Ein Wohnhaus ist in Paris bei Protesten der "Gelbwesten" in Flammen aufgegangen - eine Mutter und ihr Baby wurden gerettet. Das Feuer wurde nach Angaben von Innenminister Christophe Castaner vorsätzlich gelegt. Es brach in einer Bank im Erdgeschoß des Hauses in der Nähe der Prachtmeile Champs-Élysées aus und breitete sich dann aus, wie der Sender France 3 berichtete.
Die Mutter und ihr Kind befanden sich den Angaben zufolge im zweiten Stock und wurden von Feuerwehrleuten in Sicherheit gebracht. "Die Personen, die diese Tat begangen haben, sind weder Demonstranten noch Randalierer, sie sind Mörder", erklärte Castaner via Twitter.
Brände und Plünderungen bei "Gelbwesten"-Demo in Paris
Anarchie im Zentrum von Paris: Die Proteste der "Gelbwesten"-Bewegung sind am Samstag in massive Gewalt ausgeartet. Randalierer plünderten auf dem Prachtboulevard Champs-Élysées Geschäfte und setzten sie in Brand. Sie errichteten brennende Barrikaden und zündeten eine Bankfiliale an. Beim Brand des darüber liegenden Wohnhauses wurden elf Menschen verletzt.
Es war der gewalttätigste "Gelbwesten"-Protest seit Dezember. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, um die Demonstranten zurückzudrängen. Mehrere Zeitungskioske brannten aus, vermummte und schwarz gekleidete Teilnehmer der Proteste warfen Steine auf Polizisten und bauten Barrikaden.
Auf den Champs-Élysées wurden unter anderem an einem Geschäft der Modekette Boss und am Promi-Restaurant Fouquet's Scheiben eingeschlagen. Die Demonstranten setzten eine Bankfiliale im Erdgeschoß eines Wohngebäudes in Brand. Eine Frau und ihr Baby waren im zweiten Stock von den Flammen eingeschlossen und mussten von der Feuerwehr gerettet werden. Elf Menschen wurden bei dem Brand verletzt, unter ihnen zwei Feuerwehrleute.
"Sehen Sie nur, was hätte passieren können", sagte ein sichtlich unter Schock stehender Bewohner des Gebäudes der Nachrichtenagentur AFP. "Sie hätten töten können."
Gelbwesten skandieren "Das ist Apokalypse"
Über den Boulevards im Herzen der Hauptstadt stieg Rauch auf, Tränengasschwaden zogen durch die Straßen. Eine derartige Gewaltbereitschaft bei "Gelbwesten"-Protesten hatte es zuletzt im Dezember gegeben. Bis zum Abend nahm die Pariser Polizei mehr als 230 Menschen fest. Dabei skandierten sie "Revolution!" und "Das ist die Apokalypse".
Innenminister mit schweren Vorwürfen
Frankreichs Innenminister Christophe Castaner warf den Brandstiftern vor, sie seien weder Demonstranten noch Randalierer, sondern Mörder. In einer Zwischenbilanz am frühen Nachmittag sprach die Polizei von 82 Festnahmen. Castaner sagte weiter, einige Teilnehmer seien offensichtlich "nur angereist, um Sachen zu zerstören". In sozialen Netzwerken hatten die Organisatoren des Protestes zuvor angedeutet, es würden Unterstützer aus Italien, Belgien, den Niederlanden und sogar aus Polen erwartet.
Der Innenminister sprach von 1.500 "extrem gewaltbereiten" Teilnehmern unter den Demonstranten in Paris. Landesweit gingen nach Angaben des Ministeriums bis zum frühen Nachmittag 14.500 "Gelbwesten" auf die Straße - mehr als doppelt so viele wie zur gleichen Zeit eine Woche zuvor. In Paris waren es demnach 10.000 Demonstranten.
Das Innenministerium bezifferte die Zahl der Kundgebungsteilnehmer in Paris am Abend auf 10.000. In der Vorwoche waren es nur 3.000. Landesweit nahmen nach Ministeriumsangaben 32.300 Menschen an den Protesten teil, etwas mehr als eine Woche zuvor. Vertreter der "Gelbwesten" sprachen auf Facebook von 230.766 Teilnehmern.
Macron brach Skiurlaub ab
Präsident Macron brach einen kurzen Ski-Urlaub in den Pyrenäen ab und kehrte nach Paris zurück. Am späten Abend wollte er das Kriseneinsatzzentrum besuchen.
Teilnehmer der Kundgebung in Paris versuchten, die Gewalt zu rechtfertigen. "Wir waren zu nett, darum die Gewalt heute", kommentierte ein Demonstrant die Vorfälle. Ein anderer sagte: "Das hier ist nicht schön, aber nur so können wir uns Gehör verschaffen."
Parallel zu den Demonstrationen endeten die Diskussionsrunden, zu denen Präsident Emmanuel Macron die Bürger unter dem Eindruck der Proteste aufgerufen hatte. In den vergangenen zwei Monaten waren rund 500.000 Menschen zu den landesweiten Gesprächen gekommen. Die "Gelbwesten" hatten die Veranstaltungsreihe als Ablenkungsmanöver abgelehnt.
Die Demonstranten gehen seit dem 17. November auf die Straßen. Zum Höhepunkt der Kundgebungen im vergangenen Jahr hatten daran mehr als 300.000 Menschen teilgenommen. Die teils gewaltsamen Proteste der Gelbwesten hatten sich an Regierungsplänen zu Benzinpreiserhöhungen entzündet. Sie wuchsen zu Massenprotesten gegen Präsident Emmanuel Macron aus, dem seine Gegner vorwerfen, ein Präsident der Reichen zu sein. Zuletzt nahm der Zulauf zu den Kundgebungen ab. Die Gelbwesten hatten angekündigt, diesen Samstag in größerer Zahl zu demonstrieren, um den Protesten neuen Schwung zu geben. Die Protestierer werden als Gelbwesten bezeichnet, weil sie bei ihren Kundgebungen die Kfz-Warnwesten tragen.
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