadin. Die Gefahr ist natürlich groß, dass auch Friesi davonlaufen könnte.“

© gfl

Wärmebildkamera soll jetzt Yvonne aufspüren

Mit einer hochmodernen Wärmebildkamera wird nun nach der entlaufenen Kuh Yvonne gesucht. Um 2.000 Euro ist eine solche Kamera bereits zu haben, die Infrarotstrahlung empfängt und sichtbar macht. Denn mit bloßem Auge ist diese Wärmestrahlung, die jeder Mensch und jedes Tier immerzu abgibt, nicht zu erkennen.
Durch dichten Wald kann aber auch die Kamera nicht schauen. Yvonne muss also durch eine Lichtung schauen. Nur so hat man eine Chance, sie zu finden.
 

Suche auf Socken

"Jetzt ist Yvonne zu einer Nomadin geworden", hieß es weiter auf der Homepage von Gut Aiderbichl. "Alles wäre viel leichter, wenn Yvonne irgendwo sesshaft würde. Sie zieht von Wald zu Wald, obwohl ihr niemand wirklich nachstellt." Außer dem Spurensucher, doch der sei ein Spezialist für Wildtiere, erläuterte Freitag. Er sei bei der Fährtensuche sehr erfahren und schon häufig in Afrika unterwegs gewesen. An bestimmten Stellen ist er nur mit Socken unterwegs, so Aiderbichl-Gutsverwalter Hans Wintersteller.

Aufgrund der regen Wandertätigkeit des Rindviehs wurde auch Ochs Ernstl inzwischen von seinem Einsatz abgezogen und wieder in den Gnadenhof nach Deggendorf gebracht, wo auch Yvonne hinkommen soll. "Er hat rührend seit Tagen nach Yvonne gerufen. Aber was hilft das, wenn sie gar nicht da ist?", hieß es auf der Homepage. Sollte das untergetauchte Tier irgendwann genau ausgemacht werden, wird der kastrierte Sohn Friesi in die Nähe gebracht, und Ernstl darf vielleicht auch mit.

Kein Schießbefehl mehr
Und noch eine Neuigkeit vermeldet das Gut Aiderbichl: Da Yvonne lange Zeit nicht mehr in der Nähe von Siedlungen gesehen worden ist und auch keine Straßen mehr gekreuzt hat, sei die Schießanordnung der Polizei bis zum 26. August ausgesetzt worden.

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