Russische Technik

Sojus-Kapsel ist "VW-Käfer des Weltalls"

21.07.2011

Nach Ende des Shuttle-Programms: Russland Monopolist bei ISS-Versorgung.

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© Torsten Silz/dapd
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Nach dem Ende des Space-Shuttle-Programms ist Russland mit seinen Sojus-Raumschiffen vorerst Monopolist bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS. Die Vormachtstellung lässt sich Moskau gut bezahlen: Für einen der drei Plätze in der Kapsel müssen die USA rund 60 Millionen US-Dollar (rund 42 Mio. Euro) überweisen. Nach der Katastrophe des US-Shuttles "Columbia" 2003 war die Sojus bereits zwei Jahre lang die einzige Verbindung zur ISS. Die nächste Sojus (deutsch "Union") soll im September vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan abheben.

Technisch rückständig, aber enorm zuverlässig: Die Sojus gilt als "VW-Käfer des Weltalls". Nach dem Jungfernstart 1966 blieb das Raumschiff lange Zeit fast unverändert. "Es ist eng und unbequem, aber ungeheuer pragmatisch", sagt der ehemalige deutsche Astronaut Thomas Reiter über das vier Kubikmeter kleine Landemodul. 2010 ersetzte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos das analoge Steuerungssystem durch eine digitale Anlage.

Zwar gilt die Sojus als eines der sichersten Transportsysteme, trotzdem gab es tödliche Zwischenfälle. 1967 starb ein Raumfahrer bei der Landung, weil der Bremsfallschirm versagte, und 1971 erstickten drei Kosmonauten in der glockenförmigen Kapsel.

Im Gegensatz zum US-Shuttle kehren Sojus-Raumschiffe nicht im Gleitflug zur Erde zurück und sind auch nicht wieder verwendbar. Nach dem Abdocken von der ISS tritt die Kapsel mit etwa 830 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre ein und wird von Fallschirmen auf etwa 5 Stundenkilometer gebremst. Nach ihrem meist unsanften Aufprall in der zentralasiatischen Steppe enden sie oft im Museum ihres Erbauers, des Raumfahrtkonzerns RKK Energija bei Moskau.

Entwickelt worden war die Sojus von dem sowjetischen Konstrukteur Sergej Koroljow. "Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie", sagte der 1966 gestorbene Weltraumpionier einst über sein Werk. "Kompliziert bauen kann jeder."

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