Iran-Krieg
Netanyahu: Haben unsere Kriegsziele fast erreicht
23.06.2025Nach den US-Angriffen auf iranische Atomanlagen ist Israel am Montag weiter massiv gegen militärische Ziele und Kommandozentralen des Irans vorgegangen.
Auch das berüchtigte Evin-Gefängnis wurde angegriffen. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu deutete gleichzeitig ein Ende der Angriffe in nicht allzu ferner Zukunft an. Israelische Medien sprachen von "Tagen". Unklar bleibt, ob dann auch der Iran die Kämpfe einstellen wird.
Netanyahu: Kurz vor dem Ziel, aber "nicht zu früh aufhören"
Es gehe darum, "die beiden konkreten Bedrohungen unserer Existenz zu beseitigen: die nukleare Bedrohung und die Bedrohung durch ballistische Raketen", sagte Netanyahu. "Wir kommen diesen Zielen Schritt für Schritt näher. Wir sind kurz davor, sie zu erreichen", fügte er hinzu. Aber man werde auch "nicht zu früh aufhören". Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte, mehr als 50 Kampfflugzeuge hätten bei der jüngsten Angriffswelle militärische Ziele in Teheran angegriffen.
Israels Armee griff nach Angaben des Verteidigungsministeriums das berüchtigte Evin-Gefängnis in der iranischen Hauptstadt Teheran an. Der israelische Außenminister Gideon Saar veröffentlichte ein Video, das eine Explosion an einem Gebäude des Gefängnisses zeigt, und schrieb dazu: "Viva la libertad!" (Spanisch: "Es lebe die Freiheit!"). Das israelische Militär meldete einen neuen iranischen Raketenangriff.
Im Evin-Gefängnis sind viele politische Dissidenten inhaftiert. Die Haftanstalt ist seit Jahrzehnten als Ort gravierender Menschenrechtsverletzungen verschrien - und im Iran gefürchtet. Neben dem Angriff auf das Gefängnis "für politische Gefangene und Regimegegner" gebe es Schläge "mit beispielloser Härte" auf weitere "Regimeziele und staatliche Unterdrückungsorgane im Herzen Teherans", teilte das Büro von Verteidigungsminister Israel Katz am Montag mit.
Iranische Aktivisten und ehemalige Insassen der Haftanstalt zeigten sich bestürzt. Die "Times of Israel" mutmaßte, dass damit Gefangenen die Flucht ermöglicht werden sollte. Die australisch-britische Wissenschaftlerin Kylie Moore-Gilbert, die dort mehr als zwei Jahre inhaftiert war, sprach von einem symbolischen Angriff. "Es ist unwahrscheinlich, dass Gefangene entkommen können, nur weil die Tore entfernt wurden, da es zahlreiche weitere Barrieren, Kontrollpunkte und verschlossene Türen gibt", schrieb sie auf der Plattform X. "Ich denke an die vielen Tausend Gefangenen im Inneren, die verängstigt sein müssen und kaum Informationen haben, was vor sich geht."
Der den Revolutionsgarden nahe stehende iranische Nachrichtenagentur Tasnim zufolge bestätigte die Justizvollzugsbehörde in Teheran den Angriff auf das Gefängnis. Dabei seien Teile beschädigt worden. Die Situation sei aber unter Kontrolle. Über Verletzte, Tote oder fliehende Inhaftierte gab es zunächst keine Angaben. Augenzeugen zufolge versammelten sich aber Menschen vor dem Gefängnis, die sich um inhaftierte Angehörige sorgten. Fars veröffentlichte das Video einer Überwachungskamera, das den Einschlag an einem Eingang des Gefängnisses zeigen soll. Demnach kam dabei wohl eine Drohne oder ein Geschoss mit begrenzter Sprengkraft zum Einsatz.
Israel: "Regimeziele im Herzen Teherans"
Katz erklärte, man beschränke sich nicht mehr auf Atomanlagen und Raketenstellungen. "Die Armee schlägt derzeit mit beispielloser Härte gegen Ziele des Regimes und staatliche Unterdrückungsorgane im Herzen Teherans zu", erklärte er. Iranische Medien machten widersprüchliche Angaben über das Ausmaß der Angriffe auf die Hauptstadt mit ihren zehn Millionen Einwohnern. Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim meldete einen Angriff auf ein Umspannwerk, dementierte jedoch Berichte über einen Stromausfall.
Israel hatte am Freitag, den 13. Juni, einen Großangriff auf den Iran gestartet und bombardiert seitdem insbesondere Atomanlagen und militärische Einrichtungen in dem Land. Die USA hatten sich in der Nacht auf Sonntag in den Krieg zwischen Israel und dem Iran eingeschaltet und die drei Atomanlagen Fordo, Natanz und Isfahan mit B-2-Kampfjets und GBU-57-Bomben angegriffen, die auch unterirdische Ziele zerstören können.