"Ich verfluche mich & diesen Tag"

Nach Schacht-Drama: Jetzt spricht Julens Vater

01.02.2019

Sein Sohn starb beim Sturz in einen Brunnenschacht. 13 Tage lang gaben er und seine Frau die Hoffnung nicht auf.

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© APA/AFP/JORGE GUERRERO
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Vor rund einer Woche wurde der leblose Körper des kleinen Julen aus dem Brunnenschacht im spanischen Totalán geborgen. 13 lange Tage war das Schicksal des Zweijährigen ungewiss. Dutzende Helfer bohrten sich durch die dicken Gesteinsschichten - nicht ohne Komplikationen - bis sie endlich zu jenem Schacht durchdrangen, in den Julen durch eines der sogenannten Mondscheinlöcher hineinstürzte.

Die Obduktion ergab, dass der Bub wohl schon beim 70-Meter-Sturz ums Leben kam. Herabfallende Steine dürften ihn tödlich am Kopf verletzt haben. Bis zuletzt hatten vor allem seine Eltern auf ein Wunder gehofft. Nun sprach Julens Vater José Roselló in der Zeitung "Diario Sur" über das tragische Schicksal, das seiner Familie wiederfahren ist.

Julens Vater: "Bin Helfern ewig dankbar"

Er und seine Frau Vicky seien den zahlreichen Helfern "auf ewig dankbar". Aber sie würden versuchen, sich so viel es geht, abzulenken. Durch Besuche bei Bekannten, Freunden oder Familie, "den besten der Welt", wie José sie nennt, halten sie es durch. Sie würden nur zum Schlafen nach Hause gehen, da sie es sonst nicht aushalten würden, erzählt er.

Aber die Ablenkung funktioniert freilich nicht immer. "Alle möchten, dass ich auf andere Gedanken komme. Doch wenn ich meine Augen schließe, sehe ich den Brunnen", sagt er.

© Twitter

Minenarbeiter gruben tagelang unter widrigsten Bedingungen bis sie schlussendlich den Schacht erreichten.

 

© Twitter/Guardia Civil

Eng, wenig Sauerstoff und harte körperliche Arbeit - acht Kumpel mussten Julen bergen.

"Ich verfluche mich und diesen Tag"

Das Unglück passierte auf einer Familienfeier. Das Grundstück mit dem tiefen Brunnenschacht gehöre einem Verwandten. José bereitete gerade eine Paella zu. Seine Frau Vicky wollte auf Julen und die anderen Kinder achten. Doch als ihr Handy klingelte, wich ihr Blick für kurze Zeit ab. Genau in diesem Moment stürzte ihr kleiner Sohn in den rund 100 Meter tiefen Schacht. José habe Julen noch schreien hören, konnte aber nichts mehr machen. Der Zweijährige verschwand in einem Loch mit nur rund 25 Zentimeter Durchmesser. "Ich verfluche mich selbst. Ich verfluche diesen Tag. Ich werde nie wieder einen Ausflug aufs Land machen oder Paella essen", so der trauernde Vater. Besonders schlimm: Es ist nicht das erste Kind, das er und Vicky verlieren. Schon im Mai 2017 starb ihr erster Sohn Oliver an Herzversagen.

Behörden ermitteln

Mittlerweile ermitteln die Behörden wegen fahrlässiger Tötung. Der Verwandte hatte den Brunnen illegal bohren lassen. Der Beschuldigte selbst ist ratlos. Er könne sich nicht erklären, wie so etwas passieren konnte. Nach der Bohrung wurde ihm versichert, dass der Schacht ordnungsgemäß verschlossen wurde.

Eine Million illegale "Mondscheinlöcher"

Die Behörden vermuten, dass es rund eine Million solcher "Mondscheinlöcher" in Spanien gibt. Es sind illegal gebohrte Schächte, die Wasser suchen. Stellt sich die Suche aber als erfolglos heraus, werden die metertiefen Löcher nicht oder nur rudimentär gesichert.

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Zweiter Schacht-Toter in Spanien

Bereits wenige Tage nach der dramatischen Bergung Julens starb ein weiterer Spanier in einem solchen Brunnenschacht. Nur 25 Kilometer von Totalán entfernt, wurde ein 45-Jähriger tot geborgen. In diesem Fall hatte der Schacht eine hüfthohe Verbauung rund herum. Der Mann dürfte beim Versuch seinen Hund zu retten, selbst in den Schacht gestürzt sein.

 

 

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