Angreifer tot

Messer-Terrorist tötete zwei Menschen

29.11.2019

Mutmaßliche Angreifer wird von Polizei erschossen - Er trug eine Bombenattrappe am Körper.

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London. Bei der Messerattacke an der London Bridge sind am Freitag nach Angaben des Senders BBC zwei Passanten getötet worden. Mehrere Menschen wurden verletzt, als ein Angreifer am frühen Nachmittag nahe der Brücke im Herzen der britischen Hauptstadt zustach. Der mutmaßliche Angreifer wurde nach einer Rangelei mit Passanten von der Polizei erschossen.

Er habe eine Bombenattrappe am Körper getragen, sagte der Chef der britischen Anti-Terror-Polizei, Neil Basu, bei einer Pressekonferenz am Abend.
 
Londons Bürgermeister Sadiq Khan erklärte, es handle sich offensichtlich um einen einzelnen Täter und es werde nach niemandem mehr gesucht. Khan würdigte zudem den Mut von Bürgern, die den Angreifer entwaffnet hätten.
 

 

Mehrere Videos, die in sozialen Medien kursierten, schienen diesen Hergang zu bestätigen. Zu sehen ist beispielsweise, wie Menschen auf der Brücke miteinander ringen. Ein Mann, der dem Angreifer offenbar ein Messer entwenden konnte, bringt es außer Reichweite. Ein drastisches Video zeigt, wie Polizisten auf einen Mann schießen, nachdem sie einen anderen in Sicherheit gebracht haben.
 
"Was bemerkenswert ist an den Bildern, die wir gesehen haben, ist die atemberaubende Heldenhaftigkeit von Passanten, die buchstäblich der Gefahr entgegengerannt sind", sagte Khan zu Journalisten.

 

 

Premierminister Boris Johnson teilte per Twitter mit, er werde über den Vorfall auf dem Laufenden gehalten, und dankte den Einsatzkräften für ihre "unverzügliche Reaktion". Medienberichten zufolge kehrte Johnson von einem Wahlkampfauftritt in die Downing Street zurück. Auch er lobte die "außerordentliche Tapferkeit" der Passanten. Seine Gedanken seien bei den Betroffenen, ließ Oppositionschef Jeremy Corbyn von der Labour-Partei per Twitter wissen. Die Briten wählen am 12. Dezember ein neues Parlament.
 
Eine Solidaritätsbekundung kam auch aus Washington. US-Präsident Donald Trump sei über den Angriff an der London Bridge unterrichtet worden und verfolge die Situation. "Die Vereinigten Staaten verurteilen alle schrecklichen Gewalttaten gegen unschuldige Menschen scharf. Und wir sagen unserem Verbündeten, dem Vereinigten Königreich, unsere volle Unterstützung zu", teilte ein Sprecher des Weißen Hauses mit.
 
 
 
Die Brücke und ihre Umgebung wurden weiträumig abgesperrt. Das werde auch noch für einige Zeit so bleiben, sagte Chefermittler Basu. Die London Bridge ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit einem betriebsamen Bahnhof, sie verbindet den Finanzdistrikt City of London mit dem Bezirk Southwark südlich der Themse.
 
© Twitter
 
Im Juni 2017 starben in der britischen Hauptstadt acht Menschen, nachdem Terroristen mit einem Transporter erst drei Menschen auf der London Bridge umgefahren und anschließend fünf weitere am Borough Market erstochen hatten. Polizisten erschossen die drei Täter. Im März desselben Jahres fuhr ein Angreifer mit einem Auto auf der Westminster Bridge in mehrere Fußgänger, vier Passanten starben. Der Mann erstach zudem einen Polizisten, ehe er von der Polizei erschossen wurde.
 
 
 

Messerangriff weckt Erinnerungen an Anschlag 2017

Der Messerangriff an der London Bridge im Zentrum der britischen Hauptstadt am Freitagnachmittag weckt Erinnerungen an den Anschlag am 3. Juni 2017 am selben Ort:
 
Wenige Tage vor der Unterhauswahl attackieren mutmaßlich islamistisch motivierte Angreifer auf der berühmten Themse-Brücke wahllos Menschen mit einem Lieferwagen und Messern. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) reklamiert die Attacke mit acht Toten und 48 Verletzten für sich.
 
Am späten Abend des 3. Juni 2017 halten sich viele Menschen auf der Brücke auf, als drei Attentäter einen Lieferwagen in die Menge steuern. Kurz darauf attackieren die Angreifer im nahegelegenen beliebten Ausgehviertel rund um den Borough Market auf der Südseite der Brücke wahllos Menschen mit Messern, bevor sie von der Polizei erschossen werden. Die vermeintlichen Sprengstoffwesten der Täter entpuppen sich als Attrappen.
 
Unter den Opfern befinden sich zahlreiche Ausländer, mehr als 20 schweben zunächst in Lebensgefahr. Schwer verletzt wird auch ein Polizist, der als einer der Ersten am Tatort eingetroffen war.
 
Der Anschlag erschüttert London nicht nur wenige Tage vor der umkämpften Unterhauswahl 2017 - es ist auch der dritte Anschlag in Großbritannien innerhalb von nur drei Monaten. Im März tötete ein mutmaßlich islamistischer Angreifer in London fünf Menschen, im Mai riss ein Selbstmordattentäter bei einem Pop-Konzert in Manchester 22 Menschen in den Tod. Zu beiden Anschlägen bekannte sich der IS. Auch den Anschlag am 3. Juni beansprucht die Jihadistenmiliz für sich.
 
Wenige Tage später gibt die Polizei die Namen der Täter bekannt: Der 27-jährige Brite mit pakistanischen Wurzeln Khuram Shazad war der Polizei und dem Inlandsgeheimdienst MI5 bereits vor dem Anschlag bekannt; in einer 2016 ausgestrahlten Fernsehdokumentation über die "Jihadisten von nebenan" war er vor einer schwarzen Fahne zu sehen, der an die IS-Flagge erinnerte. Die beiden anderen Täter, der 30-jährige Rachid Redouane und der 22-jährige Youssef Zaghba, befanden sich nach Angaben der Polizei und Geheimdienste nicht auf dem Radar der Ermittler.
 
Die damalige Premierministerin Theresa May gerät nach dem Anschlag massiv unter Druck. Oppositionschef Jeremy Corbyn fordert ihren Rücktritt, weil sie als Innenministerin zwischen 2009 und 2016 für den Abbau von rund 20.000 Stellen bei der Polizei verantwortlich war. May reagiert mit der Ankündigung neuer Anti-Terror-Maßnahmen. Bei der Unterhauswahl am 8. Juni erleidet sie trotzdem herbe Verluste - ihre konservativen Tories verlieren die Mehrheit im Parlament.
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