Abfall-Krise

Rom will Müll nach Österreich schicken

12.08.2016

Größte Deponie der Stadt wurde auf Druck von Brüssel geschlossen.

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© AFP
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Rom hofft auf die Hilfe Österreichs und Deutschlands bei der Bewältigung der Müllkrise. Die Stadt möchte Abfall in Anlagen dieser beiden Länder entsorgen lassen. "Jetzt haben Österreich und Deutschland 30 Tage Zeit für eine Antwort", sagte der für Umweltfragen zuständige Stadtrat Mauro Buschini nach Medienangaben. Präzise Angaben dazu wurden allerdings nicht gemacht.

Bürgermeisterin Virginia Raggi wollte den Abfall ursprünglich innerhalb Italiens entsorgen lassen. Ihre Pläne stießen auf vehemente Proteste der betroffenen Regionen. Heftigen Widerstand leistet Umbrien. Auch Gemeinden im südlichen Lazio, wo sich Deponien und Verbrennungsanlagen befinden, wollen vom Müll der Ewigen Stadt nichts wissen.

Die Präsidentin der Region Umbrien, Catiuscia Marini, meinte, Roms Abfall müsse entsorgt werden, wo er produziert worden ist. Es sei unannehmbar, dass eine Region mit 900.000 Einwohnern mit dem Müll einer Großstadt von 3,5 Millionen Menschen fertig werden müsse. Die Entsorgungsanlagen in Umbrien seien auf den lokalen Bedarf ausgelegt.

"Niemand will den Müll von Rom"

"Niemand will den Müll von Rom", kommentierten oppositionelle Kommunalpolitiker schadenfroh. Wegen der Krise sind die ersten Wochen von Raggis Amtszeit alles andere als entspannt. Dabei hatte sie als erste Frau in der Ewigen Stadt die Bürgermeisterwahlen mit dem Versprechen gewonnen, die Entsorgungsprobleme zu lösen.

Größte Deponie geschlossen

660 Kilo Müll produziert jeder Römer pro Jahr. Recycelt wird davon nach offiziellen Angaben etwa ein Viertel. Aber seit 2013 ist Roms und gleichzeitig Europas größte Deponie, Malagrotta, aufgrund des Drucks aus Brüssel geschlossen worden. Überfüllt war sie bereits seit Jahren, da sie 2007 eigentlich geschlossen werden sollte, weil offene Deponien in der EU verboten sind.

Die Anlage war völlig überlastet, täglich wurden dort 4.500 Tonnen Müll abgeladen. Der private Betreiber, der Abfall-Monopolist Manlio Cerroni, hatte die städtischen und regionalen Politiker so in seine Netze eingesponnen, dass sie ihm eine lukrative Verlängerung nach der anderen zugestanden. Im Oktober 2013 war dann endgültig Schluss.

Nach der Schließung von Malagrotta suchte Rom nach anderen Entsorgungsmöglichkeiten, doch keine ließ sich wirklich umsetzen. Pläne für die Errichtung von Müllverbrennungsanlagen scheiterten an Anrainerprotesten. Dazu kamen noch Missmanagement und Korruption bei der Müllentsorgungsfirma AMA, bei der ein Loch von 650 Millionen Euro klafft.

 

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