"Vantablack"
Satelliten-Chaos: Unternehmen will jetzt das All schwärzen
21.07.2025In den letzten Jahren hat sich der Anblick des Nachthimmels deutlich verändert. Wo früher Sterne und Sternschnuppen im Mittelpunkt standen, ziehen heute häufig helle Punkte ihre Bahnen – es handelt sich um Satelliten, die in zunehmender Zahl unseren Planeten umkreisen.
Für viele Hobby-Sterngucker ist das störend. Für die Wissenschaft ist es ein echtes Problem. Doch ein neues Material aus Großbritannien könnte bald helfen.
Neue Beschichtung soll die Lichtverschmutzung durch Satelliten mindern
In klaren Sommernächten fällt es besonders auf: Über den Himmel ziehen nicht nur Sterne, sondern auch schnell bewegte Lichtpunkte. Diese stammen von Satelliten, die sich in niedriger Höhe um die Erde bewegen. Es sind bereits rund 8000 solcher Objekte unterwegs – und es könnten bald deutlich mehr werden. Nach aktuellen Schätzungen könnte ihre Zahl bis 2030 auf mehrere zehntausend steigen.
Hinter dem Trend stehen große Satellitenprojekte, sogenannte Megakonstellationen. Sie sollen etwa Internetverbindungen bereitstellen, insbesondere in abgelegenen Gegenden. Besonders bekannt ist das Unternehmen SpaceX (USA) mit dem Projekt „Starlink“. Auch Amazon (USA) plant mit dem „Project Kuiper“ einen eigenen Satellitenverbund. Und China entwickelt derzeit ein ähnliches System unter dem Namen „Qianfan“.
Licht statt Dunkelheit: Eine Herausforderung für die Forschung
Diese vielen Satelliten bringen aber auch neue Probleme mit sich. Sie reflektieren das Sonnenlicht – besonders über ihre Solarpanels – und erscheinen am Himmel als helle Streifen oder Punkte. Das stört vor allem astronomische Messungen. Denn moderne Teleskope, wie zum Beispiel das bekannte „Hubble“-Teleskop, reagieren sehr empfindlich auf Licht. Wenn ein Satellit durch das Bild fliegt, können wertvolle Daten verloren gehen.
Wissenschaftler warnen deshalb schon länger: Wenn sich die Zahl der Satelliten weiter erhöht, wird es in einigen Himmelsbereichen um bis zu ein Prozent heller. Das klingt nach wenig, ist für die Astronomie aber bereits eine massive Störung. Auch bodengebundene Sternwarten haben zunehmend Schwierigkeiten, klare Bilder zu erhalten.
Neue Hoffnung: Ein schwarzes Material aus Großbritannien
Eine mögliche Lösung kommt aus dem Vereinigten Königreich. An der University of Surrey (England) arbeitet ein Team von Forschern und Entwicklern des Unternehmens Surrey Nanosystems an einer speziellen Beschichtung für Satelliten. Diese trägt den Namen „Vantablack 310“. Das Material basiert auf einer früheren Version aus dem Jahr 2014 und kann fast das gesamte sichtbare Licht schlucken.
Der Plan: Wird ein Satellit mit dieser Beschichtung überzogen, soll er für das bloße Auge kaum noch sichtbar sein. Das könnte die Auswirkungen auf den Nachthimmel stark verringern. Der erste Test ist bereits für das Jahr 2026 geplant. Im Rahmen der sogenannten „Jovian 1“-Mission soll ein kleiner Satellit, ein sogenannter Cubesat, ins All gebracht werden – mit Vantablack 310 an Bord.
Das kann die neue Beschichtung wirklich
Die beteiligten Wissenschaftler wollen von der Erde aus beobachten, wie gut das Material funktioniert. Ziel ist es, festzustellen, ob die Beschichtung tatsächlich die Sichtbarkeit reduziert und wie sie sich unter den Bedingungen im Weltall verhält. Die Umgebung im niedrigen Orbit (in rund 500 bis 2000 Kilometern Höhe) ist anspruchsvoll. Hohe Temperaturen, Strahlung und schnelle Geschwindigkeiten sind für viele Materialien eine Belastung.
Laut Keiran Clifford von Surrey Nanosystems sei Vantablack 310 sehr robust. Es bleibe auch bei verschiedenen Blickwinkeln tiefschwarz. In einem Beitrag auf der Webseite der University of Surrey erklärt er, dass diese Entwicklung ein Schritt hin zu mehr Ausgewogenheit sei: Einerseits könnten Satelliten weiterhin ihren Dienst leisten – andererseits bleibe der dunkle Himmel als Beobachtungsraum für Forschung und für alle, die in Ruhe in die Sterne schauen möchten, erhalten.