Konklave-Krimi
Sprachen-Chaos bei der Papst-Wahl
06.05.2025Nicht alle Kardinäle sprechen Latein oder Italienisch
Ab Mittwoch kommen 133 Kardinäle aus fünf Kontinenten in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan zusammen, um einen neuen Papst zu wählen. Die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums spiegelt die Vision von Papst Franziskus einer globalen Kirche wider, die immer weniger europa- und west-orientiert ist. In welcher Sprache werden sich die Kardinäle aus allen Weltteilen unterhalten? Das altehrwürdige Latein spricht nur noch eine Minderheit der Geistlichen.
Auch Italienisch, neben dem Lateinischen zweite Amtssprache des Vatikan, sprechen nicht alle perfekt. Daher dürfte so mancher Kardinal einfach bei seiner Muttersprache bleiben - auf die Gefahr hin, nicht verstanden zu werden. Bis zum Beginn des Konklaves halfen nach Angaben des Vatikan Dolmetscher den Kardinälen aus aller Welt bei ihren Diskussionen. Eingeschlossen in der Sixtinischen Kapelle sind sie aber auf sich selbst angewiesen. Wer seine Gedanken da nicht für alle verständlich ausdrücken kann, könnte im Nachteil sein. Schlechtes oder kein Italienisch dürfte selbst den besten Papst-Kandidaten disqualifizieren.
Ausländische Päpste sprachen alle Italienisch
Als der Pole Karol Wojtyla am 16. Oktober 1978 erstmals als Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz auftrat, sammelte er Pluspunkte bei den Italienern, indem er sie aufforderte, sein Italienisch, wenn nötig, auszubessern. Sein deutscher Nachfolger Benedikt XVI. sprach nach vielen Jahren in der römischen Kurie ein perfektes Italienisch. Auch der argentinische Papst Franziskus, der Papst "vom anderen Ende der Welt", beherrschte Italienisch dank seiner Eltern aus dem norditalienischen Piemont sehr gut.
Damit auch alle Teilnehmer mitbekommen, was gerade auf der Tagesordnung steht, war es bei früheren Papst-Wahlen offenbar Brauch, sich in Sprachgruppen oder nach Kontinenten aufgeteilt zusammenzusetzen. Diese Praxis wird wahrscheinlich auch ab Mittwoch wieder zum Tragen kommen. "Die Kardinäle werden sich gegenseitig mit der Sprache helfen", antwortete Vatikan-Sprecher Matteo Bruni auf Fragen, wie sich die Papst-Wähler im Konklave verständigen werden.
Dennoch sind gewisse Grundkenntnisse des Lateinischen weiter unabdingbar. Die Kardinäle tagen "cum clave" ("mit Schlüssel"), also "in Klausur". Und der Kardinal-Protodiakon, der nach erfolgreicher Wahl auf den Balkon des Petersdoms tritt, kleidet die frohe Botschaft traditionell in die Formel "Habemus Papam" ("Wir haben einen Papst").
Latein war über Jahrhunderte die Sprache der Kirche und ist es offiziell auch heute noch. Doch seit den späten 1960er-Jahren, als Reformen Messen auch in der jeweiligen Landessprache ermöglichten, befindet sich Latein unter den Kirchenleuten auf dem Rückzug. Die beiden Konklaven 1978 waren die letzten, in denen die Umgangssprache unter den überwiegend alten Kardinälen noch Lateinisch war. Ob Italienisch als Umgangssprache funktioniert, wird sich nun beim derzeitigen Konklave zeigen. Von den 133 Kardinälen, die an der Papstwahl beteiligt sind, kommen 19 aus Italien. Viele andere haben Italienisch an theologischen Instituten oder Universitäten in Rom studiert, an denen sie ihre Kirchenkarriere begannen.