Vatikan

Papst-Tod - Kaum offizielle Kondolenzbotschaften aus Israel

23.04.2025

Der Tod von Papst Franziskus hat Trauerbekundungen aus aller Welt zur Folge gehabt, die offiziellen Reaktionen in Israel fallen hingegen sehr zurückhaltend aus. 

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Medienberichten zufolge wurde auf einem offiziellen israelischen Regierungskonto im Onlinedienst X zunächst eine Beileidsbekundung veröffentlicht, die später jedoch gelöscht wurde. Diplomatische Vertretungen Israels in aller Welt seien zudem angewiesen worden, ähnliche Beiträge zu entfernen.

Israels Präsident Isaac Herzog bekundete als einziger Vertreter der Staatsführung seine Trauer, während Regierungschef Benjamin Netanyahu schwieg. "Ruhe in Frieden, Papst Franziskus. Möge sein Andenken ein Segen sein", wurde nach Angaben des israelischen Onlinemediums "Ynet" vom Dienstag auf dem offiziellen Konto des Staates Israel auf X veröffentlicht. Die Kondolenzbotschaft sei jedoch nach kurzer Zeit entfernt worden. Auf Nachfrage nach der Löschung der Beileidsbekundung habe das Außenministerium nicht direkt reagiert.

Friktionen rund um Nahost-Konflikt

Die Beziehungen zwischen Israel und Papst Franziskus waren seit dem Ausbruch des Gaza-Krieges infolge des Angriffs der militanten Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober 2023 angespannt. Der Pontifex hatte bis kurz vor seinem Tod wiederholt Kritik an der israelischen Kriegsführung geäußert und in seiner Osterbotschaft am Sonntag auf die "dramatische humanitäre Situation" im Gazastreifen hingewiesen. Gleichzeitig hatte er wiederholt ein "wachsendes Klima des Antisemitismus" angeprangert.

Laut dem Onlinemedium "Ynet" wurden israelische Vertretungen weltweit dazu angehalten, Beileidsbekundungen in Onlinediensten zu löschen. Diplomaten seien zudem angewiesen worden, sich nicht in Kondolenzbücher einzutragen, die in den weltweiten Botschaften des Vatikans für Papst Franziskus ausliegen.

Der israelische Präsident Herzog, dessen Rolle weitgehend repräsentativ ist, hatte am Montag hingegen als eines der ersten Staatsoberhäupter nach der Bekanntgabe von Franziskus' Tod sein Beileid bekundet. Er bezeichnete den Papst als "Mann von tiefem Glauben und grenzenlosem Mitgefühl" und lobte seinen Einsatz für den Austausch zwischen den Religionen. Regierungschef Benjamin Netanyahu und Außenminister Gideon Saar äußerten sich nicht zum Tod des Pontifex.

Israel bei Begräbnis von Botschafter vertreten

Am Mittwoch bestätigte das israelische Außenministerium der Nachrichtenagentur AFP, dass Israels Botschafter im Vatikan, Yaron Sideman, an der Beerdigung des Papsts am Samstag teilnehmen werde.

In einem Leitartikel der Zeitung "Jerusalem Post" vom Dienstag wurde die Rolle von Papst Franziskus bei der "Steuerung der katholischen Kirche durch Turbulenzen" gewürdigt. Der "moralischer Kompass" des Papstes sei jedoch "immer wieder ins Wanken geraten", wenn es um Israel gegangen sei. "Seit Beginn seines Pontifikats schlug Franziskus einen deutlich anderen Ton gegenüber dem jüdischen Staat an als gegenüber dessen Gegnern", schrieb die Zeitung und fügte hinzu, dass sich die Beziehungen nach dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober weiter verschlechtert hätten.
 

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