Österreich

Mondlandung der Chirurgie: erste Kopftransplantation naht

17.11.2017

Neurochirurg Sergio Canavero spricht in Wien über das Projekt der ersten menschlichen Kopftransplantation.

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© ÖSTERREICH/ Deak
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Sergio Canavero sorgt seit geraumer Zeit für Furore innerhalb der medizinischen Gemeinschaft. Er hat über 140 wissenschaftliche Publikationen herausgebracht und bringt nun gemeinsam mit dem Chefredakteur und Herausgeber des Magazins OOOM Georg Kindel ein Buch heraus, das sich mit Fragen der revolutionären Medizin beschäftigt. Das Werk „Medicus Magnus“ wurde am Donnerstag in Wien im Café Eiles in der Josefstädter Straße 2 vorgestellt.

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Canavero wurde bekannt, da er als erster Mensch versucht eine erfolgreiche Kopftransplantation durchzuführen. Die erste Kopftransplantation der Weltgeschichte war eigentlich für Dezember 2017 vorgesehen. Dieser Termin wird nicht eingehalten werden und wird auf das Frühjahr 2018 verschoben. Der Grund: Der freiwillige Valery Spiridonov, der an Muskelschwund leidet, hat sich umentschieden.

Canavero hingegen hat bereits jemand anderen für seinen waghalsigen Versuch gefunden, wie er sagt. Gemeinsam mit dem Kollegen Xiaoping Ren von der „Harbin Medical University“ wird er die Kopftransplantation an einem chinesischen Patienten durchführen.

In dem Buch „Medicus Magnus“ beschreibt Canavero den Gegenwind, der ihm bei seinem Vorhaben entgegengeschleudert wird. „Man könnte vielleicht in 50 Jahren darüber weiterreden, aber doch ‚um Gottes willen‘ niemals jetzt“, wurde ihm von seiner Kollegenschaft des Öfteren gesagt.

12 Chirurgen und 100 Experten

Schlussendlich werden zwölf Chirurgen den ersten Kopf der Menschheit transplantieren. „Es wird größtenteils aus chinesischen Spezialisten bestehen. Zum Glück habe ich 2009 begonnen, Mandarin zu lernen: Es ist mein achte Sprache“, lässt Canavero wissen. Insgesamt werden 100 Experten, inklusive Techniker und Ingenieure am gewagten Vorhaben teilnehmen.

Eigens entworfene Klinge

Dabei wird eine eigens entworfene Klinge, ein Nanoskalpell, mit rotierendem Kopf und temperaturkontrollierter Vakuum-Kammer, um den Blutverlust zu minimieren und die Nervenstruktur bestmöglich zu erhalten, zum Einsatz kommen. Maßgebend für den Erfolg wird das Polyethylen-Glykol (PEG) sein, das beschädigte Neuronen versiegelt und Nervenfasern miteinander - am Punkt der Durchtrennung - verbindet.

„Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte haben wir die Technologie dafür. Wir müssen eine Entscheidung treffen, ob wir unser Schicksal ändern möchten oder nicht. Sind wir bereit unser Leben zu verlängern? Was sind die Konsequenzen? Deshalb haben wir das Buch geschrieben“, erklärt Canavero im Gespräch mit ÖSTERREICH.

Eine Seele?

Moralische Fragen lässt der Neurochirurg an sich abprallen. Ob er keine ethischen Probleme sehe, Stichwort: Seele, wenn es um Kopf-Transplantationen gehe, beantwortet er mit einer simplen Gegenfrage: „Hat man das auch bei Herz-Transplantationen gefragt?“

Canavero denkt nicht, dass er, allein als der Mann der Kopf-Transplantation der Welt in Erinnerung bleibt, sondern als derjenige, der Rückenmarkverletzungen und -schnitte wieder heilt, wie er sagt.

China als neue Medizin-Supermacht

Mittlerweile ist bekannt, das Canavero von der chinesischen Regierung die Freigabe für sein Projekt erhalten hat. Es wurden bereits Kopftransplantationen an zwei Verstorbenen durchgeführt und dauerten nur 18 statt der prognostizierten 36 Stunden. In den nächsten Tagen werden an zwei Organspendern Kopftransplantationen vorgenommen, die gehirntot sind. Im Frühjahr 2018 soll es dann ernst werden, wenn ein Chinese der erste Mensch wird, dessen Kopf transplantiert wird.

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