Trump hat ihn "nicht gelesen"

Rätsel um Brief von Kim Jong-un

01.06.2018

US-Präsident Donald Trump will nun doch Kim Jong-un in Singapur treffen. Die Reaktionen in den USA sind gemischt.

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© AFP
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Zuerst sagte US-Präsident Donald Trump einer Einladung zum Gipfeltreffen mit Nordkoreas Führer Kim Jong-un spontan zu und das Meeting ebenso prompt wieder ab. Jetzt der nächste Höhepunkt der Schleuderfahrt am Weltparkett: Das historische Meeting findet doch statt – wie zuerst geplant am 12. Juni in Singapur.

Das verlautete Trump theatralisch am Rasen vor dem Weißen Haus – nach einem fast zweistündigen Gespräch mit Unterhändler Kim Yong-chol im Oval Office. “Ich sehe euch alle in Singapur”, grinste er vor dem Presse-Tross.

Das Hin und Her um die Gipfel und die dramatischen Momente am Südrasen sorgten jedenfalls für packendes Live-TV. Wieder gelangt es dem US-Staatsoberhaupt, die große Weltpolitik fast wie Reality-TV zu inszenieren.

Für kuriose Momente sorgte auch der Brief von Kim Jong-un an Trump, den der Unterhändler – einer der mächtigsten Männer in Pjöngjang – dem Präsidenten mitgebracht hatte.

Zuerst verbreiterte sich Trump über den “netten und interessanten Brief” und hänselte die Presse: “Würdet ihr nicht gerne wissen, was da drinnen steht?” Minuten später stellte sich heraus, dass das auch der Oberkommandierende selbst nicht wusste: Er musste zugeben, den Brief noch gar nicht geöffnet zu haben …

Die kuriose Posse sorgte prompt für bissige Kommentare auf “Social Media”.

Die Reaktionen in den USA auf Trumps Zickzackkurs sind gemischt:

  • Der nun wieder geplante Gipfel wird insgesamt von Experten und Kommentatoren als positive Entwicklung bewertet. Der Tenor: Ein Dialog sei besser als wüste “Feuer und Zorn”-Drohungen und die Gefahr eines Atomkrieges.
  • Doch Trump, der zuerst das prompte Einstampfen von Nordkoreas Atom- und Raketen-Arsenals zur Bedingung für ein Treffen gemacht hatte, scheint nun die Erwartungshaltungen dramatisch herunterzuschrauben. Es soll ein Treffen “zum Kennenlernen” sein, sagte er. Und vielleicht ein wenig mehr. Es wäre schon als Erfolg zu bewerten, sollte ein Prozess zur Atom-Abrüstung in Gang gebracht werden können, so Trump.
  • Aus den Aussagen des Republikaners geht auch hervor, dass als symbolischer und feierlicher Akt vereinbart werden könnte, den Korea-Krieg offiziell zu beenden – nachdem es selbst nach mehr als sechs Jahrzehnten bisher nur einen Waffenstillstand gibt.

Und wegen Kims Brief an Trump kann nur gehofft werden, kommentierten Beobachter im US-TV, dass nichts Negatives drinnen steht – sonst müsste Trump am Ende den Gipfel neuerlich absagen …

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