Bestechungs-Skandal

London will ausländische Einmischung in Politik untersuchen

16.12.2025

Die britische Regierung hat nach der Verurteilung eines früheren EU-Abgeordneten wegen Bestechlichkeit zugunsten Russlands eine Untersuchung zu ausländischer Einmischung in die Politik des Landes eingeleitet. 

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"Dieses Verhalten ist ein Schandfleck für unsere Demokratie. Die unabhängige Untersuchung wird dazu beitragen, diesen Schandfleck zu beseitigen", erklärte der Minister für Kommunalverwaltung, Steve Reed, am Dienstag im Parlament.

Der frühere EU-Abgeordnete Nathan Gill, ein Ex-Mitglied der rechtspopulistischen Partei Reform UK, war im November zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte zugegeben, rund 40.000 Pfund (45.500 Euro) dafür erhalten zu haben, im Europäischen Parlament pro-russische Äußerungen zu tätigen.

Reed erklärte, die Überprüfung werde von einem ehemaligen hohen Beamten geleitet, der seine Ergebnisse voraussichtlich bis März vorlegen werde. Die Untersuchung werde auch in Kryptowährung getätigte Spenden sowie versuchte chinesische Einflussnahme umfassen.

Ex-Mitglied der rechtspopulistischen Partei Reform UK in Bestechungs-Skandal verwickelt

Gill war von 2014 bis 2020 Mitglied des Europäischen Parlaments. Er gehörte der EU-skeptischen Ukip-Partei an, als diese noch vom derzeitigen Vorsitzenden von Reform UK, Nigel Farage, geführt wurde. 2021 war Gill kurzzeitig Vorsitzender von Reform UK in Wales.

Gill gestand, von Dezember 2018 bis Juli 2019 achtmal Bestechungsgelder des pro-russischen ukrainischen Politikers Oleg Woloschyn angenommen zu haben. Woloschyn steht auf einer Sanktionsliste der USA und wurde in der Ukraine des Verrats angeklagt. Auf dessen Geheiß hielt Gill pro-russische Reden im EU-Parlament und absolvierte Fernsehauftritte. Dabei sei es um Bedenken hinsichtlich der ukrainischen Demokratie gegangen sowie um Kritik am ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Ein Sprecher von Reform UK begrüßte die Verurteilung Gills. Parteichef Farage erklärte, er habe nichts von den Fehlern seines ehemaligen Kollegen gewusst. Gill ist nicht mehr Mitglied der Reform UK.

Migrationsfeindliche Reform UK in Meinungsumfragen voran

Die migrationsfeindliche Partei Reform UK liegt in Meinungsumfragen derzeit vor der regierenden Labour Partei von Premier Keir Starmer. Die nächste Parlamentswahl ist allerdings erst für 2029 angesetzt.

Außenministerin Yvette Cooper Cooper sagte vor Abgeordneten, von Russland unterstützte Gruppen würden international "in industriellem Maß" Desinformation verbreiteten. Sie verwies auf "gefälschte Websites für politische Parteien" in Moldau, die zum Ziel hatten, "Feindseligkeiten gegenüber Kandidaten schüren, die Russland nicht mochte". 

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