JUPITER

Mission Impossible: NASA rettet Kamera am Jupiter aus 370 Millionen Kilometern

21.07.2025

Stellen Sie sich vor, Ihr Smartphone geht am Jupiter kaputt. Genau das passierte der NASA-Sonde Juno. Die spektakuläre Rettungsaktion zeigt, wie Ingenieure das Unmögliche möglich machen.

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© NASA
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 Das Problem: Kamera stirbt im Weltraum

Die Raumsonde Juno kreist seit 2016 um Jupiter und macht spektakuläre Fotos. Doch Jupiter ist von den intensivsten Strahlungsfeldern des Sonnensystems umgeben - sie "grillen" elektronische Bauteile regelrecht.
Die JunoCam war nur für acht Jupiter-Umrundungen konzipiert, hielt aber 34 Orbits durch. Dann begann das Drama:

Orbit 47: Erste Strahlenschäden  
Orbit 56: Fast alle Bilder unbrauchbar - voller digitaler Streifen

Das Problem? Ein durch Strahlung zerstörter Spannungsregler. Ferndiagnose aus 370 Millionen Kilometern? Wie eine Herzoperation per Telefon.

 Die "Hail Mary"-Lösung: Erhitzen und Hoffen

Als alle Reparaturversuche fehlschlugen, griff NASA zu "Annealing" - einem Verfahren aus der Materialwissenschaft. Die Idee: Beschädigte Silizium-Bauteile erhitzen, damit sich mikroskopische Defekte "selbst reparieren".


Das Risiko: Niemand wusste, ob es funktioniert - oder die Kamera endgültig zerstört.

Erster Rettungsversuch

Kamera-Ingenieur Jacob Schaffner: "Wir erhitzten JunoCam auf 25°C - viel wärmer als üblich - und warteten mit angehaltenem Atem."

Ergebnis: Die Kamera funktionierte wieder! Mehrere Orbits lang kristallklare Bilder. Doch Juno flog tiefer in Jupiters Strahlungshölle.

 Der dramatische Countdown

Bei Orbit 55 kollabierte die Kamera erneut - schlimmer als zuvor. Gleichzeitig stand ein historisches Ereignis bevor: der naheste Vorbeiflug am Vulkanmond Io seit Jahrzehnten.

Michael Ravine vom Kamera-Team: "Mit dem Io-Vorbeiflug vor uns war es Zeit für einen Hail Mary: JunoCams Heizung voll aufdrehen und sehen, ob extremeres Annealing uns rettet."

Die Ingenieure erhitzten die Kamera auf Maximum. Eine Woche - nichts. Dann, nur Tage vor dem kritischen Termin: Die Bilder wurden dramatisch besser.

© NASA

 Das Wunder von Io

Als Juno am 30. Dezember 2023 nur 1.500 Kilometer über Io flog, war die Kamera fast wie neu. Sie lieferte spektakuläre Aufnahmen: Bergblöcke mit Schwefeldioxid-Frost und bisher unentdeckte Vulkane mit Lavafeldern.

 Was das bedeutet

Annealing funktioniert so: Strahlung erzeugt Defekte in Silizium. Hitze gibt Atomen Energie, sich neu zu ordnen und Schäden zu reparieren. Zu viel Hitze würde alles zerstören - es ist ein gefährlicher Balanceakt.

Für die Zukunft: Diese Technik revolutioniert Satelliten-Wartung:
- Längere Lebensdauer durch Selbstreparatur
- Erweiterte Weltraummissionen  
- Kosteneinsparungen bei kommerziellen Satelliten

 Status heute

Juno hat mittlerweile 74 Jupiter-Umrundungen absolviert. Bei Orbit 74 kehrten die Probleme zurück - aber NASA hat jetzt eine bewährte Lösung, die bereits auf andere Instrumente angewendet wird.

Scott Bolton, Junos Hauptforscher: "Juno lehrt uns, strahlungstolerante Raumfahrzeuge zu bauen. Diese Erkenntnisse werden allen Satelliten zugute kommen."

 

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